Es ist doch eigentlich in der Liga wie jedes Jahr: Man hat hinter den Großen Beiden ein recht kompaktes Verfolgerfeld von den Plätzen 3-10, wo sich die Reihenfolge ungefähr nach den jeweiligen Etats richtet, die aber, nach allem, was man so über die Jahre aus diversen Flurfunkten mitbekommen hat, so nah beieinander sind, dass die tatsächlichen Endstände immer auch eine gewisse Komponente von Glück/Scoutingüberraschungen und - enttäuschungen/Verletzten/Kontinuität usw. hat.
Dieses Jahr hat man mit Chemnitz ein Team weiter vorne, als sie der Erfahrung nach eigentlich sein sollten, weil Pastore nicht nur ein sehr guter Coach ist, sondern er auch gut gescoutet hat und einen nicht unerheblichen Teil seines Kernteams zusammenhalten konnte, ungefähr so wie wir letztes Jahr, nur halt, wahrscheinlich auch dem Etatunterschied zwischen Bonn und Chemnitz geschuldet, noch mal ein Level darunter (trotzdem natürlich super, und hey, an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an die frisch gebackenen FIBA-EC-Champs). Zusätzlich hat man die positive Überraschung Würzburg, die wahrscheinlich auch gar nicht so recht wissen, warum sie da stehen, aber auch die haben Kontinuität, einen überdurchschnittlich guten Coach und stehen daher deutlich weiter vorne, als man sie eigentlich hätte erwarten dürfen. Zudem dann noch Vechta als Wildcard, die da vorne halt eigentlich auch nichts zu suchen haben, aber Kuhse funktioniert bei denen, sie sind mWn ohne größere Verletzungen durch die Saison gekommen, gut gecoacht, und sind beflügelt von den Emotionen.
Auf der anderen Seite der Medaille hast man dieses Jahr Teams wie Oldenburg (Verletzungsseuche hoch drei und dazu ist halt mMn Calles nicht mal halb so gut als Coach, wie er von vielen gehypt wird), Bamberg, wo es mit dem Coach auch (mal wieder, und eigentlich absehbar) nicht geklappt hat, und Hamburg, die auch den Erwartungen hinterher laufen (wobei ich Barloschki trotz des “Flopping-Skandals” für einen guten, wenn auch noch unerfahrenen Coach halte, das Problem der Towers sitzt eher an anderer Stelle). Alle drei bleiben aber hinter den Erwartungen zurück und gehören eigentlich, gemessen an ihren Möglichkeiten, weiter nach vorne in der Tabelle.
Bonn hingegen ist national ziemlich genau da, wo sie hin gehören, enttäuschende (und sicher auch inakzeptable) Niederlagen gegen Abstiegskandidaten halten sich mit unerwareten Siegen gegen stärkere Gegner (Bayern, Ulm) fast die Waage, und das internationala Abschneiden ist mMn sogar tendenziell über Soll, auch wenn Peristeri in den letzten beiden Spielen uns schon mal deutlich die Grenzen aufgezeigt hat. Ein Leistungsdurchhänger ausgerechnet Ende April/Anfang Mai ist natürlich ausgesprochen ungünstig, und ja, unsere Defense ist schlecht, da gibt es nichts dran zu drehen (man müsste sich evtl. andere europäische Ligen im Vergleich auch über die Jahre dazu mal anschauen, aber in der BBL finde ich auffällig, wie wenige “unauffällige” Defenses es dieses Jahr gibt; es gibt gute [Rating bei 110 oder kleiner] und schlechte [Rating 115 oder größer] und wenig dazwischen [Ulm, Hamburg, Braunschweig, Oldenburg]). Trotzdem, am Ende des Tages ist das “Wie” mMn zweitrangig. Langfristig muss der Club natürlich auch darauf achten, dass die Art und Weise, wie die Ergebnisse zusammen kommen, mit der Idee des Clubs, wie Basketball zu spielen ist, zusammen passt, aber in erster Linie ist es Profisport, und wenn die Ergebnisse in Summe passen, ist das das Wesentliche.
Fazit: Wenn wir uns jetzt langsam mal wieder fangen, idealerweise Vechta doch noch abfangen in der Endabrechnung, um zumindest die CL-Quali sicher zu haben und nicht abhängig davon zu sein, ob einer der besser Platzierten eventuell auf sein Startrecht verzichtet, war das eine erfolgreiche Saison, und freue mich auf das kommende Jahr, wenn Coach Moors mehr Vorbereitung hat und wir dann auch hoffenltich eine gescheite Defense aufs Parkett bringen.