@dimeoverdunk sagte in Kader Baskets Bonn 2023/24:
Ein guter In-Game-Coach ist für mich einer, der im Spiel die sagenumwobenen Adjustments machen kann, wenn er merkt, dass sein Gameplan aus welchen Gründen auch immer nicht aufgeht und nicht auf Teufel komm raus seinen Stiefel weiter runterspielen lässt in der Hoffnung, dass es irgendwann doch noch klappt.
Bei Spanoulis hinterließ meine zugegeben mit diesem einen Spiel extrem kleine Stichprobe den Eindruck, dass er, wie Du auch schreibst, das Team gut auf uns vorbereitet hat, aber auf die Veränderungen, die Moors in der Halbzeit offensichtlich vorgenommen hat, keine Antwort hatte. Oder erst zu spät als die Messe mehr oder weniger gelesen war. Aber wenn Du mich jetzt fragst, welche Adjustments das bei Moors denn gewesen sind, bin ich schon wieder ganz schwach auf der Brust…
Die Betrachtung eines guten In-Game Coaches ist sicherlich vielschichtig. Für mich gibt es 2 große Bereiche. Zum einen die taktische Komponente, die du ja bereits erwähnt hattest und zum anderen die Art und Weise der Teamansprache, bzw. das Team zu erreichen.
Sehen kann man das ganz gut anhand von Iisalo. Guckt man sich die Spiele an, dann lässt sich sagen, dass er besser als die allermeisten Coaches Europas scoutet und auf Gegner taktisch einstellt. Im Spiel wiederum gibt es sehr wenige gegnerspezifische Anpassungen, sondern eher eine Varianz in der eigenen Spielweise, sodass sich der Gegner nicht auf einen einstellen kann. Er sagt nicht umsonst immer wieder: “Wir wollen unser Spiel spielen, uns auf uns fokussieren, etc.”. Nimmt man den zweiten Aspekt des In-Game Coachings, ist Iisalo absolute Weltklasse. Da wird mir hier glaube ich niemand widersprechen, denn wenn er was sagt, dann hören die Spieler zu und setzen die Sachen um. Er weiß auch, wie öffentlichkeitswirksam so eine Ansprache sein kann. Ist euch mal aufgefallen, dass man im Stream so gut wie nie einen Einlauf nach Auswechslung gesehen hat, sondern er (fast) immer gewartet hat, bis das Spiel wieder auf der anderen Spielfeldhälfte war.
Um zu Moors zu kommen, da habe ich das Gefühl wir haben einen Mittelweg zwischen den zwei Kategorien. Die Vorbereitung auf den Gegner sind oft gut aber eben nicht sehr gut. Seine taktischen Anpassungen im Spiel hingegen sind deutlich sichtbarer und häufiger als bei Iisalo. Am Mittwoch konnte man das in der zweiten Halbzeit sehr gut am PnR mit Frey aber auch mit Watson sehen. Spanoulis hatte offensichtlich alles daran gesetzt das Two-Man Game durch starke Hilfe zu unterbinden und dadurch weniger Möglichkeiten für PG und C aber auch weniger Vorteile für die anderen Spieler entstehen zu lassen. Deswegen hat Kennedy offensiv gar nicht und Pape sehr gut funktioniert. Bereits in der ersten Halbzeit kann man sehen, wie alle Coaches aber vor allem Bosco und Stankovic die Spieler immer wieder daran erinnern ihre Gegenspieler mit Backdoorcuts zu schlagen. In der ersten Halbzeit hat diese Anpassung aber sehr selten bis nie geklappt, in der zweiten dann viel besser. Bei der Ansprache hingegen glaube ich, dass Moors die Spieler nicht immer so erreicht wie ein Iisalo aber das ist dann einfach auch eine Frage des Stils.
Spanoulis würde ich vom Stil eher mit Iisalo vergleichen, obwohl ich noch nicht die Stringenz der Spielanlage und die Klarheit der Ansprachen sehe. Man muss aber auch feststellen, dass das ein langer und natürlicher Lernprozess ist. Iisalo hat auch vor uns bereits 6/7 Jahre auf hohem Niveau gecoacht und konnte sich in Ruhe weiterentwickeln. Ich würde behaupten, dass wenn Spanoulis bis zum nächsten Spiel eine gute Idee hat und diese Implementiert, dann könnte es deutlich schwerer werden. Ich denke aber nicht, das er im Spiel Moors outcoached.
Zum Abschluss meiner Betrachtung möchte ich einmal anmerken, das diese unterschiedlichen Coaching Ansätze auch zeigen, warum man Iisalo nicht mit Moors vergleichen kann, obwohl dies hier durchaus auch getan wird. Ich persönlich empfinde beide Basketballansätze sehr sehenswert würde sie jedoch niemals miteinander vergleichen. Sie unterscheiden sich in fast allen Facetten: von der Trainingsgestaltung, über Spielsysteme, In-Game Coaching und vieles mehr. Aber ich würde mich meinen Beobachtungen und meiner Expertise nach festlegen, dass Moors sowohl ein besserer In-Game Coach als Spanoulis als auch als Iisalo ist, da er und vor allem auch sein Spielsystem flexibler ist. Aber das ist ganz klar immer nur die persönliche Präferenz.