Neuanfang mit geändertem Konzept
Beim Neuanfang nach dem Bauermann-Fiasko versucht es Basketball-Bundesligist Brandt Hagen mit dem Gegenentwurf. Eine jungdynamische Spar-Truppe, die heute Abend gegen Herzogtel Trier (19.30 Uhr, Ischelandhalle) in die Saison startet, soll schaffen, was das teure Star-Ensemble des Vorjahres verpasste - den Einzug in die Playoff-Runde.
Die Veränderung im Anspruchsdenken ist bereits vor dem ersten Hochball augenfällig: Zwei Monate Vorbereitung, ein dreiköpfiger Trainerstab mit Ex-Meistercoach Dirk Bauermann an der Spitze, ständige Nachbesserungen im breiten Spielerkader - so starteten die Hagener anno 2000 mit großen, aber bald immer mehr gestutzten Ambitionen in die Saison. Das Vorgeplänkel dieser Tage ist dazu das pure Kontrastprogramm: Brad Dean, der Bauermann im März abgelöst und sicher durch die Abstiegsrunde geführt hat, bat sein neues Team erst vor vier Wochen zusammen. Aus Kostengründen, deshalb verzichtet er auch auf einen Assistenten. Und wenn zwei Stammkräfte verletzt fehlen, tritt Brandt auch schon mal zu sechst zum Testspiel an.
Umso erstaunlicher, dass schon jetzt das Spiel des Bundesliga-Gründungsmitgliedes mehr Struktur hat als nach mehreren Monaten in der Ära Bauermann. Erfreuliche Test-Auftritte mit Siegen gegen die Liga-Rivalen aus Oldenburg, Bamberg, Köln und Gießen, in denen sich die runderneuerten Hagener als echtes Team präsentierten, zeigen dies. Ein Grund dafür: Diesmal verfügen die Hagener mit dem Schweden Hakan Larsson über einen wirklichen Spielmacher, diese Rolle konnten in der Vorjahres-Spielzeit weder drei Amerikaner noch ein Jugoslawe zufriedenstellend ausfüllen. Hakan macht den großen Unterschied, glaubt Dean, der mit dem 27-Jährigen schon in Schweden erfolgreich gearbeitet hat. Auch Bauermann hatte Larsson ein Jahr zuvor zum Vorspielen geladen, damals fiel der Nationalspieler jedoch durchs Sieb.
Überhaupt musste sich Dean bei der Zusammenstellung der neuen Mannschaft in weit niedrigeren Gehaltsklassen bedienen als sein Vorgänger, denn die verkorkste Spielzeit 2000/2001 hat im Etat ein Millionen-Minus beschert. Hungrig, schnell, aggressiv, so formulierte der Brandt-Coach sein Anforderungsprofil für Neuzugänge, preisgünstig mussten sie zudem sein. Die jungen Amerikaner Ryan Fletcher und Bryan Christiansen, der Schwede Mats Levin als Unterstützung Larssons auf der Aufbauposition, Edis Subasic aus Bosnien und der Franko-Amerikaner Mike Doyle entsprechen dem.
Mit dem Hagener Bernd Kruel und Matthias Grothe aus Iserlohn blieben nur zwei lokale Identifikationsfiguren erhalten. Zudem kehrte Rekordnationalspieler Hans Gnad kurz vor Saisonbeginn aus Leverkusen zurück. Der 38-jährige Center soll mit seiner Routine unter dem Korb helfen, denn über Gardemaß verfügen die wenigsten Brandt-Spieler. Ein Umstand, in dem Dean nicht nur Nachteile sieht. Nicht zu klein für den Gegner sondern zu schnell, so will der Coach, dessen Philosophie Hochtempo-Basketball lautet, sein Team sehen.