BBL Serienvorschau Finale 23/24: FC Bayern Basketball - ALBA Berlin
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind… Verzeihung, falscher Text, kommt die Serie zwischen dem FC Bayern Basketball und ALBA Berlin. Zum sechsten Mal treffen beide Mannschaften in der Meisterschafts-Finalserie und auch außerhalb dieser so oft aufeinander, dass bei einigen Fans der Reiz verloren gegangen ist. Aber es geht wieder einmal um eine Silberware und dort führt zwar München Drei zu Zwei, die letzten beiden Meisterschaften gingen aber an Berlin. Gleicht ALBA aus oder holt sich Bayern die Vier zu Zwei Führung und die erste Meisterschaft seit 2019?
Der FC Bayern Basketball geht als klarer Favorit und mit Heimvorteil in die Finalserie. Fast schon gebetsmühlenartig redeten die Experten die Mannschaft von Pablo Laso in die Finalserie, selbst als die Saison noch nicht einmal begonnen hatte. Mit Pablo Laso, Serge Ibaka, drei Weltmeistern, Vladimir Lucic hatten sie auch gute Gründe dafür, ganz so souverän war der Weg ins Finale für die Münchner aber dann doch nicht. Erst die Niederlage gegen die MHP Riesen Ludwigsburg in Spiel 1 der Viertelfinalserie schien die Mannschaft etwas aufzuwecken, denn die sechs nachfolgenden Spiele gewannen die Bayern dann routiniert, aber auch ohne zu glänzen oder die ganze große Dominanz auszustrahlen. Kriegen die Bayern ihre PS auf die Straße, können selbst brandheiße Sterling Brown und Matt Thomas auf der Gegenseite die vierte Meisterschaft der Neuzeit nicht verhindern.
In Berlin ist erst einmal tief Durchatmen angesagt. In fünf Spielen setzte man sich am Ende verdient gegen das Team der Saison aus Chemnitz durch, verlor aber auch mit Martin Hermannsson den letzten etatmäßigen PG des Kaders. Auch Johannes Thiemann humpelte nach Spiel Drei mehr durch die folgenden Spiele, leistete aber als Teamplayer seinen Beitrag zum Seriensieg. So wird das Unterfangen für die Berliner aber nochmal schwieriger, doch abschreiben darf man sie nicht, das haben sie gegen Chemnitz gezeigt. Spiele gegen den großen Rivalen sind immer besonders, das merkt man bei den Spielern und wenn ALBAs Spieler heiß laufen, dann können die Spiele schnell kippen, das hat München beim vorletzten Spiel der Hauptrunde selbst erleben können.
Die Personallage:
FC Bayern Basketball: Nick Weiler-Babb uns Sylvain Francisco haben quasi die kompletten Playoffs verpasst, eine Rückkehr in dieser Serie ist wahrscheinlich. Für Dino Radoncic ist mit einer Handverletzung die Saison dagegen schon länger beendet.
ALBA Berlin: Ziga Samar, Matteo Spagnolo, Martin Hermannsson und Gabriele Procida werden in dieser Saison nicht mehr spielen können, bei Johannes Thiemann ist der Einsatz möglich, aber nicht garantiert.
Die Key-Player:
Carsen Edwards bleibt weiterhin der wichtigste Spieler in diesen Playoffs, zwar fiel seine Produktion in der Serie gegen Würzburg etwas zusammen, aber das Team war auch nicht so sehr auf seine Produktion angewiesen wie zuvor. Wenn er gebraucht wurde, lieferte er, egal wie schwierig der Wurf und wie viel vorher gefallen war. So sehr es Isaac Bonga es verdient gehabt hätte, hier einen größeren Part zu bekommen, gibt es jemanden, der mehr Bock hat gegen ALBA zu gewinnen als Vladimir Lucic? Der Serbe spielt eine unscheinbare Saison, zeigte aber in den Playoffs und insbesondere in der Serie gegen Würzburg, dass noch viel Eis in seinen Venen fließt. Ähnlich viel Lust und Erfahrung damit hat auch Devin Booker, dessen Dunks noch so manchem Berliner Fan im Gedächtnis rumgeistert. Der Big Man hat zwar etwas an Form verloren, doch niemand fliegt so gerne um die Berliner Körbe wie Air-Booker.
Sterling Brown ist das Berliner Pendant zu Carsen Edwards, der Flügelspieler dominiert nach einer schwierigen Saison in den Playoffs und schultert viel Last für sein Team. Durch den Ausfall aller Berliner Playmaker, wird diese in der Finalserie nochmal größer. Zum defensiven Anker hat sich im Halbfinale Justin Bean entwickelt. Beweglich, athletisch und mit guten Instinkten ausgestattet war der Forward überall zu finden und machte es allen Gegenspielern schwer in Korbnähe abzuschließen. Sollte Thiemann weiter angeschlagen bleiben, wird er dieses Talent noch viel öfter zeigen. Der zweite Gewinner der Halbfinalserie ist Khalifa Koumadje, seine Lange veränderte das Berliner Spiel auf beiden Seiten. Zwar trifft er in der Serie auf mehr Erfahrung, über 2.21m muss man trotzdem erst einmal rüberwerfen und greifen.
Die Key-Match-Ups:
Carsen Edwards gegen Sterling Brown: Ein Match-Up, was es auf dem Feld so häufig nicht direkt geben wird, doch es ist auch das Duell der beiden Protagonisten ihrer jeweiligen Teams. Brown wird es quantitativ an Hilfe fehlen, Edwards fehlte es bisher häufig qualitativ. Beide werden dem Spiel ihrer Mannschaften den Stempel aufdrücken wollen.
Isaac Bonga gegen Justin Bean: Zwei defensive Anker im Blickfeld, wenn auch nicht im direkten Duell, denn defensiv werden sich beide mit anderen Gegnern herumschlagen müssen. Mit ihren Fähigkeiten können sie die Defensiven entscheidend verändern.
Danko Brankovic gegen Khalifa Koumadje: Kommt es zum Duell der beiden längsten Spieler? Ohne Francisco könnte der Kroate in den Bayern-Kader rutschen, um mit seiner Länge Koumadje das Leben schwerer zu machen. Dieser zeigte zuletzt eine stark aufsteigende Formkurve und stabilisierte mit Bean die ALBA-Defensive. Allerdings dominierte Brankovic bisher beide Duelle.
Die Key-Faktoren:
Spielrhythmus: Verletzungsbedingt fand ALBA in Spiel 4 und 5 der Chemnitz-Serie zu einer alten Tugend zurück: Schnell spielen. Die neue Spielweise brachte den Berlinern mehr freie Würfe und die kurze Rotation ließ das Selbstvertrauen der Spieler steigen. München, seit Jahren das Team mit dem langsamsten Spielstil, wird Probleme mit diesem ALBA bekommen und muss dem Spiel seinen Stempel aufdrücken, langsamer Halbfeld-Basketball inklusive.
Energie: Die Mannschaft von Israel Gonzalez droht so langsam auf dem Zahnfleisch zu gehen. 78 Spiele hat sie schon absolviert, die fünf Spiele gegen Chemnitz haben geschlaucht und personell gibt es wenig Raum zum Rotieren, keine idealen Voraussetzungen, um gegen ein ausgeruhtes München anzutreten, die zudem drei der vier bisherigen Spiele dominierten. Doch auch die Bayern laufen noch nicht bei 100 %, zeigt Berlin die couragierten Leistungen aus Spiel 4 und 5, wird die Serie deutlich offener, als viele es erwarten.
Zonenpräsenz: Mit Serge Ibaka, Devin Booker und Elias Harris stellt der FC Bayern wohl den physischsten Frontcourt der Liga, generiert durch Offensiv-Rebounds und Post-Ups konstant Punkte in Korbnähe. Mit einem angeschlagenen Johannes Thiemann muss ALBA clever helfen und rotieren, um die körperlichen Nachteile auszugleichen und sich nicht einen Dreier nach dem anderen einzufangen.
Playmaking: Den Berlinern fehlen alle gelernten Aufbauspieler, den Münchnern fehlten bisher zwei und der verbleibende, Leandro Bolmaro, steckt in einem Formtief, die Shooting Guards schmissen bisher die Show für beide Teams in diesen Playoffs. Beide Teams kennen sich aber inzwischen in- und auswendig, Bayern hatte dazu in der Würzburg-Serie viel Zeit, um sich gegen eine Zonenverteidigung aufzustellen, der Überraschungsfaktor aus Spiel 5 könnte den Berlinern also abgehen. Beide Teams werden unorthodoxe Lösungen finden müssen, um die fehlenden Einser auszugleichen.