Quo Vadis, BBL, Liga der Weltmeister?
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Quo Vadis, BBL, Liga der Weltmeister?
Bis 2020 wollen wir die stärkste Liga in Europa werden, Jan Pommers Zielsetzung im Sommer 2012 war eine mutige Ansage, die auch 11 Jahre später noch immer nachklingt. Eine Pandemie mit vielen Unsicherheiten später folgte im November das nächste Positionspapier der Liga: Triple Double. Bis 2032 will man die deutsche Elite-Liga auf ein neues Level heben, höher, größer, besser. Doch ein Jahr später ist die Realität eher trist, es wirkt fast so, als wäre die Liga auf einem ähnlich schwachen Stand wie damals, als Jan Pommern das Ziel 2020 ausgerufen hat. Und das obwohl man seit 2020 die größten Erfolge in der deutschen Basketball-Geschichte feiern konnte, Quo Vadis BBL, Liga der Weltmeister?
Euroleague…
Fangen wir oben an, in europäischen Nahrungskette, nicht in der BBL. Seit 2021 hat die BBL erstmals einen festen Lizenzinhaber in der zweitbesten Liga der Welt, den FC Bayern Basketball. Als Willkommensgeschenk brachten die Münchner direkt die schwächste Saison international (und auch national) mit, danach kam Andrea Trinchieri und erreichte zweimal sensationell die Playoffs der Euroleague und war eine Halbzeit und nur eine erfolgreiche Ballbesitzphase vom Final Four entfernt. Letzte Saison dann der Knick, international weitestgehend chancenlos setzten die Verantwortlichen auch im Anschluss die nationale Liga mit dem sang- und klanglosen Ausscheiden in den BBL-Playoffs in den Sand. Mit dem ehemaligen Madrider Erfolgscoach Pablo Laso vollzog man den Umbruch. Ein runderneuerter Kader, angeführt von Gallionsfigur Serge Ibaka, soll den Erfolg wieder nach München bringen. Die Realität ist bisher ernüchternd. 10 Siege aus 19 Spielen, dazu bereits drei Niederlagen in neun Spielen national. Der Motor stottert erheblich. Die Hoffnung auf den attraktiven spanischen Stil, den Aito einst 2017 in die BBL brachte, hat sich bisher nicht erfüllt. In bester Trinchieri-Manier sind die meisten Spiele offensiv ein Krampf, während man defensiv dem Gegner das Leben extrem schwer macht. Die Probleme sind dabei zum Teil hausgemacht. Der Kader wirkt unrund, das Spacing ist schwach, auf den Guard-Positionen fehlt Qualität und Erfahrung, die Skill-Sets einiger Spieler überlappen sich, was zu Limitationen führt und die neue Spielphilosophie scheint die Spieler eher zu hemmen als zu beflügeln. Die Zeit läuft international gegen die Mannschaft, national kann sie nur helfen. Über allem schwebt dabei die Rückkehr des Kapitäns Vladimir Lucic: Ob die Re-Integration des besten Spielers der BBL in den vergangenen 10 Jahren, nach zwei Jahren voller Verletzungsproblemen, die Lösung sein kann, das ist fraglich.
Den Fuß in der Tür zu jener permanenten Lizenz hat man in der Hauptstadt. Doch seit der letzten Meisterschaft von ALBA Berlin läuft man den eigenen Erwartungen hinterher, obwohl man im Sommer 2022 das Gefühl haben konnte, dass die Mannschaft 2022/2023 auch international den Schritt nach vorne machen könnte. Doch im zweiten Jahr nach Aito zerbrach etwas in der Mannschaft, ob aufgrund der zwölf Niederlagen in Serie oder ob die Niederlagenserie das Produkt dieser Entwicklung war, ist unbekannt. International rehabilitierte man sich, doch das frühe und unerwartete Viertelfinal-Aus gegen Ratiopharm Ulm war ein Tiefschlag. Als Krönung verließen im Sommer mit Maodo Lo, Jaleen Smith und Ben Lammers und mit Luke Sikma auch das Gesicht der Mannschaft den Verein und das keine acht Monate, nachdem dieser noch den Wunsch äußerte noch lange für Alba aufzulaufen. Es folgte der Umbruch im Sommer, mit Matteo Spagnolo und Ziga Samar übernahmen zwei sehr junge Guards die Regie, die Verpflichtungen von Matt Thomas und Sterling Brown waren Statement-Verpflichtungen, doch der Neustart läuft noch schwerer als befürchtet. International gelang nur ein Sieg aus den ersten zehn Spielen und national kassierte man gegen den MBC die höchste Heim-Niederlage der Vereinsgeschichte. Der neue Kader ist ein Invest in die Zukunft, doch es ist nicht allein die fehlende Qualität und das Alter der Mannschaft, was Sorgen bereitet. Es ist keine Identität zu erkennen, sowohl spielerisch als auch mannschaftlich. Weltmeister Johannes Thiemann hat sich zwar über die Jahre zum designierten Sikma-Nachfolger und neuen Anführer entwickelt, doch danach kommt lange nichts. Brown und Thomas kämpfen noch zu sehr mit sich selbst, als dass sie in die Rollen schlüpfen und dem Team die Stabilität geben können, die es braucht. Aus dem bestehenden Kern hat bisher nur Malte Delow den Schritt nach vorne gemacht, den man von Seite der Verantwortlichen wohl bei mehreren Spielern erhofft hatte. Louis Olindes Vertragsverlängerung im Sommer war immens wichtig, und man kann ihm das Bemühen nicht absprechen. Doch seine sportlichen Limitierungen scheinen zu groß zu sein, als dass er mit individuellen Leistungen auf dem Feld voran gehen kann. In Anbetracht der sportlichen Ausrichtung von Alba Berlin wäre ein Übergangs-/Lehrjahr sicherlich kein Beinbruch, doch der auslaufende Vertrag von Johannes Thiemann, wo man sich bereits bei den Abgängen von Lo und Sikma verspekuliert zu haben scheint und die unklare Perspektive in der Mercedes Benz Arena trüben die Aussichten etwas. Und dann schwebt über allem die Gefahr einer Wiederholung des unbekannten Bruchs, der sich in der vergangenen Saison ereignete.
Für beide deutschen Teams droht das zweite ernüchternde Jahr in Folge international und ironischerweise träumt man bei beiden Standorten aktuell vom gleichen: Einer erfolgreichen Zukunft in einer 10.000er Halle.
Champions of Europe… before the world
Im vergangenen Frühjahr schwebte man in Bonn noch auf Wolke 7. Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins stemmte man Silberware in die Höhe, als erstes deutsches Team gewannen die Telekom Baskets Bonn die FIBA Champions League. Doch der (emotionale) Absturz kam schnell, zu schnell für viele. Gerüchte kamen auf, dass der Vater des Erfolgs, Tuomas Iisalo, sich mit Paris Basketball einig sei. Eine herausragende BBL-Saison endete unversöhnlich mit einer Serien-Niederlage gegen Ratiopharm Ulm und einer Saisonabschlussfeier mit unbehaglichem Unterton. Schnell folgte die Bestätigung, dass Iisalo nicht bleibt und dazu auch noch 70% des Kaders mit nach Paris nimmt. Es sollte im Sommer kein einziger europäischer Sieger bleiben. Auch der (zu späte) Rückzieher vom schrittweisen Rückzug des Hauptsponsors konnte nichts mehr daran ändern. Den emotionalen Fallschirm sollte Roel Moors ziehen, der gerade eine ebenfalls herausragende Spielzeit mit der BG Göttingen hingelegt hatte. Der Saisonstart, inklusive des FIBA Intercontinental Cup, verlief aber mehr als unrund. Das überdurchschnittlich tiefe Team brauchte viel Zeit um sich zu finden, die Erwartungshaltung nach zwei erfolgsverwöhnenden Jahren unter Tuomas Iisalo hoch, was zu großer Unruhe in der leidenschaftlichen Fan-Basis führte. Und obwohl das Team in den letzten acht Spielen mit sieben Siegen national marschiert, darunter zweimal Ludwigsburg und Bayern, ist man international noch Mittelmaß mit zwei Siegen aus vier Spielen in einer durchschnittlichen Champions League Gruppe. Das Weiterkommen hat man allerdings noch vollkommen in der eigenen Hand.
Auf eine 2/2 Bilanz kommen auch die MHP Riesen Ludwigsburg, allerdings ist der erste Platz nur noch rechnerisch in Reichweite. Hinter einem wiedererstarkten AEK Athen belegen die Riesen aktuell den zweiten Rang. Das klingt zwar erstmal gut, es wäre aber mehr möglich gewesen. In Athen war man lange Zeit auf Augenhöhe, ehe sich die individuelle Klasse der Griechen am Ende durchsetzte. Auch die Niederlage gegen Dinamo Sassari war vermeidbar, im Rückspiel holte man sich aber nach einem überzeugenden Auftritt den direkten Vergleich und ist so auf Kurs Play-Ins. Mit diesen hat man allerdings im Jahr zuvor keine guten Erfahrungen gemacht. Nachdem man sich noch unnötigerweise den ersten Platz und das direkte Weiterkommen nehmen ließ, verspielte man im entscheidenden dritten Spiel eine 20-Punkte-Führung noch und schied per Buzzer-Beater aus. Konstanz scheint auch in diesem Jahr noch das Problem der Mannschaft von Josh King zu sein. National demontierte man den deutschen Meister Ulm, bezwang Alba Berlin in eigener Halle, verlor aber auch zweimal auf die gleiche Weise gegen die Baskets Bonn und zum Saisonauftakt gegen ein strauchelndes Hamburg. Der Kader wirkt tiefer und runder als im letzten Jahr, doch scheinen noch nicht alle Puzzle-Teile des Kaders richtig zu sitzen. Waren die Riesen seit Jahren ein Guard-dominantes Team, kommt bisher genau dort noch nicht ganz der benötigte Impact. Dafür scheint man im Frontcourt dieses Jahr sehr gut gescoutet zu haben.
Als Enttäuschung muss man allerdings das dritte deutsche Team in der Champions League nennen. Von den deutschen Experten überwiegend als dritte Kraft im deutschen Basketball gesehen, stehen die EWE Baskets Oldenburg noch sieglos in ihrer Gruppe dar. Mit SIG Straßbourg und Pinar Karsiyaka haben die Oldenburger zwar die nominell stärkste Gruppe erwischt, doch gerade die Niederlage in Filou Oostende warf nach zwei guten Auftritten große Fragen auf. Auch national sieht die Bilanz mit 5-4 nicht überzeugend aus.: Zwar schlug man die Bayern zu Hause auf überzeugende Art und Weise und verlor nur knapp gegen den Meister aus Ulm nach Verlängerung, doch die Leistungen bei den Niederlagen gegen Tübingen und Braunschweig wirkten uninspiriert. Trotz eines runderneuerten Kaders mit Tiefe und der langfristigen Verlängerung des Kopfs der Mannschaft, Dewayne Russell, sind die Baustellen und Probleme des Kaders keine Neuerungen, sondern typisch für das System von Pedro Calles. Die Kaderstruktur wirkt unausgewogen, die Schwächen in der Spielidee konnten auch im vierten Jahr nicht abgestellt werden, und Spieler fallen früh aus der Rotation ohne schlüssige Erklärung. Zum kompletten Bild gehört aber auch, dass die Oldenburger große Verletzungsprobleme haben, etwas mit den Calles-Teams aber immer zu kämpfen haben und in der Regelmäßigkeit nach einem hausgemachten Problem klingt. Spieler werden fast schon traditionell überlastet in dem mental, wie physisch anspruchsvollen System, wodurch sich das Verletzungsrisiko erhöht. Mit Geno Crandall ist die erste Nachverpflichtung zwar bereits da, doch die Ausfallliste wird immer länger. Die Play-Ins in der Champions League sind noch in Reichweite, in der aktuellen Situation aber kaum noch machbar.
Ein Meister unter wenigen Gleichgesinnten
Sensationell holte sich Ratiopharm Ulm im vergangenen Sommer den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Voller Stolz tragen die Ulmer diesen Titel nun vor sich her. Für die Euroleague, wo die Ulmer als einziger Meister der stärkeren nationalen Ligen Europas nicht vertreten sind, reichte es aber nicht, was so manchen Verantwortlichen mehr als nur wurmte, was diese auch öffentlich immer wieder betonten. Das Problem ist, obwohl die Ulmer auch in dieser Saison national wieder vorne weg marschieren, gehören sie international auch im verhältnismäßig schwachen EuroCup nicht zu den Spitzenteams. Mit einer Bilanz von 6-2 liegen sie auf Platz 4 in ihrer Gruppe und auf Rang 7 im kompletten Wettbewerb. Und das trotz der Abgänge von absoluten Leistungsträgern wie Yago dos Santos, Bruno Caboclo, Joshua Hawley und Brandon Paul. Die Nachfolger, insbesondere Trevion Williams und LJ Figueroa, treten bisher aber fast nahtlos in die Fußstapfen ihrer Vorgänger. Bleibt die Frage, sind die Ulmer ein Top-Team im EuroCup? In Ulm hat man mit dem Bau des OrangeCampus die Weichen für die Zukunft gestellt und sich der Entwicklung der Top-Talente Europas verschrieben. Den Status braucht man also nicht zwingend beim deutschen Meister, doch was sagt die nationale Dominanz der Ulmer über die BBL in Europa aus?
Auch die Teilnahme der Hamburg Towers am EuroCup wurde durchaus kritisch gesehen, allerdings aus weniger positiven Gründen wie im Süden Deutschlands. Der Klub aus der Hansestadt stieg im Jahr zuvor beinahe aus der BBL ab, erhielt aber erneut ein Startrecht im im zweiten Wettbewerb der ECA. Dort steht man aktuell bei 1/7, nachdem man gegen Cedevita Olimpija endlich den ersten Sieg vor gut zwei Wochen einfahren konnte. Fünf der sieben Niederlagen waren aber absolute Blowouts, wodurch sich durchaus die Frage der Wettbewerbsfähigkeit stellte. Auch national waren die Ergebnisse ernüchternd. Nach dem überzeugenden Auftaktsieg gegen Ludwigsburg hagelte es wettbewerbsübergreifend vier Niederlagen in Serie, wo man oft das Gefühl hatte, dass der Gegner mindestens eine Klasse besser ist. Doch Benka Barloschky vertraute dem Team und schaffte den Turnaround und gewann vier Spiele in Serie, wodurch man jetzt wieder auf einem Play-In-Platz steht. Dass der Kader für die Doppelbelastung zu dünn ist, war schon vor Saisonbeginn klar, auch ohne die Posse um den deutschen Pass von Seth Hinrichs. Nach der Aussortierung von Guard Terrell Gomez hat man zwar keine Baustelle mehr mit der Ausländerbeschränkung in der BBL, doch ohne die eingeplanten Nachverpflichtungen könnten Verletzungen die positive Entwicklung der Mannschaft nachhaltig schädigen. Nach der katastrophalen Personal-Politik im vergangenen Jahr muss dies unbedingt besser gehandhabt werden, um das volle Potential des Standorts und der Mannschaft ausschöpfen zu können. Die Playoffs im EuroCup sind schon jetzt nahezu unerreichbar, die BBL-Playoffs aber noch absolut machbar.
Serien-Sieger und der römische Gott Janus
Einen ähnlich harten Fall wie die Bonner erlebt gerade auch die BG Göttingen. Nach einer famosen Spielzeit 22/23 folgte im Sommer der harte Umbruch: Roel Moors verließ die BG Richtung Bonn, zum Nachfolger wurde sein Assistent Olivier Foucart befördert. Wie Moors hatte auch Foucart die Last des schweren Erbes seines Vorgängers zusätzlich zu der neuen Herausforderung zu tragen. Mit einem runderneuerten Team starteten die Niedersachsen in die Saison und die Champions League Qualifikation, welche aber mit einer Niederlage im ersten Spiel früh beendet war. Als Entschädigung nahm man dafür am Europe Cup teil, an dessen Quali man im Jahr zuvor gescheitert war. Dort zeigt man aber ein ganz anderes Gesicht als in der BBL: Mit fünf Siegen aus sechs Spielen hat man sich souverän für die zweite Gruppenphase qualifiziert. Auch wenn nicht alle Spiele souverän gewonnen wurden, so zeigte die Mannschaft doch, welche Qualitäten in ihr stecken können. National steht man dagegen auf einem Abstiegsplatz mit einem Sieg aus sieben Spielen. Es hätten auch drei Siege sein können, doch im Gegensatz zum Europe Cup konnte man die Spiele gegen Rostock und Hamburg nicht in der Crunchtime nach Hause bringen. Dem Team scheint es noch an einer klaren Identität und Rollenverteilung zu fehlen, personelle Änderungen dürften zudem demnächst folgen. Das Team hat aber insbesondere im Europe Cup gegen Varese angedeutet, dass es deutlich besser performen kann, als es es aktuell tut.
15 Siege in Folge, wettbewerbsübergreifend, die Niners aus Chemnitz stehen sowohl in ihrer Europe Cup Gruppe als auch in der BBL an der Spitze. Lediglich das Auftaktspiel in der BBL verloren die Sachsen gegen den amtierenden deutschen Meister aus Ulm, seitdem schlug man jeden Gegner auf den man traf und das obwohl teilweise Leistungsträger verletzt fehlten oder Rotationsspieler noch nicht überzeugen konnten. Der Beweis dieser Dominanz? Im Schnitt gewann man die 15 Spiele mit 19 Punkten Differenz. Das Team von Rodrigo Pastore hat einen Lauf und steht ungeschlagen in der zweiten Runde des FIBA Europe Cups. Wie aussagekräftig dieser Lauf für die tatsächliche Stärke der Niners ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen, denn das Auftaktprogramm, national wie international, war noch relativ dankbar. Im Dezember und Januar warten national fast nur nominelle Schwergewichte auf die Chemnitzer.
Einen holprige Premieren-Saison haben die Rostock Seawolves hinter sich. Der letztjährige BBL Aufsteiger spielte sich durch ein Qualifikationsturnier in den Europe Cup, spielte dort eine durchaus positive Debüt-Saison. Vier Siege aus sechs Spielen reichten zwar für den zweiten Rang, doch die Bilanz war um neun Punkte zu schlecht, um noch in die zweite Gruppenphase zu kommen. Ein bitteres Ende für die erste internationale Saison, denn die Seawolves zeigten ansprechende Leistungen, hatten aber auch mit den Schwankungen zu kämpfen, die unerfahrene Teams oft haben. Auch national zeigte sich die Doppelbelastung. Verstärkt durch frühe Verletzungsprobleme, inklusive der frühen Nachverpflichtung von Guard Wes Clark, fehlte in der BBL oft die Energie und so steht man aktuell bei einer Bilanz von 3-5 im Mittelfeld der Liga. Keine besorgniserregende Bilanz, doch die Seawolves verloren unter anderem gegen das kriselnde Crailsheim und hatten bei den Siegen gegen Göttingen und Tübingen das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite. Ohne die Doppelbelastung dürften sich die Seawolves stabilisieren, denn im Gegensatz zu den Göttingern wirkt Rostock schon deutlich gefestigter und weiter in ihrer Entwicklung.
Sollen wir es wirklich machen oder lassen wir es lieber sein?
Noch nie haben so viele deutsche Teams international gespielt wie in dieser Saison, insgesamt zehn Teams vertreten die BBL in vier verschiedenen Wettbewerben. Die Bilanz dort ist bis auf Ulm und Chemnitz eher ernüchternd. Die Schwächen in den internationalen Wettbwerben spiegelen sich so auch national wieder. Lediglich Rasta Vechta und die Würzburg Baskets stehen aktuell auf einem Playoff/Play-In-Platz, alle anderen acht Plätze gehen an die international spielenden Teams. Doch hinter Ulm und Chemnitz auf den ersten beiden Plätzen ist jetzt schon eine kleine Lücke, die vier Teams auf 3-6 weisen eine Bilanz von 6-3, Würzburg hat als Zehnter eine ausgeglichene Bilanz von 4-4 und Rostock als Elfter hat eine Bilanz von 3-5. Deutschlands international spielenden Teams schwächeln in ihren Wettbewerben, national reicht es trotzdem sportlich für die meisten Teams im Soll zu sein und mit klarem Kurs Richtung Playoffs/Play-Ins.Wenn es um den internationalen Wettbewerb geht, sind die Meinungen oft gespalten. Verantwortliche und Spieler wollen international spielen, Fans sind da oft skeptischer. Die Vorteile für den Verein sind klar, die Vergrößerung der eigenen Marke in Europa für alle Beteiligten, interessante Reisen und Erlebnisse und das Mehr an Spielen kann einen positiven Effekt auf die Entwicklung der Mannschaft nehmen. Die Nachteile sind aber auch da, national fehlt es häufig an Energie, Spieler präferieren eher den internationalen Wettbewerb und sind national dann nicht immer so motiviert und das Verletzungsrisiko steigt. Oft leidet die Leistung national unter dem internationalen Wettbewerb, was für alle am Ende der Brot und Butter Wettbewerb, was in einer Negativ-Spirale enden kann. Göttingen und Rostock sind da diese Saison keine Einzelfälle.
Wie stark ist die BBL im internationalen Vergleich also? Das Finanzielle war noch nie eine Stärke der Liga, doch sie hat es geschafft, dass alle Spieler in ein Umfeld kommen, wo sie sich, weit weg von der Heimat, um wenig außerhalb des Sports kümmern müssen und das Gehalt pünktlich kommt. Strukturell befindet sich die Liga sehr weit oben im europäischen Ranking doch die finanziellen Limitierungen schwächen die Attraktivität der Liga, gerade bei den besseren Klubs unterhalb der Euroleague. Dabei ist es nicht so, dass kleinere Teams größere Teams, trotz erheblicher finanziellen Unterschiede, nicht schlagen können, wie auch diese Saison Braunschweig (gegen Bayern) und der MBC (gegen Alba) gezeigt haben. Doch sind solche Überraschungserfolge ein Produkt der Stärke und Ausgeglichenheit der Liga oder nicht doch eher der Schwäche der Favoriten geschuldet? Wie stark ist Rasta Vechta wirklich, die sich als amtierender ProA-Meister und Aufsteiger anschickt, eine Wiederholung der Traum-Saison 18/19 zu vollziehen? Seit den Rockets aus Gotha 17/18 ist kein Aufsteiger mehr direkt abgestiegen, die Towers profitieren 19/20 von der Covid-Regelung und alle Aufsteiger konnten sich schnell in der Liga etablieren, auch ohne bestehende BBL-Strukturen.
Die BBL-Teams performen international so schwach wie lange nicht mehr, trotz einer Vielzahl von Teams. Die Umstände sind auch nach dem Ende der Pandemie schwierig mit steigenden Kosten in allen Bereichen, doch es wirkt so, als würde man jetzt mehr straucheln als zur Hochzeit der Pandemie, die die Liga in vielen Aspekten weit zurück warf. Doch in diese Phase fielen auch die größten Erfolge Basketball-Deutschlands: Olympia 2021, Euroleague Playoffs 2021 & 2022, Bronze bei der heimischen EuroBasket 2022, Champions League Titel 2023 und Weltmeister 2023.
Ein Jahr nach der Strategie 2032 - Triple Double scheint man mehr Schritte zurück als Schritte nach vorne gemacht zu haben.
Disclaimer: Dieser Blog-Eintrag wurde vor dem vergangenem Spieltag verfasst.