Plays in der NBA -
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Mich würde mal eure Meinung hinsichtlich Coaching/Zusammenspiel/Systeme in der NBA interessieren. Ich verfolge schon sehr lange die Liga und jedes Jahr zu den Playoffs natürlich besonders intensiv.
Jetzt mal zu meiner Frage: In viel Prozent der Angriffe in der NBA (zB in den Playoffs) würdet ihr sagen, werden wirklich Systeme bzw. Plays gelaufen? Ich muss ehrlich sagen, dass mir zB bei Golden State immer extrem viel auffällt, da wird irgendwas angesagt, es werden Blöcke gestellt, es wird gecuttet etc. Bei Miami und Denver kann ich da auch einiges erkennen. Das fällt auch alleine deshalb auf, weil von den Kommentatoren öfter gesagt, wird, dass jetzt ein “Floppy-Action”, “Split”, “Iverson-Cut”, “Flare-Screen”, etc. gelaufen wird. Aber bei den Lakers und Celtics kann ich wirklich kaum etwas erkennen, außer dass Pick-and-Rolls gelaufen werden oder ein Spieler isoliert wird. Trügt der Eindruck oder haben diese Teams wirklich keine anderen Systeme bzw. Strategien, die sie anwenden? Gerade bei den Celtics nervt es mich nämlich im Moment sehr - vom Talent her müssten sie Miami auf jeden Fall schlagen - aber ich habe den Eindruck, sie haben wirklich nicht viel mehr im Repertoire, als Tatum oder Brown den Ball zu geben.
Kann sein, dass meine Wahrnehmung überhaupt nicht mit der Realität übereinstimmt, aber gerade deswegen wollte ich mal die Meinung aus der Community hören.
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@ginobili20 Ich muss gestehen, dass ich immer nur bei Youtube schaue (Highlight-Zusammenfassungen & diverse Analysen).
Da stechen tatsächlich die Warriors (besonders rund um Curry) raus, die “Bis-zum Ende-Plays” spielen (also solche, bei denen der Abschluss von vorneherein klar zu sein scheint).Die meisten Teams scheinen aber zumindest Prinzipien, Bausteine oder Einstiege zu haben, um die Verteidigung durcheinander zu bringen und damit ein Mismatch zu erzeugen (teilweise mit mehrere Abschlusskandidaten).
Das reine “Michael-4” (der Star soll aus dem Nichts produzieren) sehe ich in den Playoffs eigentlich nur noch bei- “late-clock”-Situationen, wenn also die Verteidigung schon alles Vorherige verhindert hat,
- bei early-offense/fastbreak-Situationen, wenn also die Verteidigung noch unsortiert ist oder
- wenn das Team schon generell am Verzweifeln ist.
Aber ja: Bei den Celtics sehe ich da auch eher wenig von Systemen.
Noch spannender finde ich (erkenne das tw. aber auch erst nach den Analyse-Videos) fast noch die Defensivstrategien, mit denen die ADs, Embiids, Currys, … eingedämmt werden.
Und aus denen folgt dann im nächsten Spiel wieder eine Reaktion beim Gegnerteam.Abgefahren finde ich aber, dass trotz allem inzwischen Punktausbeuten (tw deutlich) über 100 auch in den Playoffs Standard sind.
Gruß
Simon2
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Dafür sind die Regeln ja gemacht, die alle die Offense bevorteilen.
Größeres Feld als bei uns, Defensive 3 Sekunden, Hand Checking usw…
Sehe es genau wie du auch, es gibt bei den meisten Teams Einstiege in die Offense, die man schon sehr gut erkennt.
High Pick and Roll, Hand Offs, etc…
Bei vielen Teams ist es danach hauptsächlich Read and React.
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@knicksfan_24 sagte in Plays in der NBA -:
Dafür sind die Regeln ja gemacht, die alle die Offense bevorteilen.
Das schon, aber mir scheint, dass in den letzten Jahren (bei gleichbleibenden Regeln) trotzdem der “Output” deutlich steigt … und weniger (als früher) in der PLayoffs zurückgeht.
Finde ich schon erstaunlich. -
@Simon2 danke für den Input. Ja, die Strategie mit gewissen Einstiegen, um Missmatches zu erzeugen, ist sicher auch interessant und teils auch sehr erfolgreich. Trotzdem vermisse ich bei sehr vielen Teams ein offensives System, das eben auch weiter geritten werden kann, wenn es kein vielversprechendes Missmatch gibt bzw. es nicht funktioniert oder das Pick-and-Roll auch erfolgreich verteidigt wird. Ich finde zB dass Teams mit LeBron James oder Chris Paul immer mit ihrer Fähigkeit, im Pick-and-Roll zu kreieren, leben und sterben. Also falls es nicht funktioniert, funktioniert gar nichts mehr. Genauso ist es zurzeit mit den Celtics - wenn Jayson Tatum nicht alleine alles liefert wie in Spiel 7 gegen die Sixers, fällt alles zusammen.
Da sind die Offenses, die hunderte Möglichkeiten, Einstiege und Ausstiege haben, wie die Triangle-Offense-Teams unter Phil Jackson, die Spurs unter Popovich, die Hawks/Bucks unter Budenholzer, die Warriors unter Kerr und die Heat unter Spoelstra auf lange Sicht meiner Meinung nach immer erfolgreicher.
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@ginobili20 Ich wollte dir auch nicht widersprechen - im Gegenteil: Ich sehe das genauso wie du.
Ich vermute, dieser NBA-Spielstil ist auch so etwas wie “amerikanische Seele”: Da muss der (einzelne) Held im Endeffekt über den Bösewicht triumphieren - das ist es, was die Zuschauer sehen wollen. “Posterize”, “Destroy”, “Humiliate”, “with authority”, “teach”, …
… und das hast du dann halt, wenn eine LBJ-Kampfmaschine einen Steph Curry unterpflügt.
Ich verstehe zwar die “Moderatoren-Orgasmen” bei solchen Aktionen nicht, aber das ist halt die Show. -
@ ich dir auch nicht!
es ist ja auch nicht so, dass solche Offenses noch keinen Erfolg hatten - siehe die Cavaliers 2016, die Raptors 2019, etc. Viele Euroleague-Teams bauen ihr Spiel ja zB auch komplett auf das Pick-and-Roll auf und perfektionieren das.
Aber aktuell sind mir z.B. die Erklärungen für die Chancenlosigkeit der Celtics gegenüber den Heat - sowohl von den Spielern als auch von den Experten - viel zu einfach. Da heißt es dann entweder - “we had good shots, they just didn’t fall” oder “He just has to play better”. Meiner Meinung nach liegt es weder daran, dass Würfe, die normalerweise reingehen, nicht reingehen - diese (mittlerweile sehr oft verwendete) Erklärung finde ich in den allermeisten Fällen komplett daneben. Zum anderen liegt es für mich aber auch nicht daran, dass zB Tatum schlechter als sonst spielt. Es ist das statische Spiel der Celtics, das die hervorragende Verteidigung der Heat einfach überhaupt nicht überwinden kann. Und da frage ich mich immer, warum diese Thematik, also offensive Strategie, Systeme, etc. überhaupt nicht zur Sprache kommt.
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@ElHeat danke für die Video-Empfehlung, habe mir schon etwas angeschaut