Eltern bei Jugendspielen
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Mal so ne Frage in die Runde, was mir als Schiedsrichter diese Saison besonders auffällt, ist wie sich die Eltern bei den Spielen ihrer Kinder benehmen. Vielleicht ist mir das vorher nicht so stark aufgefallen, ich finde diese Entwicklung aber etwas bedenklich. Ich hatte sogar diese Saison einmal den Fall das ein Spielervater aufs Spielfeld ging weil sein Sohn spieldisqualifiziert wurde(U14).
Geht es euch da ähnlich? -
@Timeout97 Ja, es wird immer extremer. Hab letztens die Erfahrung gemacht, dass das Kampfgericht von Eltern angeschrien worden ist, weil auf der Anzeigetafel ein Punkt zu wenig war, jedoch auf dem Bogen alles richtig war. Darauf hin musste das Spiel unterbrochen werden.
In den vergangenen Jahren wird das mMn immer schlimmer, weiß hier einer woran das evtl. liegt?
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@regioooo
Wissen nicht, aber die Indizien, dass das mit gesamtgesellschaftlichen Trends zu tun hat, liegen für mich auf der Hand: Auch Lehrer*innen teilen diese aggressiven Erfahrungen (und nein, das hat nichts mit Herkunft zu tun @ Herr Merz). Wir könnten den Bogen sogar noch weiter fassen und uns anschauen, wie mit sämtlichen Personen in Uniform umgegangen wird, sei es Ärztin, Notfallsanitäter, Feuerwehrmann, Richterin oder eben Schiedsrichter in so ziemlich allen Sportarten. Wenn jedermensch glaubt, dass das Ich über das Allgemeine gestellt werden kann, dann kommt sowas bei raus. Gerade im Sport dienen vielen Eltern ihre Kinder als Projektionsfläche eigener Wünsche sowie verpasster Chancen. Einen Umgangsleitplan habe ich dafür nicht parat. Das kann nur langfristig und mit dem Drehen an den ganz großen sozialen Stellschrauben gelöst werden. -
Was für eine Handhabe haben Schiedsrichter eigentlich, um die Eltern zur Ordnung zu rufen?
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@2phunkey4u Aus der Halle schmeißen
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@regioooo Gleich so rigoros?
Erstmal das Spiel unterbrechen, die Trainer informieren und dann das Publikum aufklären, dass notfalls das Spiel abgebrochen wird.
Denke, keiner der beiden Vereine wird dieses wollen und die Trainer werden dann die entsprechenden Eltern schon “runterholen” -
@Eiffeltower In den letzten drei Fällen die ich miterlebt habe kam es garnicht zur Ermahnung bzw. Hinweisen des Coaches, die Eltern wurden einfach direkt aus der Halle geworfen. Der Schiedsrichter hatte da wohl keine Lust drauf, verständlich bei manchen Eltern.
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@2phunkey4u
Wichtiger als die SchiedsrichterInnen sind in meinen Augen die Coaches, die „ihren“ Eltern immer wieder vermitteln sollten, an welche Spielregeln sie sich zu halten haben, z.B: keine Kommunikation mit den Refs, keine Kommentare über die andere Mannschaft, faires Anfeuern des eigenen Teams…Für die Refs ist es sehr schwierig, während des Spiels auch noch die Eltern zu managen, insbesondere wenn die Refs selber Jugendliche sind. Da sind die Coaches gefragt.
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@Sandos mMn können auch Kinder selbst ihre Eltern zurechtweisen. Klar in der U12 geht das sicherlich noch nicht, aber ab der U16 sollte schon genug Reife vorhanden sein, um seinen Eltern zu sagen das man einen Gang runter fahren sollte.
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Vor einigen Wochen in einem Spiel einer U14M gegen eine U14W:
Mädchen dribbelt in Richtung Korb, Mutti brüllt den Sohnemann an, er solle sich den Ball schnappen, es sei nur ein Mädchen. Sohn bringt eine Kung-Fu-Einlage, schnappt sich den Ball und ist in Gegenrichtung unterwegs. Foulpfiff (m.E. ein U, aber egal), Ermahnung an die Zuschauer, größere an den Jungen (ohne Nachhaltigkeit, im zweiten Abschnitt war es Wrestling mit einem Mädchen).
Nah dem Spiel ging der Schiedsrichter zum Coach der Jungs und hat noch einmal deutlich gemacht, was man auf dem Feld erwarten kann und was am Rande.
Ob das gefruchtet hat, werden wir beim nächsten Aufeinandertreffen sehen, insgesamt fand ich das aber gut gelöst. -
@Dunki_Kong Seit wann darf den U14w gegen U14m spielen? Ich dachte, es gäbe nur mixed Teams. Aber reine unterschiedliche Geschlechterteams gegeneinander?
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@regioooo Also wenn sich Eltern dicke Klopper erlauben würde ich zum Heimverein direkt sagen, dass er die rausschmeißen soll(Heimverein hat ja Hausrecht), sonst immer über Verwarnug regeln und dann erst Hallenverweis. Als ich damals in der Jugend gespielt habe gut ist jetzt auch 15 Jahre her, aber da war noch alles friedlich, mir wär das als Kind/Jugendlicher auch mega peinlich gewesen wenn sich meine Eltern wie Assis verhalten
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@regioooo
Absolut, wenn es die jeweilige Situation zulässt. Während eines Spiels vor anderen Eltern gar nicht so leicht.Bin eher im u12 Bereich unterwegs. Und da sollten die Eltern verstehen, Gewinnen ist nicht das primäre Ziel, die Refs haben optimalerweise mit den Coaches eine Linie festgelegt… In dem Alter müssen die Kinder selber erst mal verstehen, dass unser Erfolgbarometer nicht das Scoreboard ist.
Aber Elternverhalten sollte trotzdem Thema bei einem Elternabend vor und ggf. (bei Anlass) auch während der Saison sein.
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@Dunki_Kong Kung-Fu Einlage, wie kann man sich das vorstellen, hört sich ja eher schon fast nach einem D an
Besonders erlebe ich das bei U12 Spielen, die Eltern reinrufen “Schnapp dir den Ball” oder so ähnlich, und meistens resultiert daraus ein Foul
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@Timeout97 Mit gestrecktem Bein in den Gegner gesprungen, gut, dass der Schuh am Mädchen vorbei ging und es nur umgesprungen wurde. Gleichzeitig wurde aber auch mit der Hand nach dem Ball gegrapscht, so dass es nicht primär gegen den Körper ging. Bin ken SR, daher k.A., wie man das beurteilen würde.
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@regioooo sagte in Eltern bei Jugendspielen:
@Dunki_Kong Seit wann darf den U14w gegen U14m spielen? Ich dachte, es gäbe nur mixed Teams. Aber reine unterschiedliche Geschlechterteams gegeneinander?
Reine Mädchenteams dürfen in Jungs-Ligen spielen, andersrum nicht. Jahn München hat dafür extra (?) einen Förderverein gegründet und ist mit seinen (leistungsstarken) Mädchen als TS Jahn München in den Mädchen-Ligen und als FV Jahn München bei den gleichaltrigen Jungs angetreten. So konnten Mädchen und Jungs des gleichen Vereins in der gleichen Liga antreten.
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Ich hab da noch keine schlechten Erfahrungen gemacht und kein elterliches Fehlverhalten erlebt (Breitensport weit jenseits von Leistungsligen). Da waren bisher immer alle brav (lediglich den umgang mancher coaches mit ihren kids fand ich z.tl. Fragwürdig…)
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@SchaumbergerWick Sowelche Kanidaten gibts auch, ich hab mal nen U12 Trainer erlebt der brachte seine Spielerin zum heulen
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Ich habe mal ein Spiel erlebt, U14, da hatten sich die Eltern bei deren Heimspiel auf den Topscorer der gegnerischen Mannschaft eingeschossen. Der Junge wurde allerdings immer besser, je mehr die Eltern brüllten. Demzufolge wurde die Stimmung immer angespannter. Das war unglaublich, wieviel Aggression in der Luft schwebte. Bei einem Spiel von Kindern bzw. Jugendlichen! Schließlich wurde es ein verbales Gemenge zwischen den Eltern der Gäste und denen der Heimmannschaft. Einfach nur peinlich und fernab jeder Vorbildfunktion. Der Trainer verbannte nach etlichen Ermahnungen schließlich alle Eltern aus der Halle . Doof für die weit angereisten Gasteltern, die ein Café aufsuchen konnten, um die Zeit zu überbrücken. Für die Eltern der Heimmannschaft, die das Theater begonnen hatten, war es keine wirkliche Strafe, denn die schauten in einem Raum über der Halle durch eine Glasscheibe dem Spiel zu 🧐.
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Danke für die Erläuterungen.
Tatsächlich hatte ich in Erinnerung, dass ein Schiedsrichter Nicht-Spielteilnehmer nicht sanktionieren kann, sondern erstmal nur das Spiel unterbrechen und indirekt für Ordnung sorgen lassen kann. -
Interessanter Thread zu dem ich mal meine Erfahrungen aus unterschiedlichen Perspektiven schildern will:
Mein Junior spielt sowohl Basketball (diese Saison erste Spielsaison U14m) als auch Handball (seit F-Jugend bis aktuell D- bzw. C-Jugend).
Im Handball bin ich bei vielen Spielen dabei gewesen - was auch durchaus mal dazu geführt hat, dass mein Junior (bei bestimmten Gegnern) wollte, dass ich NICHT als Zuschauer dabei bin
Dazu muss man aber wissen, dass beim Handball die Schiedsrichter grundsätzlich von der Heimmannschaft gestellt werden - ohne dass ich was böses unterstellen will kennt man dann irgendwann seine Pappenheimer. Ich habe also durchaus auch mal was zum Schiri rüber gerufen, wobei es für mich grundsätzlich nicht um Sieg oder Niederlage sondern nur um Gerechtigkeit geht. Ich klatsche auch gern für die gegnerische Mannschaft, wenn die gut gut zusammenspielen - gerade in der Jugend geht es ja um konstruktive Verbesserungen.
Ich hab auch mal gesehen, wie ein gegnerischer Coach einen seiner Spieler (damals E-Jugend?) lautstark zusammengefaltet hat - da hab ich ihn genauso lautstark darauf hingewiesen, dass das KINDER sind… Danach war Ruhe und er hat seine Mannschaft wieder vernünftig gecoacht.Vor 2 Monaten waren wir bei einem (Handball-)Auswärtsspiel, wo die Gegner fast alle schon einen Bart hatten, also körperlich deutlich überlegen waren. Nachdem unser Coach (der echt ein ganz ruhiger Typ ist!) schon eine gelbe Karte bekommen hatte, konnten der Opa eines Mitspielers und ich mir einen Kommentar zum Schiri auch nicht verkneifen - der Gegner hatte zu dem Zeitpunkt verdientermaßen schon doppelt so viele Tore. Wenn dann ein Tor zählt, obwohl der Gegner einen ganzen Schritt im Kreis steht, ist das einfach nicht gerecht. Aber okay, falsche Sportart - wir sind nach dem Handballspiel direkt 2h weiter zum nächsten Auswärtsspiel, dieses mal Basketball, gefahren.
Hier war ich als (Aushilfs-)Trainer vor Ort. Da diese die erste Saison für alle Spieler unserer U14 ist, wusste ich, dass wir Lehrgeld zahlen werden. Ich hab aber vorher allen Spielern (und den mitgereisten Eltern) gesagt, dass es um das Zusammenspiel & den Lerneffekt und nicht um das Ergebnis geht. Außerdem habe ich versucht, die Spielzeit (weitestgehend) auf alle gleichmäßig zu verteilen.
In einer Offensiv-Sequenz von uns hat einer meiner Spieler ein Unsportliches bekommen - ich dachte zuerst, dass unser Spieler gefoult wurde, hab die Situation auch gar nicht verstanden. In der Pause hab ich mir das nochmal vom Schiri erklären lassen - vermutlich war es ein (unbeabsichtigter) Push von unserem Spieler, der sich eben nicht so “rund” bewegt. Mit der Erklärung hab ich dann nochmal allen Spielern erklärt, worauf sie achten sollen. Die Schiris haben einen guten Job gemacht, dementsprechend hab ich mich für die Erklärung sowie insgesamt für das Pfeiffen bedankt - und hatte einen der beiden Schiris am nächsten Tag sowohl als Gegner (im ersten Spiel) als auch als Schiri im zweiten Spiel. So klein ist die Welt manchmal, quasi KarmaHin und wieder ist bei (pöbelnden) Eltern mal die Frage zu stellen, ob sie gern so behandelt werden wollen
Und ja, davon muss ich mir hin und wieder auch eine Scheibe abschneiden - ich glaube (bzw. hoffe) aber, dass es im Laufe der Jahre besser geworden ist
Als (Aushilfs-)Trainer unserer U14 würde ich die Eltern sofort zur Vernunft rufen, wenn es ausarten würde - was zum Glück noch nicht notwendig war. Wenn man die Eltern soweit kennt, ist das vermutlich auch leichter.
Wie oben schon geschrieben wurde, scheint es analog der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung mittlerweile häufiger solche Probleme zu geben. Andersherum soll es (den Berichten nach) auch schon vor >10 Jahren Schlägereien zwischen Eltern (!) gegeben haben - was natürlich komplett daneben ist, insbesondere wenn man an die Vorbildwirkung denkt.
Schlussendlich können wir alle positiv zu einem vernünftigen Miteinander beitragen -
ich sehe Spiele in der Oberliga U16 und U14 sowie JBBL und in den Bezirksligen der U18 - U12. Bei unseren Spielen in unseren Halle habe ich in der abgelaufenen Saison so gut wie nie Eltern erlebt, die sich daneben benehmen. Die Eltern dürfen aber auch nicht mehr in die Halle, sie sitzen auf der Tribüne. Es nervt teilweise, wie die ihre Kinder coachen, aber das ist eher Sache des jeweiligen Vereins, den eigenen Eltern klar zu machen, dass sie gerne den Trainerschein machen dürfen und sich einbringen dürfen. Aber dass in laufenden Spielen einer coacht und das ist der, der neben dem Anschreibetisch bei der Mannschaft ist. Unsere Eltern wissen das und halten sich dran. Ich finde sogar, dass sich das erheblich gebessert hat gegenüber Vorjahren. Klare Ansagen in den Whatsapp Gruppen an die Eltern, es werden immer die Schiedsrichterleistungen u. - pfiffe akzeptiert und die Leistung der Mitspieler und Gegner respektiert. Fertig. Hält sich jemand nicht dran, verzichten wir darauf, das Kind einzusetzen. Klare Spielregeln, weniger Probleme.
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Ich bin selber Trainer gewesen dieses Jahr und bei einem Spiel meiner Mannschaft (U14) wurde der Ref von den Eltern wild beschimpft und es wurde fast auf ihn losgegangen… sowas finde ich richtig traurig… die Eltern nehmen den Sport ernster als ihre Kinder und stacheln diese auch an… mir tun einfach die Refs leid… Opfern ihre Freizeit und dann kommt sowas
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So ein Verhalten ist wirklich traurig, mich macht so was richtig wütend. Eltern sollen eigentlich für die Kinder eine Vorbildfunktion sein,da muss man sich nicht wundern das sich die Kinder dieses Verhalten abgucken.
Man muss aber auch fairerweise sagen das viele Vereine so ein Verhalten nicht tolerien und direkt eingreifen und bei Vereinen wo das nicht so ist kann sich sowas hochschaukeln.By the way ich musste vor kurzem ein Spiel in der u12w abbrechen weil ich eigentlich nur dem Trainer gebeten habe, seine Zuscahuer zu ermahnen weil sie das Kampfgericht angekackt haben, es schaukelte sich so hoch geschaukelt das er auf mich draufgehen wollte.
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@Timeout97 Ich sehe das gerade. Ja, es ist in der Tat etwas heftiger geworden. Ich mache Kampfgericht und sehe es auch immer wieder. Erst neulich hatte ich einen Vater der aufgesprungen und losgeschrien ist, weil ich keine neuen 14 gegeben habe und dieser offenbar die Regeln nicht kannte (er dachte der alleinige Ballkontakt sind bereits neue 14) aber sowas lässt mich ehrlich gesagt kalt aber nervig ist es dennoch.
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Letztes Jahr bei uns (U10!). Eine generische Mutter kommt nach dem Spiel auf unseren Trainer losgestürmt und beschimpft ihn, er hätte seinen Kindern gesagt, sie sollten IHR Kind absichtlich foulen.
(Ich war Kampfgericht und bin dann dazwischen, sie war kaum zu beruhigen).Leider schlagen die schlechte Umgangsformen immer mehr um sich - so heftig wie beim Fußball, wo die Eltern selbst in der G-Jugend schon regelmässig reingröhlen ist es glücklicherweise aber noch nicht - es bleibt eher die Ausnahme.
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Ich möchte auch nochmals erwähnen, dass ich die jeweiligen Vereine auch in der Pflicht sehe, bei dem die Kinder dieser Pappenheimer spielen. Hier wäre es wichtig dass der Verein Eltern vor Spielen konktaktiert und darauf hinweist und deren Trainer dann vor Ort auch
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@ehirsch sagte in Eltern bei Jugendspielen:
Eine generische Mutter
Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas, habe ich mich über diese Mutter sehr gefreut und gefragt, was so eine generische Mutter wohl ausmacht.
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Vielleicht ein Fall von postmoderner Lautverschiebung? generisch -> energisch?
Sollte die Mutter aber tatsächlich generisch sein, so müsste sie an ihrem Geburtstag 8 Milliarden Glückwünsche entgegennehmen. Puh! -
@ArvySabas11 sagte in Eltern bei Jugendspielen:
Sollte die Mutter aber tatsächlich generisch sein, so müsste sie an ihrem Geburtstag 8 Milliarden Glückwünsche entgegennehmen.
Das hast Du gut aufgelöst. Ich hatte mich echt gefragt, was das bedeuten würde. Du hast eine perfekte Erklärung gefunden!
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Eltern die keine Regeln in der Erziehung ihrer eigenen Kinder kennen bzw. anerkennen, werden dies auch nicht im Sport tun. Und so verhalten sie sich dann auch, wenn das eigene Kind der König oder die Königin ohne Fehler ist.
Dann wird eben mal der Mitspieler umgehauen oder umgetreten, weil man selbst den Ball nicht hat aber haben will. Schuld ist dann natürlich der Mitspieler.