Bedeutungsverlust der europäischen Ligen im globalen Kontext?
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Wenn ich drüber nachdenke verliert der Basketball in Europa (Ligen nicht Nationalteams) grundsätzlich an Boden. Die besten Spieler der Euroleague sind größtenteils jenseits der 30 und junge Talente bekommen nur bedingt Spielzeit. Das die NCAA-Spieler ab der kommenden Saison Gehälter im hohen sechsstelligen Bereich bekommen können, macht es noch schwerer junge Spieler zu behalten. Hinzu kommt, dass die NBA vermutlich auch 32 Teams erweitern wird, was mehr NBA Kaderplätze bringen wird und auch ein G-League Team zur Pflicht wird, wo langsam aber sicher auch die Gehälter spürbar anziehen.
Weiterhin scheint es, dass die NBL sowie die B.League im globalen Kontext kräftig aufholen. Die Euroleague wird zwar auf absehbare Zeit nicht als zweit beste Liga der Welt überholt werden, aber sie wirkt bereits jetzt schon wir eine Liga, um die Karriere auszuklingen ähnlich wie die MLS im Fußball es früher war/ist.
Besonders spüren werden diese Entwicklungen aber nicht die Top Teams in der Euroleague, sondern die nationalen Ligen, die finanziell kräftig an Boden verlieren und damit über kurz oder lang unattraktiver für Spieler werden, wenn sich die finanziellen Rahmenbedingungen nicht grundsätzlich ändern.
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@Knupp Sehr interessantes Thema und ich würde vorschlagen, dafür mal einen eigenen Thread zu eröffnen und diesen “Jan Pommer Gedächtnis Thread” liegen zu lassen, aber das nur am Rande.
Spieler in den fortgeschrittenen 30ern profitieren heute, wie nie zuvor, von den hochgradig verbesserten Erkenntnissen über Trainingssteuerung, -belastung in Verbindung mit Ernährung und Regeneration. Das ist einerseits schön für die Sportler, aber verhindert auch die Einbindung junger Spieler, die ein solches Erfahrungspotential gar nicht aufweisen können.
Wenn dann kein besonderer Wert darauf gelegt wird junge Spieler zu fördern, weil ständig nur auf den unmittelbaren Erfolg geschaut wird, wie in der Euroleague ja exzessiv betrieben, dann wird es in Zukunft immer mehr dazu kommen, dass junge Spieler nur noch direkt ans College gehen. Gut gezahlt wird dort dann ja auch und Spieler haben eine bessere Möglichkeit sich für die NBA zu präsentieren.
Das wird dazu führen, dass in Zukunft häufiger in Europa direkt fürs College “produziert” werden wird.
Mich würde mal interessieren, was Colleges heute und dann zukünftig zahlen, wenn man ihnen einen (guten) Spieler vermittelt ? Das gibt es ja nun schon länger und dürfte um einiges attraktiver sein, als die von der BBL gezahlte, doch sehr dürftige “Ausbildungsprämie”.
Eine Möglichkeit dagegen zu steuern haben dann europäische Clubs mit starken Jugendmannschaften, wie beim ANGT, aber ob das dauerhaft wirklich attraktiver ist ?
Ich selber schaue Basketball sicher nicht an, weil ich ständig gerne Leute wie Calathes, Rodrigues oder Llull oder Altstars aus der NBA sehen möchte. Ich finde diese Akteure durchaus bewundernswert, aber bei allem Respekt, ich denke eigentlich macht es die Mischung von jung und “alt” aus und da wird es, wenn es in Europa keine attraktiven Bedingungen für junge Spieler gibt, zunehmend schwieriger, die Leute noch zu halten.
Es gibt keinen Grund auf der Bank eines EL Teams zu versauern, wenn man am College besser gefördert werden kann und noch dazu bezahlt wird. -
Bedenken sollte man aber natürlich auch, dass es nur begrenzte Spots gibt.
Wird die NBA erweitert, sind es 30 Kaderplätze mehr. Dazu 20 in der G-League für die 2 neuen Teams.
Und klar, Talente könnten zunehmend ans College gehen und sich da entwickeln. Das würde aber glaube ich weniger unmittelbar die sportliche Qualität der Ligen belasten, sondern eher die Bindung zwischen Publikum und Liga.
Zusammengerechnet werden diese Entwicklungen aber sicherlich nicht positiv für die europäischen Ligen werden. Zumal die BBL bereits jetzt was die Gehälter angeht einfach nicht mithalten kann, wie man zunehmend an den Verpflichtungen sieht.
Ich rechne mit einer langsamen Verlagerung von Talent in die USA und in die zahlungskräftigeren Ligen. Die Bayern werden da wohl noch mitgehen können, aber wohl auch eher im Euroleague-Mittelfeld bleiben. Für Alba wirds schwierig. Für die Liga allgemein auch. Man hat sicherlich noch einen guten Ruf in vielerlei Hinsicht, aber das Talentlevel schwindet und die Liga wird noch stärker zum Sprungbrett von den relativ wenig beachteten Ligen über die Exposure des relativ großen deutschen Marktes nach Frankreich, Spanien, Türkei. Ob sich das dauerhaft so hält ist dann die nächste Frage.
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@Knupp @Willy97 Wenn so viele Talente in die NBA oder die angeschlossene G-League gehen, dann fallen da ja auch wieder Spieler aus der Rotation. So viel mehr Kaderplätze werden es ja dann doch nicht. Und dieser Rückfluß von Spielern könnte dann zum großen Teil wieder in Europa landen weil die Spieler merken, das die Durchlässigkeit zwischen NBA, Euroleague und den anderen europäischen Top-Ligen sehr hoch ist.
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@Exil-Berliner In absoluten Zahlen gedacht sicher richtig. Aber zuerst einmal könnte ein Wettbewerb darüber entstehen, wie man Talente möglichst gewinnbringend in die USA transferiert.
Bei der momentanen Entwicklung werden dadurch Europa Talente entzogen, was dann später mit denen wieder passiert ist völlig offen. -
@Exil-Berliner sagte in Jan Pommer: “Bis 2020 wollen wir die stärkste Liga Europas sein!”:
@Knupp @Willy97 Wenn so viele Talente in die NBA oder die angeschlossene G-League gehen, dann fallen da ja auch wieder Spieler aus der Rotation. So viel mehr Kaderplätze werden es ja dann doch nicht. Und dieser Rückfluß von Spielern könnte dann zum großen Teil wieder in Europa landen weil die Spieler merken, das die Durchlässigkeit zwischen NBA, Euroleague und den anderen europäischen Top-Ligen sehr hoch ist.
Ja und nein. Insbesondere das Thema NCAA sehe ich bedenklich. Dadurch wird sich die Talententwicklung der Toptalente ab dem Collegealter in Richtung USA bewegen. Das die Europäer vermehrt nach Übersee gehen, dürfte dann erstmal zu lasten der Spieler aus den Hiqhschools gehen, die schwerer an Collegeplätze kommen.
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@Knupp sagte in Jan Pommer: “Bis 2020 wollen wir die stärkste Liga Europas sein!”:
@Exil-Berliner sagte in Jan Pommer: “Bis 2020 wollen wir die stärkste Liga Europas sein!”:
@Knupp @Willy97 Wenn so viele Talente in die NBA oder die angeschlossene G-League gehen, dann fallen da ja auch wieder Spieler aus der Rotation. So viel mehr Kaderplätze werden es ja dann doch nicht. Und dieser Rückfluß von Spielern könnte dann zum großen Teil wieder in Europa landen weil die Spieler merken, das die Durchlässigkeit zwischen NBA, Euroleague und den anderen europäischen Top-Ligen sehr hoch ist.
Ja und nein. Insbesondere das Thema NCAA sehe ich bedenklich. Dadurch wird sich die Talententwicklung der Toptalente ab dem Collegealter in Richtung USA bewegen. Das die Europäer vermehrt nach Übersee gehen, dürfte dann erstmal zu lasten der Spieler aus den Hiqhschools gehen, die schwerer an Collegeplätze kommen.
Das Problem für den deutschen Basketbal bzw. allgemein Europöischer Basketballl liegt meiner Meinung nach in der Balance zwischen der Entwicklung junger Talente und dem Erfolgsdruck der Vereine. Rein rational betrachtet, hat das College für die BBL mehr Vor- als Nachteile. Wir brauchen auf nationaler Ebene deutlich mehr deutsche Spieler auf Top-Niveau. Allerdings können wir so viele Spieler in Deutschland gar nicht in den Herrenbasketball integrieren, da die Teams aus Erfolgsdruckgründen nur eine begrenzte Anzahl an Spots für deutsche Spieler haben.
Stell dir vor, die ganzen Alba-Jungs, die aktuell am College sind, wären noch bei Alba. Wo genau sollten die spielen? Bei Lok Bernau in der Pro B? Wahrscheinlich nicht. Wenn ich CEO eines Teams wäre, würde ich mir das College zunutze machen. Ich würde versuchen, die absoluten Toptalente zu binden und die Jungs, die es eher langfristig in mein Team schaffen könnten, ans College schicken, in der Hoffnung, dass sie sich in vier Jahren so weit entwickelt haben, um Teil meiner Mannschaft zu sein. Ich betrachte das College daher eher als Partner, da sowieso nur ein kleiner Teil dieser Spieler in der NBA landen wird.
Ein größeres Problem sehe ich eher in der D-League. Sollten die Löhne dort in einem Maße steigen, dass ein überdurchschnittliches Talent dort mehr als in der BBL verdient, könnte es durchaus zu Problemen für die deutschen Teams kommen. Die Attraktivität der D-League könnte dazu führen, dass vielversprechende deutsche Talente den Weg in die USA vorziehen, anstatt in der BBL zu spielen. Dies würde die Talentpipeline für deutsche Teams schwächen…
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Ich weiß nicht, ob die Überschrift so richtig zur Intention und dem Inhalt des Eingangspost passt, denn es geht ja nicht um die BBL in europäischen Vergleich, sondern eigentlich um Europa im Weltkontext.
Vielleicht wäre die Überschrift “Verlieren die nationalen Liga Europas an Wert im Weltvergleich?” passender?
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@Junes sagte in Bedeutungsverlust der europäischen Ligen im globalen Kontext?:
Ich weiß nicht, ob die Überschrift so richtig zur Intention und dem Inhalt des Eingangspost passt, denn es geht ja nicht um die BBL in europäischen Vergleich, sondern eigentlich um Europa im Weltkontext.
Vielleicht wäre die Überschrift “Verlieren die nationalen Liga Europas an Wert im Weltvergleich?” passender?
Ich habe mal etwas herumprobiert. Irgendwie klingt kein Titel wirklich gut. Ich hoffe so passt es.
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@Knupp sagte in Bedeutungsverlust der europäischen Ligen im globalen Kontext?:
Insbesondere das Thema NCAA sehe ich bedenklich. Dadurch wird sich die Talententwicklung der Toptalente ab dem Collegealter in Richtung USA bewegen. Das die Europäer vermehrt nach Übersee gehen, dürfte dann erstmal zu lasten der Spieler aus den Hiqhschools gehen, die schwerer an Collegeplätze kommen.
Diese Gefahr war mir gar nicht so bewusst, ich hab mehr an die Profiligen gedacht.
Aber du hast recht, im Collegesystem könnten sehr viele Talente gebunden werden, die in Europa in den Vereinsstrukturen ja auch gebraucht werden. Grade dieses Alter in dem für viele der Üergang in die Profikarriere stattfindet, prägt ja viel vom künftigen Karriereweg.Als Lösungsansatz sehe ich spontan nur, das auch die europäischen Vereine eine systematische Verbindung zwischen Sport und Studium/Ausbildung aufbauen müssten. Angesichts der vielen nationalen Unterschiede aber eine Mammut-Aufgabe. Alles was ich dazu im Moment kenne, sind halt einzelne Initiativen bei einzelnen Vereinen. (Hat nicht z.B. Akeem Vargas bei Alba nebenbei Sportmanagement studiert?)
Wenn pro Erst- und Zweitliga-Verein in Europa 2 Plätze für Studenten/Azubis angeboten werden können, würde das zahlenmäßig sicherlich ein nennenswertes Gegengewicht zum US-College sein.