Hamburger Intensität reicht nicht gegen Istanbuler Big Shots
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Hamburger Intensität reicht nicht gegen Istanbuler Big Shots
Die Veolia Towers verlieren eine intensive Partie bei Besiktas Emlakjet Istanbul mit 90:78. Letztendlich täuscht das Endergebnis über den starken Hamburger Auftritt hinweg. Alle zehn eingesetzten Spieler punkten -- Aleksander Dziewa wird mit 21 Zählern Topscorer.
Benka Barloschky: „Gratulation an Besiktas. Am Ende haben sie es natürlich verdient, das Spiel zu gewinnen. Im letzten Viertel ist es uns nicht mehr gelungen, unsere Würfe zu verwandeln. Die Physis, mit der Besiktas in die zweite Halbzeit gestartet ist, war in meinen Augen heute der Grund, wieso sie gewonnen haben. Es war genauso schwer, wie wir es erwartet hatten. Aber es war eine enge Partie. Und das zeigt, dass wir besser werden, die richtigen Schritte gehen. Und deswegen bleibe ich zuversichtlich, wenn wir so weiter machen, dass die Siege auch kommen werden.
Aleksander Dziewa: „Jeder von uns hat heute alles auf dem Feld gelassen. Deswegen sind wir natürlich frustriert. Als Sportler wollen wir nicht verlieren. Aber wir müssen auch den Entwicklungsschritt sehen. Wir haben im Vergleich zum letzten Spiel wieder einen Fortschritt gemacht. Und diesen Prozess dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.
Vincent King: „Eine Niederlage ist immer frustrierend und das ist auch das erste Gefühl nach dem heutigen Spiel. Aber dann dürfen wir auch stolz auf die Leistung sein, die wir hier gezeigt haben. Wir haben über weite Strecken richtig guten Basketball gespielt. So wie schon in den letzten Wochen. Wir stehen als Team eng zusammen und machen Fortschritte.
Trotz klarer Rollenverteilung auf dem Papier spielten die Veolia Towers bei Besiktas Emlakjet Istanbul erst einmal frech auf. Weder die Gesangsgewalt auf den Rängen noch die favorisierten Gastgeber auf dem Parkett konnten die Hamburger davon abhalten, sich im ersten Viertel gleich siebenmal in Führung zu bringen. Allen voran Aleksander Dziewa (9 Pkt.) und VJ King (7) fanden am Korb immer wieder Lücken in der Istanbuler Verteidigung. Auch aus der Distanz hatten die beiden Frontcourt-Akteure, die zusammen mit Aljami Durham, Mark Hughes und Seth Hinrichs die Startformation bildeten, schnell ihr Händchen gefunden. Defensiv waren die Hanseaten in den ersten zehn Spielminuten ebenfalls sehr aufmerksam und verstanden es, die Schnellangriffsversuche von Besiktas ausnahmslos im Keim zu ersticken. Um das Energielevel hochzuhalten, wechselte Benka Barloschky, der auf den angeschlagenen Jonas Wohlfarth-Bottermann verzichten musste, viel durch. Und die Towers waren auch am Viertelende mehrfach dran, die Führung wieder auf ihre Seite zu ziehen. Doch Nico Brauners Coast-to-Coast-Run in den letzten Sekunden des ersten Abschnitts war trotz guter Idee nicht von Erfolg gekrönt. So ging es mit einem knappen Rückstand (25:24) in die Viertelpause.
Beherzter Auftritt gegen den Favoriten
Passend zum starken Auftaktviertel drückten die Veolia Towers auch der Startphase des zweiten Spielabschnitts ihren Stempel auf. Vier Punkte von Aljami Durham und eine geschlossene Defensive, die Besiktas zu fast drei punktlosen Minuten zwang, führten zur bis hierhin höchsten Hamburger Führung (25:28). Anschließend aber demonstrierte die Mannschaft aus Istanbul, wieso sie als Favorit in die Partie gegangen war. Aus der nun deutlich höheren Aggressivität der Hausherren resultierten auf Hamburger Seite vier Ballverluste in Serie. So brachte sich Besiktas mit einem 7:0-Lauf wieder in Front. Doch so schnell das Hoch des zweimaligen türkischen Meisters gekommen war, so schnell war es auch wieder weg. Mit zwei Distanztreffern durch King und Hinrichs sicherten sich die Towers zunächst den Ausgleich. Ein Drive von Youngster Niklas Krause brachte nur kurze Zeit später erneut die Führung. Diese bis zur Halbzeit auch zu konservieren, wollte zwar nicht gelingen. Der Eindruck eines bis hierhin überaus konzentrierten und beherzten Auftritts hatte sich aber längst verfestigt. Und wurde durch den Tip-In von VJ King zum 48:44-Halbzeitstand sogar noch einmal untermauert.
Nach dem Seitenwechsel gelang es erstmal nicht mehr, den sehr aggressiv aus der Kabine gekommenen Türken entgegenzusetzen. Das erkannte auch Head Coach Barloschky, der versuchte, von der Seitenlinie einzugreifen, und dafür mit einem technischen Foul bedacht wurde. Ohne die Physis der ersten Spielhälfte gerieten die Veolia Towers, auch wenn Aljami Durham in der Zwischenzeit einen Buzzerbeater-Dreier verwandelte, mit neun Punkten in Rückstand. Doch gerade als die Partie in eine Richtung zu kippen drohte, besannen sich die Hamburger wieder auf ihre zuvor gezeigten Stärken und starteten ein Comeback. Über eine stabilisierte Defensive bekamen die Hamburger wieder mehr und mehr Zugriff auf das Spiel. Und mit jedem Punkt, den der Rückstand schmolz, wuchs gleichzeitig das Selbstvertrauen. Nach einem von Nico Brauner klug aufgenommenen Offensivfoul gelang Lukas Meisner per Distanztreffer der Führungswechsel. Die letzten Punkte des dritten Viertels waren allerdings Niklas Krause vergönnt. Mit einem routinierten Floater aus der Halbdistanz besorgte der Youngster den 64:65-Zwischenstand vor dem Schlussviertel.
Istanbuler Big Shots bringen Entscheidung
Es wurde deutlich, dass die Partie des sechsten Spieltages in der EuroCup-Gruppe A nur über Kampf und Einsatz gewonnen werden konnte. Und so passte es ins Bild, dass Lukas Meisner nach doppeltem Offensivrebound per Tip-In die ersten Punkte der Hamburger im Schlussabschnitt erzielte. Auf einen Fight bis zur letzten Spielsekunde schien sich Besiktas aber nicht einlassen zu wollen. Mit viel individueller Klasse brachten Istanbuls bester Distanzschütze Arslan und Derek Needham ihr Team wieder bis auch acht Punkte in Front. Und der US-Amerikaner, der 2022 als einer der fünf besten Spieler im BKT EuroCup ausgezeichnet wurde, drückte mit einem weiteren Dreier den Rückstand zum ersten Mal in den zweistelligen Bereich. Die Veolia Towers ließen nichts unversucht, um noch einmal zurückzukommen. Doch gegen großen Druck in der Defensive landete Besiktas einen weiteren Big Shot. Bei den Hamburgern tanzte ein gut herausgespielter Dreierversuch von Mark Hughes dagegen nur über den Ring. Und so waren es letztendlich die Big Shots aufseiten Istanbuls, die die Entscheidung herbeigeführt hatten. Und ein 90:78-Endresultat, das in seiner Deutlichkeit über den furchtlosen und beharrlichen Auftritt der Veolia Towers hinwegtäuschte.
Stats: Krause (7), Hughes (9), Reece (2), Brauner (3), Meisner (5, 3 Reb.), Dziewa (21, 8 Reb.), Christmas (5, 5 Reb.), Hinrichs (3, 3 Ass.), King (14), Durham (9, 5 Ass.)