Kader WALTER Tigers Tübingen 2016/2017
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An dieser Stelle hier nun mein persönliches Fazit dieser abgelaufenen und eher zum Vergessen geeigneten Saison 2016/2017 in drei Teilen.
Für mich gab es in dieser Spielzeit leider sehr wenige Highlights und viel Unerfreuliches, aber dennoch steht unter dem Strich: Die Klasse wurde gehalten, die Halle war voll und wir sind nächstes Jahr wieder in der BBL an Bord.
Teil 1: Das, was bleibtHC Tyron McCoy: Für ihn war es das erste komplette Jahr in Tübingen und er hat zunächst mit starken Verpflichtungen überzeugt. Barry Stewart kam mit reichlich BBL-Erfahrung und hat diese mehr als bestätigt. Auch Gary McGhee kannte die Liga und hat das, was von ihm erwartet wurde, erfüllt. Mit Dez Wells, Stanton Kidd und Julian Washburn hat man drei Liga-Neulinge verpflichtet, die allesamt starke Zahlen hatten, auch wenn Wells (leider?) kein BBL-Spiel für uns bestritt. Auch die deutschen Spots wurden für unsere Verhältnisse gut besetzt und vor allem die Nominierung von Isaiah Philmore für das Allstar-Game zeigt, dass da ein richtig starker Spieler zu uns kam. McCoy hat - das werfen ihm viele vor - dem Tigers-Spiel noch keinen richtigen Stempel aufdrücken können, außer dass uns stets der Ruf vorauseilte, von der Dreierlinie zu ballern. Auch sein Coaching während des Spiels (wo uns das eine oder andere Mal gegnerische Trainer mit ihren Umstellungen geschlagen haben) und das Timing der Auszeiten war nicht immer optimal. McCoys Vertrag wurde um zwei Spielzeit verlängert und er hat nun die Möglichkeit, zunächst durch die Zusammenstellung seiner neuen Mannschaft und dann durch eine bessere Performance in der Saison 2017/18 zu zeigen, dass er mehr kann.
AC Sasa Nadjfeji: Für ihn ist die Umstellung vom Spieler- zum Trainerdasein nicht immer leicht gewesen. Auch die Tatsache, dass er (und zeitweise auch McCoy) nochmal die Stiefel schnüren mussten, ist alles andere als von Vorteil für ihn. Er ist jedoch voll motiviert bei der Sache, kann gerade den Big Men noch jede Menge Tipps geben und identifiziert sich voll und ganz mit dem Standort, weswegen wir weiterhin froh sein dürfen, ihn bei uns zu haben.
PG Jared Jordan: Muss man über ihn viele Worte verlieren? Eigentlich nicht. Er ist erneut bester Passgeber der Liga geworden, wird von allen Gegnern respektiert und von seinen Mitspielern geschätzt. Defensiv ist er nicht der stärkste, aber an seinem Einsatz gibt es kaum Zweifel. Seine Dreierquote ist insgesamt auf 30.8% zurückgefallen, daher sollte er diesen nicht erzwingen, sondern nur dann nehmen, wenn die Trefferwahrscheinlichkeit auch wirklich hoch oder der Offensivrebound möglich ist. Starke 55% 2er-Quote, 85% von der Freiwurflinie, 4 Rebounds und knapp 1,5 Steals pro Partie runden eine starke Saison mit 7,8 Assists auf 2,7 Turnover (Gesamteffektivität 15,2) ab.
SG Barry Stewart: Schon bei seiner Verpflichtung waren die Erwartungen an ihn hoch, da ihm der Ruf eines guten Schützen mit BBL-Erfahrung vorauseilte. Im Verlauf der Saison stiegen diese Erwartungen noch, da man nun die erhofften guten Leistungen bestätigt sah und diese nun konstant über die gesamte Runde sehen wollte. Leider bremste ihn im Dezember eine Handverletzung aus, wenngleich er nach nur 6 Wochen schon wieder auf dem Platz stand und direkt wieder an die Vorleistungen anknüpfen konnte. Am Ende stehen 13,3 Punkte in gut 28 Minuten, dazu 3,3 Assists, 2,4 Rebounds und mit 1,6 genauso viele Steals wie Ballverluste. Das bedeutet eine Effektivität von 12,2 bei starken 39,7% Dreierquote.
SG Mauricio Marin: Als bekannt wurde, dass Marin nach Tübingen kommt, war nicht so ganz klar, was man davon erwarten konnte. Ein junger Deutscher, dem man durchaus zutraute, dass er hier seine Rolle finden würde, aber von 2-3 Minuten Garbagetime bis zu einem Rotationsplatz mit 15 Minuten war alles drin. Genau so lief die Saison im Prinzip auch. Spiele, in denen er kaum etwas zeigen durfte wechselten sich mit ganz starken Spielen ab. Unvergessen bleibt dabei die Partie gegen Ludwigsburg kurz nach Weihnachten, als er mit 17 Punkten, 3 getroffenen Dreiern und einer auch sonst bärenstarken Leistungen den Ausfall von Stewart und Jordan in dieser Partie ganz vergessen ließ. Am Ende stehen für ihn etwas mehr als 10 Minuten pro Partie, 3 Punkte bei 35,2% Dreierquote und 93% Freiwürfen und natürlich der Hoffnung, dass er im kommenden Jahr einen noch festeren Platz in der Rotation erhält und seine zweifellos vorhandenen Anlagen noch besser entfalten kann.
C Yasin Kolo: So ein bisschen die tragische Figur der Zehnerrotation. Kam aus den USA zu uns und war eine absolute Wundertüte. Machte relativ zu Beginn beim deutlichen Auswärtssieg in Braunschweig seine beste Partie mit 10 Punkten und starken Quoten, konnte sich aber ansonsten wenig in Szene setzen. Für ihn heißt es, im Sommer hart an sich zu arbeiten und eine Rolle zu finden. Gegen massige Center der Gegner ist er zu weich und zu leicht, gegen bewegliche PF/C wirkt er oft einen Tick zu langsam. Er wird bei uns keinen großen Durchbruch schaffen, aber eine ordentliche Backup-Rolle von 7-8 Minuten sollte möglich sein. Auch sollte sein gutes Händchen von der Dreierlinie noch besser genutzt werden.
Im zweiten Teil widme ich denen, bei denen noch nicht klar ist, wohin die Reise nach dem Sommer gehen wird: Stanton Kidd, Julian Washburn, Gary McGhee, Alvaro Munoz.
Im abschließenden dritten Teile blicke ich zurück auf die, die nicht mehr wiederkommen werden: Isaiah Philmore, Garlon Green, Anthony Myles, Eric McClellan. -
C Yasin Kolo: So ein bisschen die tragische Figur der Zehnerrotation. Kam aus den USA zu uns und war eine absolute Wundertüte. Machte relativ zu Beginn beim deutlichen Auswärtssieg in Braunschweig seine beste Partie mit 10 Punkten und starken Quoten, konnte sich aber ansonsten wenig in Szene setzen. Für ihn heißt es, im Sommer hart an sich zu arbeiten und eine Rolle zu finden. Gegen massige Center der Gegner ist er zu weich und zu leicht, gegen bewegliche PF/C wirkt er oft einen Tick zu langsam. Er wird bei uns keinen großen Durchbruch schaffen, aber eine ordentliche Backup-Rolle von 7-8 Minuten sollte möglich sein. Auch sollte sein gutes Händchen von der Dreierlinie noch besser genutzt werden.
Im zweiten Teil widme ich denen, bei denen noch nicht klar ist, wohin die Reise nach dem Sommer gehen wird: Stanton Kidd, Julian Washburn, Gary McGhee, Alvaro Munoz.
Im abschließenden dritten Teile blicke ich zurück auf die, die nicht mehr wiederkommen werden: Isaiah Philmore, Garlon Green, Anthony Myles, Eric McClellan.Das ist eine schöne Zusammenfassung. Ich freue mich schon auf Teil 2 und 3.
Bei Kolo bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob man seinen Vertrag im Sommer nicht vielleicht sogar auflösen wird. Ich finde, dass der Junge zwar eine engagierte Einstellung hat, aber BBL ist dann wohl doch eine Nummer zu groß für ihn. Das meine ich nicht negativ. Ich denke, dass er persönlich mehr davon hätte, wenn er es in der ProA oder ProB versuchen würde. Da bekäme er sicher mehr Spielanteile und könnte sich auch etwas mehr Sicherheit erarbeiten.
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Mir fehlt be den Tübingern gerade etwas der Biss! Besonders deutlich wurde das meiner Meinung nach im Spiel gegen Ulm. Wie kann man ein Spiel nach einer so überlegenen Anfangsphase noch aus der Hand geben? Ist mir unverstädnlich.
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Mir fehlt be den Tübingern gerade etwas der Biss! Besonders deutlich wurde das meiner Meinung nach im Spiel gegen Ulm. Wie kann man ein Spiel nach einer so überlegenen Anfangsphase noch aus der Hand geben? Ist mir unverstädnlich.
“Mir fehlt be den Tübingern gerade etwas der Biss” Dir ist bewusst, dass die Saison vorbei ist? Und zum Thema Biss: Ich finde, dass der 2 Tage zuvor gegen Braunschweig da war. “Besonders deutlich wurde das meiner Meinung nach im Spiel gegen Ulm. Wie kann man ein Spiel nach einer so überlegenen Anfangsphase noch aus der Hand geben?”
Welches Spiel hast du denn gesehen? Ich kann mich an keine überlegene Anfangsphase erinnern. Wir hatten eine starke Phase zu Beginn des 3/4, davor war es ausgeglichen.Generell zu aus der Hand geben im Basketball. Wir sind hier nicht beim Fußball. Ein 15-Punkte Vorsprung kann man nicht mit einem 3:0 oder gar 4:0 vergleichen. Dazu ist das Spiel zu schnell, dazu kann man keine Zeit runterspielen wie im Fußball (also auf Ballbesitz gehen etc.). Mich stört es immer wieder, egal bei wem, wenn Leute sagen, aber das muss man doch runterspielen, wie kann man das aus der Hand geben. Basketball, und ja, jetzt kommt die Standard-Phrase, ist und bleibt ein Spiel der Läufe. Ich persönlich sehe erst ein +20 vor dem letzten Viertel als relativ safe an, und selbst das muss nichts bedeuten - und so geht es nicht nur uns. Klar, Bamberg oder München können ein +20 oder gar ein +10 nach dem 1/4 oder zur Halbzeit in der BBL gegen die meisten Teams verwalten - international sieht das bei denen auch anders aus. Jedes andere Team in der BBL verspielt solche Vorsprünge aber auch immer wieder, das liegt in der Natur der Sache. Und das ist doch auch das Geile! Im Fußball ist ein 3:0 zur Halbzeit nahezu eine Vorentscheidung, im Basketball ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein +20 zur HZ nach 10 Minuten verflogen ist. Aber nochmal: Beim Spiel gegen Ulm war unsere höchste Führung schlappe 7 Pünktchen - das ist nichts - das sind im Optimalfall 3 Angriffe für den Gegner…
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Mir fehlt be den Tübingern gerade etwas der Biss! Besonders deutlich wurde das meiner Meinung nach im Spiel gegen Ulm. Wie kann man ein Spiel nach einer so überlegenen Anfangsphase noch aus der Hand geben? Ist mir unverstädnlich.
Quatsch. Teams wie Ulm sind für Tübingen gar kein Maßstab mehr. Sobald Leibenath die Reste seiner gesetzten Spieler reingeworfen hat, war Tübingen klar chancenlos. Dass die Tigers +7 herausgeholt haben, lag vor allem auch an der Ulmer Mannschaft.
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Hier folgt nun mein zweiter Teil des Saisonfazits.
Teil 2: Wo geht die Reise hin mit… ?
SF Alvaro Munoz: Für den Deutsch-Spanier war es sicherlich keine einfache Saison. Aus Ludwigsburg gekommen, wo er eine ähnliche Rolle hatte und ihm der Ruf eines Dreierschützen vorauseilte, konnte er diese Erwartungen nur teilweise bestätigen. Seine Defensive, vor allem sein Einsatz, waren jederzeit in Ordnung, aber offensiv hätte man sich etwas meh erwünscht. Gleichzeitig hatten wir in ihm neben Philmore einen zweiten Deutschen, dem man bedenkenlos auch mal 20 und mehr Minuten geben durfte. Erstaunlich die unterschiedlichen Statistiken in Ludwigsburg und Tübingen: Von 36,7% Dreierquote fiel er auf mickrige 29,8% (teamintern schlechteste Quote aller Tigers!), dafür schraubte er die Freiwurfquote von schwachen 65,4% auf 83,3%. Die übrigen Werte (5,5 Punkte, 2 Rebounds, 1 Assist, 1 Turnover) blieben in etwa gleich. Die Chancen, ihn zu halten, dürften nicht schlecht stehen, aber unklar ist, ob die Tigers nicht auf einen anderen Spielertyp setzen werden.
SF Julian Washburn: Der junge Mann wurde angepriesen als starker Verteidiger, der die Positionen 1-4 abdecken kann - und genau das hat er gezeigt. Defensiv war er von Anfang an da und bestätigte, warum man ihn geholt hat. Offensiv kam sein Motor nur langsam ins Rollen, aber gerade de Wurf aus der Mitteldistanz und jenseits der Dreierlinie fiel immer besser und auch ansonsten wurde Washburn offensiv auffälliger. Problematisch ist ein Stück weit, dass man ihn nicht wirklich auf irgendeiner Position fest verorten kann. Ist er ein sehr groß gewachsener 2er? Ein etwas schmächtiger 4er? Mit 8,3 Punkten und 3,3 Rebounds hat er keine Wahnsinns-Statistiken aufgelegt und dennoch darf man sich nicht wundern, wenn er statt in der Paul-Horn-Arena vielleicht im kommenden Jahr in einer anderen Halle in Deutschland die Schuhe schnürt. 39,8% Dreierquote, fast 92% von der Freiwurflinie, dazu mehr Steals (1,2) als Ballverluste (0,9) und gute Shotblock-Fähigkeiten ergeben eine Effizienz von +10 und ein ziemlich interessantes Gesamtpaket, das mit 25 Jahren seinen Zenit noch längst nicht erreicht hat.
SF Stanton Kidd: Wie sehr der Ausfall von Kidd in den ersten Monaten der Saison wirklich schmerzen würde, konnten nur die wenigsten ahnen. Dass die Tigers an ihm festgehalten haben und das in seinen 20 Partien durchaus zurückbezahlt bekamen, zeigt ein Blick auf eindrucksvolle Statistiken: 13 Punkte und 5 Rebounds in 27 Minuten, einen hervorragende Dreierquote von 40,7%, dazu ein gutes Auge für den Mitspieler, eine gute, wenngleich nicht immer herausragende Defense machen ihn zum zweiteffektivsten Spieler und zweitbesten Scorer im Team. Er wird sich in Ruhe aussuchen können, wohin ihn der Weg führt. Dass der GEA ihn nach Jordan und Stewart als dritte mögliche Verlängerung aufgeführt hat, werte ich mal als Zeichen dafür, dass man nicht gänzlich chancenlos ist.
C Gary McGhee: An ihm scheiden sich nach dem Ende der Saison genauso die Geister wie bei seiner Verpflichtung. Für ihn sprachen zunächst seine (BBL-)Erfahrung sowie seine defensiven Qualitäten. Diese spricht ihm auch niemand ab und selbst seine größten Kritiker attestieren ihm eine gute Saison. Was fehlt - und von vielen zu Recht bemängelt wird - ist eine größere Banbdbreite an offensiven Qualitäten. Hier kam McGhee zwar im Laufe der Saison besser zurecht bzw. Jordan und Stewart verstanden es immer besser, ihn in Szene zu setzen und vor allem mit vielen Anspielen auf Ringniveau einfache Punkte zu ermöglichen. Wenn er aber aus mehr als 1-2 Metern Entfernung werfen musste, traf der Ball nicht selten nicht einmal den Ring. Am Ende stehen für ihn in 25 Minuten 9,1 Punkte und 6,4 Rebounds zu Buche, eine starke 2er-Quote von 59,5% - von der Linie trifft er schlechter (58,3%). Ob man ihn halten kann und will, ist letztlich auch eine Systemfrage. Wenn man ihn nicht mit Kolo ergänzt, sondern mit einem Forward-Center, der seine stärken offensiv im Insidegame hat, dann kann man ihn verlängern. Dass McGhee keine guten Angebote bekommt, halte ich nach einer für ihn insgesamt doch guten Saison für ausgeschlossen.
Im dritten und abschließenden Teil wende ich mich den Spielern zu, die definitiv nicht mehr zurückkehren werden: Isaiah Philmore, Eric McClellan, Anthony Myles, Davion Berry und Garlon Green.