Die MLP Academics sind in Bonn körperlich wie spielerisch unterlegen
Auch mit komplett runderneuerter Mannschaft sind die Telekom Baskets Bonn als letztjähriger Vize-Meister und amtierender Champions-League-Sieger eine Macht. Die Magentafarbenen ließen den MLP Academics Heidelberg am Sonntag beim 92:69 (28:19, 24:14, 17:21, 23:15) vor 6.000 Zuschauern im ausverkauften Telekom Dome nicht den Hauch einer Chance. Lediglich im dritten Viertel vermochten die Jungs vom Neckar streckenweise mitzuhalten. „Bonn war heute auf jedem Level besser, sagte Headcoach Joonas Iisalo und zeigte sich trotz aller Enttäuschung als fairer Sportsmann an alter Wirkungsstätte. Während für die Rheinländer die Blickrichtung in der easyCredit Basketball Bundesliga nach dem sechsten Erfolg in den letzten sieben Spielen weiter nach oben geht, steht den MLP Academics unverändert jede Menge Arbeit bevor, um sich zu stabilisieren und tabellerisch nicht auf die beiden Abstiegsplätze zu rutschen.
Die 58. Spielzeit wird, so viel lässt sich nach acht aufregenden Spieltagen schon jetzt konstatieren, hochdramatisch bleiben. Fast ständig gibt es Überraschungen, das gilt gerade für die beiden Wiederaufsteiger RASTA Vechta und Tigers Tübingen. Die Niedersachsen (81:85 gegen den FC Bayern Basketball) haben sich bereits ein kleines Polster zugelegt, die Schwaben kämpften heute ihrerseits die EWE Baskets Oldenburg mit 93:84 nieder.
Hylke van der Zweep: „Wir müssen viel härter spielen
Aus den verschiedensten Gründen bleibt es für Heidelberger derzeit ein „Tanz auf der Rasierklinge. Verletzungen, Formschwankungen, viele kleine Abstimmungsprobleme auf dem Parkett, insbesondere in der Defensive, mangelndes Selbstbewusstsein sowie selbstverständlich das Warten auf die Verpflichtung eines Point Guards -- man spürt, dass die Mannschaft einen Rucksack mit sich trägt. „Wir müssen viel härter spielen, um in der zweiten Halbzeit zurückzukommen, sagte Co-Trainer Hylke van der Zweep ehrlich bei Dyn, „mental und physisch, bei uns kommt alles zusammen. Zu diesem Zeitpunkt hieß es bereits 52:33 für die wie aus einem Guss auftretenden Hausherren.
Von Anfang an konnten die „Akademiker nicht den Elan aus dem wichtigen 93:86-Erfolg bei den HAKRO Merlins Crailsheim mit an den Bonner Hardtberg nehmen. In der ersten Minute lagen die Kurpfälzer zwar mit 5:2 vorne, doch dieser Hoffnungsfunke verglühte so schnell wie er aufgekommen war. Bereits im ersten Abschnitt kassierten die Weißhemden zwei 0:8-Läufe, was durch eklatante Fehlpässe sowie die Dominanz der Baskets am Brett maßgeblich begünstigt wurde. Vincent Kesteloot hatte hier bereits Schulterprobleme. Der Dreier von Brian Fobbs mit der Viertelsirene zum 28:19 ebnete für die Cracks von Roel Moors den Weg, den sie durch eine 13:3-Phase gnadenlos fortsetzten (41:22, 14. Minute). Iisalos Auszeit sollte sein Team wachrütteln. Der Finne kritisierte zurecht, dass es an „Physis, Wille und Leidenschaft fehlen und fast jeder Ball bei den energisch zupackenden Bonnern landen würde.
Positive Phase nach der Pause
Eine merkliche Besserung trat unterdessen erst nach dem Kabinengang ein. Durch Dreier von Niklas Würzner, Bennet Hundt und Kapitän Akeem Vargas kam Heidelberg bis auf 65:52 (27.) heran. Ein positives Zeichen. Die tapferen Gäste bestraften hier den einsetzenden Schlendrian der Baskets. Viel mehr war freilich nicht drin. Im Schlussviertel drückten Christian Sengfelder und Co. wieder auf den Turboschalter. Eine 14:1-Phase der fein agierenden Bonner Korbjäger zum 83:55 (33.) bedeuteten die Entscheidung. Die MLP Academics mussten die spielerische wie physische Überlegenheit der im Durchschnitt knapp zwei Meter großen Heimmannschaft anerkennen. Das 92:69 war somit nur noch Formsache.
Statistisch betrachtet verwerteten die Baskets 60 Prozent ihrer Zweier, während die Academics hier nur 36,1 Prozent aus der Nah- und Mitteldistanz in der gegnerischen Reuse unterbrachten. Bonn war schlichtweg von der Effizienz her klar beherrschend. Der Blick auf die Freiwürfe verrät ferner, dass Magenta (14/17) den Korb entschlossener attackierte als die zu häufig zaudernden Gäste (4/6). Die Dreier (12/13) fielen in dieser Partie nicht wirklich ins Gewicht. Das Reboundverhältnis (43/39) war ebenfalls fast ausgeglichen. Dabei schnappten sich die Gäste sogar mehr Offensivrebounds (15) als die Einheimischen (11). Gut so.
Niklas Würzner diesmal der Topscorer
Die fünfte Niederlage der MLP Academics gegen die Telekom Baskets seit 2021 (74:91, 65:98, 71:82, 70:87 und jetzt 69:92) ist sicherlich kein Totalschaden. „Bonn ist ein Team, gegen das man verlieren kann, aber wir hätten uns heute besser anstellen können, so hoch darf man nicht verlieren, sagte Niklas „Niki Würzner, mit zwölf Punkten (vier Dreiern!) diesmal der Topscorer des Tabellensechzehnten. Neben ihm zeigten noch Bennet Hundt (11) und mit Abstrichen Isaiah Whaley (9 Punkte, 7 Rebounds) eine passable Vorstellung.
Was also tun? Es gilt, diese klare Niederlage schnell aus den Köpfen zu bekommen und den Fokus nach vorne zu richten, denn am Samstag (20 Uhr/live bei Dyn ab 19.45 Uhr) gastieren die MHP Riesen Ludwigsburg im SNP dome. Gegen die Gelbschwarzen aus der Barockstadt muss ein Rezept gegen deren körperbetontes Spiel gefunden werden. Wie gegen Bonn wird’s eine vergleichbar komplizierte Herausforderung gegen die RIESEN, die mit einer beachtlichen Referenz in die Universitätsstadt kommen. Denn in den letzten vier Jahren standen sie immer im BBL-Halbfinale …
Stimmen zum Spiel:
„Glückwunsch an Coach Roel Moors und sein Team zu einem großartigen Spiel. Bonn war heute auf jedem Level besser. Sie waren physischer, haben uns in der Zone dominiert, Rebounds geholt und uns aus unserem offensiven Rhythmus gebracht. Wir hatten nur eine gute Phase im dritten Viertel, danach verlegen wir einfache Punkte, die wiederum in Fastbreak-Punkten für Bonn resultieren. Das war ein Moment, in dem wir den Rückstand in den einstelligen Bereich hätten bringen können. Danach war das Spiel nahezu vorbei. Es ist keine einfache Zeit, durch die wir gerade als Team gehen. Viele müssen auf Positionen spielen, die eigentlich nicht ihrer Rolle entsprechen, weil wir Verletzungen haben und uns ein weiterer Point Guard fehlt. Wir sind offensiv aktuell zu statisch und kreieren zu wenig, dennoch müssen wir Bonn heute Respekt zollen. - Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics Heidelberg.
„Ich bin zufrieden mit diesem Sieg. Ich glaube, es war kein sehr gutes Spiel von uns. Offensiv haben wir zwei Sachen gut gemacht. Vorteile kreiert aus dem Post-up und unsere Transition Offense war auch besser als sonst. Defensiv haben wir zu viele Fehler gemacht und sehr schlecht gereboundet. - Roel Moors, Headcoach der Telekom Baskets Bonn.
„Wir haben heute von Anfang an nicht in das Spiel gefunden und hatten einen schwachen Start. In dieser Halle ist es dann schwer zurückzukommen. Wir hatten ein paar Runs und haben uns zurückgekämpft, aber Bonn ist zu gut und zu abgezockt. Wir haben uns taktisch was überlegt und haben versucht die Zone dicht zu machen, weil Bonn sehr gerne im Post-up spielt, aber sie haben das gut gelöst. Das hat uns dann das Genick gebrochen. Natürlich muss man so ein Spiel jetzt schnell abhaken, wir werden uns das Spiel nochmal anschauen und schauen, woran es gelegen hat. Bonn ist ein Team, gegen das man verlieren kann, aber wir hätten uns heute besser anstellen können, so hoch darf man nicht verlieren. - Niklas Würzner, Point Guard der MLP Academics.
„Man hat gesehen, dass Bonn von Anfang an tougher war als wir. Sie haben viele 50:50-Bälle gewonnen, bei denen wir nicht aggressiv genug waren. In der ersten Halbzeit haben wir dann vielleicht schon zu schnell den Kopf hängen lassen. Ich würde sagen, dass wir in der zweiten Halbzeit gut herausgekommen sind und dann nochmal zurück in das Spiel gefunden haben, aber am Ende hat es leider nicht gereicht. Jetzt heißt es weiter hart arbeiten und versuchen, das nächste Heimspiel zu gewinnen. - Marcel Keßen, Center der MLP Academics.
„Absolut verdienter Sieg für Bonn. Sie haben das Spiel von Anfang an dominiert und uns genau in die Position gebracht, die sie wollten. Sie haben ihre Dominanz unter dem Korb ausgespielt, wir hatten große Probleme mit dem Post-up und den Cuts aus dem Post-up. Nichtsdestotrotz müssen wir aus unserer Opferrolle herauskommen und hart trainieren unter der Woche. Das wird entscheidend sein für die Spiele, die noch kommen. - Akeem Vargas, Shooting Guard der MLP Academics.
Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Niklas Würzner 12 (4 Dreier), Bennet Hundt 11 (3), Tim Coleman 10 (2), Isaiah Whaley 9, Elias Lasisi 7 (1), Paul Zipser 5 (1), Vincent Kesteloot 5, Jeffrey Carroll 4, Akeem Vargas 3 (1), Marcel Keßen 3 (1).
Telekom Baskets Bonn: Savion Flagg 19 (2), Christian Sengfelder 16 (2), Till Pape 15 (1), Brian Fobbs 13 (3), Sam Griesel 10 (1), Noah Kirkwood 8 (1), Harald Frey 6 (2), Ike Udanoh 2, Glynn Watson Jr. 2, Benedikt Turudic 1.
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