Können Basketballer nicht alleine aufstehen?
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Auf welcher Sportpsychologie basiert eigentlich die Tatsache, dass Basketballer am Boden sitzen bleiben und wie Kleinkinder die Arme in Luft heben damit man ihnen hochhilft? Machen irgendwie alle Mannschaften mir fällt aber gerade kein anderer Sport ein wo das auch passiert. Oder gibt es da einen?
Klar Teamzusammenhalt soll wohl dahinter stehen, aber irgendwie ist es doch albern wenn Leute durch die halbe Halle rennen um jemanden aufzuhelfen, der in der Zeit schon dreimal wieder auf den Beine wäre. Liegt ein Spieler je Mannschaft nebeneinander auf dem Boden rangeln die anderen geradezu um als erste da zu sein. Vom Gegner lässt man sich schon mal gar nicht aufhelfen.
Auf der anderen Seite macht es auch den guten Umgang unter den Mannschaften kaputt. Gestern hat zum Beispiel Bähre Shorts beim Ballvortrag gefoult weil er einfach zu spät dran war, Shorts lag an der Mittellinie und Bähre wollte ihm aufhelfen wurden dann aber vom, vom eigenen Korb, herbeieilenden Delany daran gehindert. Eigentlich Schade, denn das finde ich ist die richtige Geste von Bähre in so einer Situation.
Ich spiele selber Basketball und schaffe es alleine aufzustehen und helfe meinen Mitspieler und Gegner hoch, manchmal auch gegenseitig, wenn ich nebendran stehe wenn nicht dann halt nicht. Dann wechselt man gleich noch ein paar nette Worte und man hat ein ganz anderes und respektvolleres Verhältnis zueinander. -
Interessante Beobachtung die mich auch schon beschäftigt hat…
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Sie können allem Anschein nach schon, was die schieren physischen Voraussetzungen angeht. Es handelt sich hierbei aber um eine dermaßen habitualisierte und ritualisierte Verhaltensform des Sports, dass der:die geneigte Zuschauer:in schon stutzt, wenn einer dieser Riesen das allein erledigt, mir inklusive. Vllt liegt darin aber auch eine Erklärung, die sich mit der ritualisierten Komponente verschränkt: ein Wemby oder Christ Koumadje hat einfach einen wesentlich weiteren Weg zwischen diesem Oben und diesem Unten zu absolvieren als der Durchschnittsfußballer, da nimmt man(n) gern die Hilfe der team mates in Anspruch. Und da sind wir auch schon beim nächsten Punkt: ist das eine eher männlich geprägte Sozialisierungsform im Basketball? Wenn ich Spiele der Frauen schaue, beobachte ich das recht deutlich seltener.
Letztlich hat jede Sportart aber ihre komisch anmutenden Rituale.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rituale_im_SportDas wäre doch mal ein schönes Forschungsobjekt, wenn noch jmd ein Thema für die Abschlussarbeit in Sportsoziologie sucht
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Wenn ich versuche, mich an Spiele in den 80ern und 90ern zu erinnen, wüsste ich nicht, dies dort beobachtet zu haben. Damals hat man sich noch viel mehr abgeklatscht.
Also müsste man die Ursprünge wohl in den späten 90ern suchen. Vermutlich ein schleichender Prozess, der mit dem damaligen Trend harter, hoher Basketballschuhe und dem aufkommenden Taping zu tun hat.
Es wird sich also aus einer ehemals nützlichen Unterstützung dem Mannschaftskameraden gegenüber verstetigt haben.
Interessant wäre herauszufinden, unter welchem Coach das als Ritual aufgekommen ist. -
Der etwas pathetische Spruch dazu ist meines Wissens:
“Anytime you fall, stay down and your brother will pick you up.”
Hintergrund ist tatsächlich, dass du für dein Team fällst und Einsatz zeigst. Im Gegenzug hilft es dir wieder auf. Das ist auch der Grund, warum dieses Verhalten in vielen Teams ritualisiert ist und der gefallene Spieler sich oft nach Teamkollegen umschaut, die zur “Hilfe” eilen.
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@MarcSmedFan Interessanter Hintergrund.
Nimmt halt irgendwie komische Züge an gerade auch durch den Ausschluss des Gegners beim Aufhelfen. Gerade bei sehr kontaktintensiven Sportarten wie z.B. American Football sieht man genau das Gegenteil nämlich das die direkten Konkurenten sich gerne gegenseitig mal aufhelfen, was auch eine Form der Anerkennung der Leistung in der vorherigen direkten Konfrontation ist. Ist mir persönlich deutlich lieber und nimmt auch die Spannung raus vor allem wenn noch ein lockerer Spruch dazu kommt. Ich hätte als Bähre z.B. zu Shorts gesagt: Sorry war zu spät, beim nächsten Mal bin ich rechtzeitig da und hab den Ball. Und als Shorts geantwortet: Ne, ich bin zu schnell für dich. -
In einer Doku erzählte Shaq davon, wie er Michael Jordan bei irgendeiner Gelegenheit zum ersten Mal geblockt hat. Anschließend wollte er ihm aus Respekt aufhelfen und MJ wollte das nicht. Er meinte zu ihm, wenn du mir Respekt entgegenbringen möchtest, tust du das nicht, indem du mir aufhilfst, sondern indem du mir nicht versuchst aufzuhelfen.
Was Freundlichkeiten mit dem anderen Team angeht, gab es eine Freundschaft zwischen Magic Johnson und Isiah Thomas, die bei der Begrüßung vor Partien auf dem Feld sehr herzlich zelebriert wurde. Das endete abrupt nach gewissen Äußerungen von Isiah Thomas. Stattdessen wurden beide Feinde und Isiah Thomas war dann auch beim Dream Team 1992 nicht dabei. Gerade die “Bad Boys” der Pistons, deren einer Isiah Thomas war, könnten zu einem gewissen Wandel im Verhalten zwischen Teams gesorgt haben. Unvergessen ist, wie sie geschlossen ohne Handshakes nach ihrer Playoff-Niederlage gegen die Bulls 1991 das Feld verließen.
Ebenfalls “Tradition” hatten sehr harte bis wahrlich unsportliche Fouls in NBA Finals, um zu zeigen, wie “tough” man ist. Ich verfolge die NBA nicht mehr wirklich, hatte aber vor Jahren schon den Eindruck, dass die NBA durch härtere Strafen diese Tradition brechen wollte.
Das Verweigern des Aufhelfens eines Gegners steht irgendwie in dieser Tradition des “wir sind tougher als ihr”. Im Gegenzug eilt man herbei, um dem eigenen Teamkameraden aufzuhelfen. Damit zeigt man, dass man als Team zusammenhält gegenüber dem Gegner.
Basketballer können also sehr wohl alleine aufstehen. Gewisse ritualisierte Verhaltensmuster scheinen sich aber verselbständigt zu haben. Wenigstens brauchen Basketballer nicht so lange um aufzustehen wie Fußballer…
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um einen neuen Aspekt hineinzubringen: Verletzungs-Prävention
viele Basketballer sind groß und schwer. sich beim (schnellen) Aufstehen mit ganzem Körpergewicht auf ein Handgelenk bzw. einen Arm zu stützen birgt da eine gewisse Verletzungs-Gefahr für Handgelenk, Ellbogen und Schulter, die durch Aufhelfen minimiert wird.
also genauso, wie schonendes Hinfallen gelernt werden kann - und wenn dein Profitum davon abhängt: sollte. Wer sich beim Hinfallen mit der Hand abstützt, bricht sich schon mal ein Gelenk und sollte stattdessen lieber über die Schulter abrollen
nur ein Gedanke