Moral in Halbzeit zwei reicht nicht
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Moral in Halbzeit zwei reicht nicht
Im BKT EuroCup unterliegt ratiopharm ulm auswärts gegen Slask Wroclaw mit 100:88.
Keymoment: Kampfgeist, Aufholjagd und nervenstarke Hausherren
Offensichtlich fand Trainer Anton Gavel die richtigen Worte in der Halbzeitansprache. Unmittelbar nach Seitenwechsel leitete höchstpersönlich „Capitano Tommy Klepeisz die Aufholjagd ein, ging an beiden Seiten des Feldes voran. Dies hatte einen 11:4 Lauf aus Ulmer Sicht zur Folge, der den Rückstand verkürzte und das Spiel wieder offen gestaltete. Auch im Schlussabschnitt spielte Klepeisz eine tragende Rolle, vollendete mit einem wilden Dreier aus der Ecke trotz Bedrängnis den 12:2 Lauf. Fünf Punkte betrug der Rückstand, bevor Center Dusan Miletic das Scoring übernahm und einen persönlichen 9:2 Run markierte. Am Ende zeigte sich Wroclaw jenseits der Dreierlinie (14/27, 51,9%) abgezockt und fügen den Ulmern die sechste Niederlage im EuroCup zu.
Keyplayer: Die Dauerbrenner mit offensivem Einfluss
Hervorzuheben sind alle drei Akteure, die mindestens 30 Minuten abgerissen haben: Tommy Klepeisz, Karim Jallow und Trevion Williams. Vorbildhaft versuchte Kapitän Klepeisz das Ruder umzureißen und demonstrierte seine Qualitäten von außen (5/6 3er, 15 Punkte). Mit 22 Punkten ist erneut Karim Jallow Ulmer Topscorer, trat vor allem als unaufhaltsame Lokomotive in Erscheinung, die entschlossen zum Korb zog (6/8 2er). Wieder mal endete der Arbeitstag für Big-Man Williams mit einem Double-Double. Es fehlten nur zwei Assists für das erste Triple Double (12 Punkte, 14 Rebounds und 8 Assists).
Wie von Trainer Anton Gavel gewünscht, brachten die Uuulmer zunächst defensiv die nötige Energie auf das Parkett. Das beste Beispiel dafür der Monsterblock von L.J. Figueroa in den ersten Sekunden. Auch offensiv setzte das Team in den Anfangsminuten ein Ausrufezeichen -- Kapitän Klepeisz fungierte als hervorragender Passgeber und bediente Trevion Williams per Lob, der den Ball dann lehrbuchmäßig in den Ring stopfte. Im Laufe des ersten Viertel wirkte die Defensive dann nicht mehr so sattelfest und oftmals unsortiert, was die Hausherren konsequent bestraften. Da die Wurfquoten stimmten (2er 5/7, 3er 3/7), entwickelte sich das erste Viertel zu einem offensiven Schlagabtausch. Auch das nächste sehenswerte Highlight der Partie gehörte den in weißgekleideten Ulmern: Bereits häufig gesehen, aber jedes Mal eine absolute Feinkost für das Auge -- ein Pass aus der eigenen Hälfte von Williams in Quarterbackmanier, der den nachvorne gelaufenen Figueroa fand. Die defensive Intensität wurde Mitte der ersten Hälfte zwar hochgeschraubt, dennoch stellte sich das Rebounding am defensiven Ende als Problem dar -- zu viele zweite Chancen brachten die Polen (4 OR) auf das Scoreboard und einen zwischenzeitlich sieben Punkte Rückstand. Wenige Minute vor der Pause stockte zudem die Offensivmaschinerie, zu statisch und zu fehleranfällig (9 Ballverluste). Somit brauchte es zu häufig eine grandiose Einzelaktion wie einen tiefen Dreier von Juan Núñez, der einige Meter vor der Dreipunktelinie erfolgreich abdrückte. In der Defensive fehlte weiterhin der Zugriff (10:0 Lauf), dementsprechend wuchs der Rückstand zur Pause an (52:37, HZ.).
Als Taktgeber ging Tommy Klepeisz nach der Pause voran und das Team folgte seinem Kapitän. Seine Verlässlichkeit zeigte der Distanzschütze von außen, verwandelte zwei in Folge und in der nächsten Angriffssequenz traf Figueroa den nächsten, verkürzte damit auf sechs Punkte. Das Team zeigte defensiv ein komplett anderes Gesicht: deutlich konzentrierter, aggressiver und disziplinierter als in Halbzeit Eins. Ein Indikator dafür die gesunkenen Wurfquoten des Gastgebers. Knapp drei Minuten vor Ende des dritten Viertels, mitten in der Ulmer Drangphase hatte Wroclaw offensiv das Glück des Tüchtigen, egal ob mit Brett oder mithilfe des Ringes, die Würfe fielen und wieder mal sahen sich die Uuulmer einem zweistelligen Rückstand gegenüber. Ein erheblicher Anteil der sogenannten 50/50 Aktionen gingen an die Polen, auch die Schwächen am defensiven Brett hielt an und Wroclaw generierte somit weiterhin zweite Chancen (10 OR). Die Uuulmer steckten nicht auf, verteidigten weiterhin hart und erschwerten in der Phase die Wurfversuche. Im Schlussabschnitt stimmte die Körpersprache, der Beweis dafür: Mit einer Serie von starken Dunks starteten die Uuulmer dass entscheidende Viertel. Erst Pacôme Dadiet aus dem Stand, dann lässt es George de Paula gegen den Verteidiger ordentlich krachen und den Abschluss setzte Karim Jallow im Fastbreak, der die Korbanlage in der Arena testete. Wroclaw hatte in Person von Center Dusan Miletic allerdings die passende Antwort parat. Der Serbe zeigte sich aus dem Dreierbereich makellos (4/4) und beendete den Ulmer Run (12:2). Immer wieder kam das Team auf einige Punkte ran, aber die endgültige Wende blieb letztendlich aus. Am Ende sind 15 Turnover in Summe zu viel, um das Ergebnis komplett zu drehen.
Orange-Mixed Zone
Head Coach Anton Gavel: „Wir haben insgesamt 100 Punkte erlaubt, in jeder Halbzeit 50. So wird es schwierig Spiele im EuroCup, vor allem auswärts zu gewinnen. Es gab eine Phase im dritten Viertel, in der wir die Energie auf das Feld brachten und Stopps generierten. Ansonsten waren wir defensiv nicht existent, allen voran in der ersten Hälfte. Das sind die Gründe wieso, wir letztendlich verdient verloren haben.