Verhältnismäßigkeit des Unterhemdenverbots
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Bei der Handball-EM in Polen gab es Strafen wegen unterschiedlicher Sockenfarbe und falscher Unterhemdfarbe.
Handball- EM: Geldstrafen für Schweden & Slowenien
Die Handball-EM-Teilnehmer Schweden und Slowenien sind wegen geringer Vergehen mit Geldstrafen von jeweils 500 Euro belegt worden. Slowenien wurde am Montag von der Disziplinarkommission der Europäischen Handball-Föderation (EHF) dafür bestraft, dass nicht alle Spieler in der Partie gegen Schweden (21:23) gleichfarbige Socken getragen hatten. Die Skandinavier wurden zur Kasse gebeten, weil ein Spieler ein langärmliges Shirt angehabt hatte, das farblich nicht zur sonstigen Spielbekleidung gepasst hatte.
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Bei der Handball-EM in Polen gab es Strafen wegen unterschiedlicher Sockenfarbe und falscher Unterhemdfarbe.
Und genau zu solchen Events passen diese Regelungen. Schließlich werden die Internationalen ja auch für die Events von ihren Verbänden ausgerüstet…
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Der WBV-Verbands- bzw. -Jugendtag ist vorbei. Der Antrag zur zusätzlichen Bekleidung im Jugendbereich wurde (wie erwartet) abgelehnt (der Wortlaut ist auf der Seite WBV-Online.de einzusehen).
Wenig überraschend wurde dabei von den Gegnern des Antrags ausschließlich formell argumentiert. Gern wurde “Die Regel” erwähnt, die so etwas ausschließe. Die es allerdings nicht gibt. Maximal eine Auslegung, aber keine offizielle Interpretation. Das gipfelte in der Behauptung des Versammlungsleiters (zufälligerweise der WBV-Vorsitzende), dass man einem solchen Passus nicht in die Ausschreibung übernehmen könne, da man beim Ausstellen der TA durch den DBB verbindlich die DBB-Spielordnung anerkenne, die sowas verbiete. Das führe zu Konflikten. Interessierte können sich die DBB-Spielordnung (und -Jugendspielordnung) online durchlesen. Wer da auch nur einen Satz zu Bekleidung findet, möge das hier kundtun.
Die Schilderung eines älteren Mitdiskutanten, er selber habe früher auch immer gern mit T-Shirt gespielt und sei jedesmal froh gewesen, wenn der Schiri nichts gesagt hat (kann man auch hier weiter vorn nachlesen….), bot schon deshalb nicht mehr als anekdotischen Wert, weil in der Tat “früher” das Tragen von T-Shirts in der FIBA Regel explizit untersagt war. Allerdings gibt’s den Passus nicht mehr.
Sachliche Gründe, warum denn nun eine solche Regelung nicht möglich ist, wurden leider gar keine geliefert: warum etwa unbedingt das Bedecken von Extremitäten unterbunden werden muss. In einem kurzen Gespäch abseits wurde immerhin mal kurz die Verletzungsgefahr erwähnt, am Beispiel der nun nur mehr maximal kinielang zulässigen Shorts, die deshalb so kurz sein müssten, weil das unbedeckte Knie das Rutschen auf dem Boden (und in der Folge schwere Verletzungen?) verhindere (Vor meinem geistigen Auge schossen Myriaden gefoulter/gestürzter Spieler der letzten Jahre mit wahnsinniger Geschwindigeit vorbei und schlugen ungebremst in die Wand ein… ). Warum dann allerdings Knieschoner als Ausrüstung ausdrücklich erlaubt sind, versteh’ ich nich’….
Bei der Abwägung, ob alles erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten oder umgekehrt alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, hat sich also letztere Auffassung durchgesetzt.
Nun gut. Sollte es sich also noch mal ergeben, dass eine Spielerin Schwierigkeiten mit der Bekleidung hat, werde ich ihr in absteigender Wertigkeit zu einem entsprechend regelkonformen Verhalten raten:
1. besorg dir Kniestrümpfe, Knieschoner, Radlerhosen (alles z.B. schwarz), ein ärmelloses Unterziehshirt sowie diese albernen Sleeves für die Arme und du bist von Kopf bis Fuß bedeckt, obwohl das ja gar nicht erwünscht ist;
2. besorg dir von deinem Hausarzt ein Attest, dass du aus medizinischen Gründen mit Arme und Beine bedecken musst; das lehrt dich auch gleich was für dein späteres Berufsleben;
3. tu nix dergleichen und sieh mal was passiert; da dein Vater Anwalt ist, kann er ja eine ggf. ausgesprochenen Sanktion überprüfen… (natürlich nur’n Scherz, aber vielleicht für’n Juristen mal eine nette Fingerübung).
Case closed. -
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Interessant in diesem Zusammenhang die PO-Trikots der Bayern. Siehe auch deren Homepage. Das sin T-Shirts. Besteht da jetzt keine Verletzungsgefahr am Ärmel?
Oder gibt es das nur im Amateurbereich? Das war doch immer ein wichtiges Argument für das Verbot, oder? -
http://shop.fcbayern.de/de/705/466/-fc-bayern-adidas_Basketball_Playoffs_Trikot–/?page=1
Wer sie noch nicht kennt, kann sie hier ansehen. Im Endeffekt ist es der gleiche Schnitt wie der einiger NBA-Teams. Lustige Offtopic-Anmerkung: Aktuell gibt es sie nur in S, M und L. Die größeren Größen sind noch nicht geliefert worden. ich drücke die Daumen für Big John.
Back on topic: Unstreitbar ein Verstoß gegen “die Regel” , aber von Jens Staudenmayer wohl persönlich ohne Probleme abgenickt.Edith fügt die offenbar schmerzlich vermissten Ironie-Smileys ein. Erklärung findet sich weiter unten
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Käme ich mir als SR im Amateurbereich wirklich verarscht vor. Da wird beflissentlich darauf hingewiesen, dass es bei dieser Regel keinen Interpretationsspielraum gibt, und dann so etwas.
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Back on topic: Unstreitbar ein Verstoß gegen “die Regel”, …
Nöö. Weder in “der Regel” (FIBA) noch in den BBL-Standards, die länglich auf die Bekleidung eingehen, ist festgelegt, welche Form Spielhemden haben müssen. Die könnten auch langärmelig sein.
Allerdings ein deutlicher Hinweis, was möglich ist so ganz ohne Verletzungsgefahr und offensichtlich auch ohne das Spiel zu zerstören….
Jedenfalls unbedingt “appropriate for the game”. -
Besteht da jetzt keine Verletzungsgefahr am Ärmel? … Das war doch immer ein wichtiges Argument für das Verbot, oder?
Nein.
Nur weil C-Klasse-Funktionäre/C-Klasse-SR-Fortbilder auf unterklassigen Veranstaltungen so etwas als Begründung nennen, muss es noch lange nicht so sein.
@madrob:Back on topic: Unstreitbar ein Verstoß gegen “die Regel”, …
Madrob, please! Du gehörst zu den wenigen, die ich hier gern lesen mag - weil im Regelfall sachlich und mit Fachwissen geschrieben wird. Aber was ist das denn für eine Aussage? Ist das (deplatzierte) Ironie ohne Ironieanzeiger?
@Nummer13:… viel Richtiges …
Danke.
@K_Carmichael:Käme ich mir als SR im Amateurbereich wirklich verarscht vor.
Für die Hauptverarsche sorgen die Refs im Amateurbereich selbst, da dort zu viele ihren eigenen Regeln folgten SR A macht, was SR A für richtig hält - SR B macht, was SR B für richtig hält. Im Ergebnis fehlt es an einheitlicher Regelanwendung. Das betrifft sowohl die eigentlichen Spielregeln (Foul, Schrittfehler usw.) wie auch die Regeln zu den Rahmenbedingungen (u.a. Kleidungsvorschriften).
@K_Carmichael:Da wird beflissentlich darauf hingewiesen, dass es bei dieser Regel keinen Interpretationsspielraum gibt, und dann so etwas.
Die Regel lautet sinngemäß, dass “unter den Trikots keine sichtbaren (weiteren) Shirts getragen werden dürfen”. Nirgendwo sind kurze Ärmel vorgeschrieben. Die Bayern-Trikots sind daher nicht zu beanstanden (ebenso wenig wie die Trikots all der Jugendmannschaften, die in (farblich einheitlichen!) T-Shirts mit aufgemalter Nummer spielen).
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@aldimarkt und Nummer13: Sorry, ich habe es nicht klar genug herausgearbeitet. Ich dachte die Anführungszeichen für “die Regel” reichen. Ich wollte eigentlich mit dem Satz nur darauf hinaus, dass sich auch die Bayern unsicher waren und anscheinend erst zufrieden waren als auch Staudenmayer das Go gab. Heißt es zumindest auf den Fluren des AudiDomes. Das hätte ich wohl besser rausarbeiten müssen. ich hielt allerdings schon die Posts vorher für ironisch genug und dachte ich könnte mich der Gänsefüßchen-Historie einfach anschließen
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@madrob: Ich hatte auch kurz gezögert, weil ich das schon für ironisch gehalten hatte, aber als der Herr Staudenmayer dann noch auftauchte….
Sei’s drum, letztendlich eine schöne Gelegenheit, hier mal eine tatsächlich vorhandene Regel (die BBL-Standards) zu erwähnen, mit dem Vorteil, dass klar zu erkennen ist, wer so was und warum sinnvoll regeln kann: eine (Profi-)Liga, mit Standards, die ihrer Außendarstellung und Vermarktung dienen!