Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball
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Ah, jetzt erklärt sich so manches … wie kann man in einer seriösen Diskussion die “Nachdenkseiten” zitieren?
GERADE in Russland ist Sport eben NICHT “unpolitisch”, sondern eines der massivsten außenpolitischen Propagandainstrumente. Nicht umsonst ist Russland ja auch lange vor dem Ukraine-Krieg wegen staatlich gesteuertem Doping - oftmals ohne die Einwilligung der Athleten - gesperrt gewesen.
Die Diskussion ist bezüglich der EL aber ohnehin völlig sinnlos, denn es wird keine Rückkehr Russlands geben können, solange die EU-Sanktionen noch aktiv sind. Es gibt keine Flüge von und nach Russland.
Wie sollten denn die Mannschaften dort hin kommen oder die russischen Teams zurück?
Was in Russland mit amerikanischen Sportlern passieren kann, hat man ja am Fall Brittney Griner gesehen. Da wurde jemand promimentes missbraucht, um am Ende wegen ein bisschen Hash-Liquid einen hochkriminellen Waffenhändler freizupressen. Solange Russland auf diese Art&Weise Erfolg hat, wird es kaum einen Grund geben, das nicht weiter zu tun - und die EL kann damit die Sicherheit der Spieler gar nicht gewährleisten.
Jeder amerikanische Athlet wäre dumm, so etwas zu riskieren - und die EL völlig untendruch, wenn es aufgrund so eines Spielplans zu so einem Vorfall kommen würde. -
Die Russen sollen einfach eine Liga mit China, Belarus & Nordkorea gründen
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@Exil-Berliner sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Ausschlüsse einzelner Nationen widersprächen auch den olympischen Prinzipien, da damit eine Form der Diskriminierung geschaffen wird.
Zwei sportliche Denkanstöße:
- Von olympischen Prinzipien im Zusammenhang mit dem IOC zu sprechen ist wie den Fair-Play-Gedanken der FIFA zu loben, einfach nur ein Hohn.
- Wenn du schon von olympischen Prinzipien sprichst, wie wäre es dann mit einem der frühesten Kernaspekten der olympischen Spiele? Dem Frieden zwischen den teilnehmenden Städten/Nationen. Dass Kriegstreiber-Nationen von olympischen Spielen ausgeschlossen werden ist nichts Neues, da braucht man gar nicht so weit schauen um Beispiele für Ausschlüsse zu finden.
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@Exil-Berliner Du hast recht, letztlich handelt es sich um eine analoge Thematik.
Diese - wie ich finde absurde - Position des IOC wird bereits seit Wochen mit dem Argument kritisiert: Was heißt das für die Sportler*innen aus der Ukraine (und aus Georgien, Moldawien…)?
Natürlich wird in der Diskussion auch immer wieder betont, dass Russland (nicht nur Russland) den Sport traditionell und lange als politische Machtdemonstration nutzt.
(Ich muss zusätzlich dran denken, dass mit dem Einmarsch in die Ukraine exakt bis zum Ende der letzten Winterolympiade gewartet wurde.) -
@ehirsch sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Die Diskussion ist bezüglich der EL aber ohnehin völlig sinnlos, denn es wird keine Rückkehr Russlands geben können, solange die EU-Sanktionen noch aktiv sind. Es gibt keine Flüge von und nach Russland.
Wie sollten denn die Mannschaften dort hin kommen oder die russischen Teams zurück?
Nun ja, theoretisch gibt es Möglichkeiten zur Rückkehr russischer Mannschaften.
So könnten die russischen Mannschaften z.B. in Staaten spielen, die nicht auf der EU-Sanktionsliste stehen, aber deren Regierungen - ob mit oder ohne Bauchschmerzen mag dahingestellt sein - kein Problem damit hätten, Moskau und St. Petersburg eine EL taugliche Halle zur Verfügung zu stellen.
Vor Beginn der Saison 22/23 gab es eine kurze Diskussion, ob Moskau und St. Petersburg nach Serbien ausweichen könnten. Dass dies nicht wirklich im Detail erörtert wurde, lag auch daran, dass beide Mannschaften - auch auf Druck des Kremls hin - diese Alternative nicht nachdrücklich verfolgten.
@ehirsch sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Was in Russland mit amerikanischen Sportlern passieren kann, hat man ja am Fall Brittney Griner gesehen.
Das hält aber – auch durchaus in Europa/Deutschland bekannte – US-Spieler und auch US-Spielerinnen nicht davon ab, gegenwärtig in Russland zu spielen.
Ferner ist zu sehr stark zu bezweifeln, dass die russische Regierung bei einer Teilnahmeerlaubnis russischer Mannschaften an der EL irgendetwas tun würde, was auch nur im Entferntesten den Anschein erweckt, dass Sportbeziehungen mit Russland in dieser Zeit mit einem hohen Risiko staatlicher Willkür verbunden sind. Das wäre nämlich für die Wiedereingliederungswünsche Russlands vollkommen kontraproduktiv.
Also, eine Teilnahme wäre theoretisch möglich, wenn auch die Implementierung einer solchen Lösung mit großen Schwierigkeiten verbunden wäre.
Dennoch gilt: Wird der Krieg nicht in kurzer Zeit beendet, so wird auch die 23/24 EL Saison ohne russische Mannschaften stattfinden.
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Ich zitiere mal den User @ehirsch, “GERADE in Russland ist Sport eben NICHT “unpolitisch”, sondern eines der massivsten außenpolitischen Propagandainstrumente.” und würde die/den Befürworter einer Rückkehr russischer Athlet*innen in sportliche Megaevents, bitten, über diese Seite nachzudenken (zwinker):
https://www.zdf.de/nachrichten/sport/russische-athleten-armee-propaganda-putin-100.html
- Issinbajewa über russische Kampfjets in Syrien: “Jeder Start eines Jets war wie ein Wiegenlied für uns, auf das wir warteten, um einschlafen zu können”
- “Eine zentrale Rolle spielt dabei der Militärverein ZSKA Moskau, der auch Ableger in weiteren russischen Städten hat. Das Ziel des Vereins, an dessen Spitze mit Artjom Gromow ein Oberst der russischen Armee steht: Den Sport zu fördern, um die Wehrertüchtigung zu steigern.”
Bevor ich den Artikel las, musste ich schon an ZSKA denken. Wird spannend zu sehen sein, wie und ob solche Vereine mittelfristig wieder in die EL zurückkehren werden. Solange Russland sich nicht dazu entscheidet, seine Truppen aus dem Ausland, das sie nix angeht (=Ukraine), abzuziehen, haben die nix in der EL zu suchen. Auch wenn die A-Lizenz das juristisch verkomplizieren dürfte.
Ich stelle mir vor, wie nächstes Jahr ukrainische Sportler*innen russischen gegenüberstehen und mit ihnen wettkümpfen sollen. Wie gut das klappt, sieht man seit Monaten im Tennis. Das werden keine schönen Bilder. Ist Thomas Bach alles egal.
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Ja ich weiß, Thomas Bach, IOC und Moral, oder sagen wie lieber Ethik, dass passt nicht gut zusammen. Ein Gedanke ist für mich aber nachvollziehbar. Wenn man jeden Sportler, der qua Geburt einen russischen Pass hat (hat sich ja niemand ausgesucht), pauschal ausschließt, ist es schon eine Form von Diskriminierung, die ich nicht in Ordnung finde. Diese sportler würden ja nicht unter russischer Flagge starten und somit wäre der politische Charakter aus der Welt. Es gab außerdem die Einschränkung, dass diese Sportler nicht durch eine aktive Unterstützung des Krieges auffallen dürfen.Die Isembajewas wären somit draußen. Die Reduktion eines Menschen auf seinen Pass finde ich problematisch.
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@Chrunchtime sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Diese sportler würden ja nicht unter russischer Flagge starten und somit wäre der politische Charakter aus der Welt.
Naja, ganz so einfach ist es ja nun auch nicht. Ein russischer Sportler ist ja nun mal ein russischer Sportler, ob er das nun auf dem Trainingsanzug stehen hat oder nicht. Das wird auch die heimische Propaganda nicht anders sehen, und so die Möglichkeit für “Der ganze Westen ist gegen uns, aber sie können uns nicht brechen” bei einem Titel weit offen stehen. Von der Frage nach der Fairness - ukrainische Sportler können nicht trainieren oder an Wettkämpfen teilnehmen, weil ihre Trainingsstätten von Russland zerstört wurden oder weil sie in den von Russland angezettelten Krieg ziehen müssen, um ihr Land zu verteidigen - und vielen anderen Fragen mal abgesehen.
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Es gibt ja durchaus Systemkritiker und Kriegsgegner unter den russischen Sportlern - für diese tut mir der Ausschluss leid. Es wäre schön, wenn diese unter neutraler Flagge oder noch besser für andere Nationen starten könnten.
Russische Teams oder Sportler, die Russland in einem Wettkampf vertreten (bei dem im worst case auch ukrainische Sportler dabei sind) - das ist definitiv ein falsches Signal! Ukrainische Sportler lassen in diesem Krieg ihr Leben oder haben Familienangehörige verloren und jetzt sollen sie bei Sportveranstaltungen “heile Welt” spielen? Nur damit russische Sportler ihre Karriere fortsetzen können oder sich russische Vereine profilieren können? Definitiv nein!
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@Wasbro
Dem kann ich mich nur anschließen.
Es gibt selbstverständlich viele russische Sportler und Sportlerinnen (so wie auch etliche Privatpersonen), die diesen Krieg einfach nur fürchterlich finden, genau wie wir alle. Für diese finde ich das auch sehr sehr schade. Ebenso geht es bei dieser Diskussion ausdrücklich nicht darum, alles Russische oder jede Russin als Putinista darzustellen. Wie @Chrunchtime schon sagte, (fast) niemand sucht sich die Staatsangehörigkeit aus, Geburtsort gleich schon gar nicht. Ich zerbreche mir auch den Kopf darüber, wie man als Russe, der nunmal in seinem Heimatland lebt und mit den Verhältnissen die er vllt nicht gut findet, leben muss, von diesem Krieg glaubhaft distanzieren kann, ohne zur Zielscheibe des FSB, einem der anderen Geheimdienste oder der Justiz zu werden und damit Leib und Leben seiner Familie zu gefährden. Das ist alles ganz schrecklich und es gibt da nur sehr indirekte Möglichkeiten, sich abzugrenzen. (Einige Tennisspieler haben diese Gratwanderung mMn aber glaubwürdig vollzogen.)Gleichzeitig sehe ich aber auch, dass die Situation für die ukrainische Seite einfach um ein Vielfaches schlimmer ist.
Es gibt hier nunmal keine einfache Lösung. Dennoch finde ich es fast noch am verheerendsten, hier nun eine Trennung von Sport und Politik auszurufen, die real auf keinen Fall stattfindet, erst recht nicht wenn man sich die Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit anschaut. Im Nachbar-Thread um die FIFA WM in Qatar haben wir auch gesehen, dass Sport und Politik allerspätestens in sports mega-events untrennbar miteinander verbunden sind.
(da ich nun schon 2 Meilen weit in Off-Topic-Gefilde rausgeschwommen bin, belasse ich es erstmal hierbei) -
@ArvySabas11 sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Solange Russland sich nicht dazu entscheidet, seine Truppen aus dem Ausland, das sie nix angeht, abzuziehen, haben die nix in der EL zu suchen. Auch wenn die A-Lizenz das juristisch verkomplizieren dürfte.
Einverstanden. Dann aber eben gleiches Recht für alle.
Alle Nationen, deren Soldaten ungebeten in fremden Ländern im Einsatz sind, müssen vom Wettbewerb ausgeschlossen werden.
Das würde im Moment nach meinem Wissensstand Russland, Türkei und Israel betreffen. -
@Exil-Berliner Tatsächlich? Soweit ich weiss, ist unter den drei genannten Beispielen nur Russland ein Fall dafür, dass ein Land versucht, einem anderen die Existenz absprechend, sein Territorium zu erobern und sich einzuverleiben. Ohne Streit, ohne Feindschaft. Russland fing damit 2014 aktiv an und setzte es 2022 fort, bedrohte dabei den europäischen Kontinent mit Atomwaffen und Energieentzug. Daraufhin wurde Russland mit Sanktionen belegt und der Ruasschmiss der sportlichen Vertreter dieses Landes war eine Folge davon. Sport ist immer politisch, vor allem in Autokratien und Diktaturen.
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@Exil-Berliner sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Ausschlüsse einzelner Nationen widersprächen auch den olympischen Prinzipien, da damit eine Form der Diskriminierung geschaffen wird.
Ein Unterschied ist allerdings, dass beim Basketball nur Teams mitspielen (oder halt nicht). Und keine Individuen ausgeschlossen werden sollen.
Unabhängig wie man dazu steht, wäre es in meinen Augen eine viel drastischere Massnahme, jedem Russen das Basketballspielen in Europa zu verbieten - als nur russische Teams zu sanktionieren.
@ehirsch sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Die Diskussion ist bezüglich der EL aber ohnehin völlig sinnlos, denn es wird keine Rückkehr Russlands geben können, solange die EU-Sanktionen noch aktiv sind. Es gibt keine Flüge von und nach Russland.
Wie sollten denn die Mannschaften dort hin kommen oder die russischen Teams zurück?
Russische Teams kommen in eine nicht-sanktionierte Jurisdiktion, sprich spielen auf neutralem Boden.
Also in Belgrad bzw. Serbien. Dort dürfte die Willkommensbereitschaft zumindest so gross sein, dass es eine einigermassen realistische Option wäre, die nicht von vornherein am Aufnahmestandort scheiterte.
Allerdings glaube ich nicht, dass die Euroleague das aktuell erlauben oder gar beschliessen würde. Nicht mal unbedingt wegen moralischer Skrupel, sondern einfach weil der mediale Gegenwind und ggf. Boykottaufrufe einfach schlecht für‘s Image und Geschäft wären.
@Exil-Berliner sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Einverstanden. Dann aber eben gleiches Recht für alle.
Alle Nationen, deren Soldaten ungebeten in fremden Ländern im Einsatz sind, müssen vom Wettbewerb ausgeschlossen werden.Nana, so konsequent darfst man das jetzt aber auch nicht fordern oder sagen!
Dann müsste man die USA ja dauerhaft ausschliessen. -
@goga sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
@Exil-Berliner Tatsächlich? Soweit ich weiss, ist unter den drei genannten Beispielen nur Russland ein Fall dafür, dass ein Land versucht, einem anderen die Existenz absprechend, sein Territorium zu erobern und sich einzuverleiben.
Was ist dann für dich die Besetzung palästinensischen Landes durch Israel seit 1967?
Wie nennst du die Verfolgung und Ermordung von Kurden auf syrischem Staatsgebiet?
In beiden Fällen spricht der Agressor dem Überfallenen jegliche Rechte ab.Aber ich will gar nicht in juristische Diskussionen einsteigen. Für mich ist eindeutig, das wir unterschiedliche moralische Maßstäbe an das Handeln von Staaten anlegen.
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@Flash_Fan sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
@Exil-Berliner sagte in Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf den europäischen Basketball:
Einverstanden. Dann aber eben gleiches Recht für alle.
Alle Nationen, deren Soldaten ungebeten in fremden Ländern im Einsatz sind, müssen vom Wettbewerb ausgeschlossen werden.Nana, so konsequent darfst man das jetzt aber auch nicht fordern oder sagen!
Dann müsste man die USA ja dauerhaft ausschliessen.Die USA sind aber kein Teilnehmerland in der Euroleague.