Finazierung von Clubs über 'Firma+Stadt' _Pro&Cons
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Fortsetzung aus ‘Etats der Pro A Clubs’
J-C3- 2. Sept. 2021, 15:52
@dunki_kong Vorsicht mit dem Ausgliedern. Da gibt es keine direkte Möglichkeit der Mitgestaltung mehr. Man heisst dann schnell mal ‘Marinopolis Rostock’ uä.… Aber ja, mein Verein ist - Science City Jena -. Dort bin ich Mitglied. Dort habe ich Möglichkeiten mich einzubringen und werde das verstärkt tun. Eben weil das in der GmbH nicht geht. Übrigens nicht nur für mich nicht geht, sondern für viele nicht geht.
Im Fussball zeigen die Communities bspw. von Aue und Union Berlin, was möglich ist, wenn viele mitmachen können. Warum sollte das im BB anders sein? Setzt natürlich eine vitale Community voraus - und Rostock ist da im BB-Osten ja richtig stark, schaut man sich die Entwicklung der Mitgliederzahlen an.
Und für eine Community, eine Fan-schaft ist das Naming schon ein zentrales Element.
Ich bin der Meinung, dass wenn das Team, die Fans, der Verein, Sponsoren, auch eine GmbH sich unter einem gemeinsamen Namen vereinen (können), die stärkste Identifikation und die besten Entwicklungen für einen BB-Standort zu erwarten sind.
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Ich weiß nicht genau, was Du willst.
Spitzensport bedarf eines beträchtlichen Aufwands und kann nicht so nebenbei in der Freizeit durchgeführt und organisiert werden. Daher gibt es bezahlten Leistungs- oder Profisport. Um dort erfolgreich zu sein, bedarf es eben nicht nur sportlicher Leistungsfähigkeit. Wie Du richtig erkannt hast, haben Namensrechte auch gegenüber Trikotsponsoring den höchsten Wiedererkennungs- und Identifikationswert. Daher ist hierfür vgl.weise viel Geld zu erlösen.
Es ist darüber hinaus nunmal völlig normal, dass bspw. im Gesellschaftsrecht diejenigen mehr Verantwortung tragen und mehr entscheiden dürfen, die auch mehr Geld investieren und damit ein höheres Verlustrisiko tragen. Das ganze nennt sich Kapitalismus, wobei das meist nur als Schimpfwort benutzt wird. Du kannst Dir halt mal überlegen, wie toll Du es finden würdest, wenn Du einen beträchtlichen Betrag in einen Klub investieren würdest, aber dann eine Welle von neuen Mitgliedern beitreten und die bisherigen Mitglieder überstimmen würde hinsichtlich der Verwendung der Gelder. Sponsoring und Spenden haben zwar die ersten beiden Buchstaben gemeinsam, sind aber etwas völlig anderes. Die meisten Sponsoren haben oftmals eine gewisse Vorstellung davon, wie die Gelder verwendet werden sollen, daher werden “Parteispenden” von Unternehmen ja auch so kritisch gesehen.
Zum einen kannst Du in der GmbH sehr wohl mitbestimmen, indem Du Geld investierst und Gesellschafter wirst. Auch wenn das für Dich momentan illusorisch erscheint, solltest Du Dir trotzdem - wie bereits geschrieben - kurz überlegen, wie toll Du es finden würdest, wenn Nicht-Gesellschafter über die Verwendung Deines Investments entscheiden würden.
Zum anderen kannst Du bspw. eine Crowdfunding-Aktion starten und versuchen auch mit Hilfe anderer Spender, das Namensrecht Deines Klubs zu kaufen. Das ist aber ein nicht unbeträchtlicher Aufwand, der dann alle paar Jahre ansteht. Für Leute, die jedes Jahr abwägen, ob der Preis für die Dauerkarte noch gerechtfertigt ist, wäre das selbst bei einer Gruppenfinanzierung eine erhebliche Belastung, die die Frage aufwirft, wie viel das einem wirklich wert ist und ob es nicht irgendwo dann doch egal ist, wie momentan der Name oder die Firma der Mannschaft lautet.
Als Mitglied in einem Amateurklub oder eingetragenem Verein kannst Du Dich jenseits der Finanzen auch einbringen und je mehr Aufwand Du gerade ehrenamtlich leistet, desto mehr wird im Zweifel auch Deine Meinung geschätzt und Dir Verantwortung übertragen. Professioneller Leistungssport funktioniert aber nach anderen Regeln als Breitensport.
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Das Thema ist doch eh schwierig, weil fast alle Profivereine eben keine e. V.s sind, sondern der SPielbetrieb meist in einer GmbH ausgegliedert ist. Beispiel Jena: Da wurden ein Namenssponsoring für Science City erworben, der Verein hieß aber TuS Jena, Spielbetrieb der Herren war dann an die Baskets Jena GmbH ausgegliedert. Die Mannschaft hieß auch nach dem Bundesligaabstieg weiter so, der gleichnamige e. V. wurde aber erst 2011 gegründet.
Noch komplexer? 2008 übernahm die Düsseldorf Giants GmbH die Bundesligalizenz der Bayer Giants Leverkusen, ohne Unterbau. Nach einer Insolvenz dann die Düsseldorf Basketball GmbH. Nach dem BBL-Abstieg wurde aus dem BBC Unterkassel der Giants Düsseldorf e. V., später wurde der Name der Mannschaft in Düsseldorf Baskets geändert. Nach der erneuten Insolvenz ging der Verein dann als Giants Düsseldorf an den Start, um jetzt als Spielgemeinschaft mit dem ART (die auch mal Düsseldorf Magic hießen) in der ProB anzutreten.
Das ist auf jeden Fall das verwirrendste Beispiel, was es sicher je im deutschen Basketball gab, und schlecht, weil es sicher wenig Fans kontinuierlich seit 2008 gibt. Aber es zeigt auch, dass das eben irgendwo an der Tagesordnung ist. Ich weiß nicht, ob beim EBC Rostock e. V. ein Mitgliederentscheid über die Benennung der Profimannschaft entschied, aber jetzt wurde der e. V. ja entsprechend umbenannt. Manchmal holt die Realität den Idealismus einfach ein (ich mag den Namen Seawolves btw.).
Natürlich ist es schade, dass man als Fan so wenig Mitspracherecht hat. Aber es gibt nur ein denkbares Modell, wo man außerhalb eines e. V.s (der im Falle einer Insolvenz einfach futsch wär inkl. Unterbau) funktionieren könnte, und das wäre als Genossenschaft. Das wäre finde ich ein superspannendes Gedankenkonstrukt, weil jeder, der Genossenschaftsanteile reinsteckt, direkt Mitspracherecht hätte (und zwar auf basisdemokratischer Ebene), aber davon habe ich im deutschen Sport noch nie gehört, dass so eine Unternehmensform gewählt wurde. Aber stünde ja prinzipiell jedem frei, das zu organisieren.
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@antimatzist sagte in [Finazierung von Clubs über 'Firma+Stadt'
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Natürlich ist es schade, dass man als Fan so wenig Mitspracherecht hat. Aber es gibt nur ein denkbares Modell, wo man außerhalb eines e. V.s (der im Falle einer Insolvenz einfach futsch wär inkl. Unterbau) funktionieren könnte, und das wäre als Genossenschaft. Das wäre finde ich ein superspannendes Gedankenkonstrukt, weil jeder, der Genossenschaftsanteile reinsteckt, direkt Mitspracherecht hätte (und zwar auf basisdemokratischer Ebene), aber davon habe ich im deutschen Sport noch nie gehört, dass so eine Unternehmensform gewählt wurde. Aber stünde ja prinzipiell jedem frei, das zu organisieren.Grundsätzlich wäre die Genossenschaft möglich, nachdem auch die Förderung ideeler Zwecke (kulturell und sozial) möglich geworden ist. Über das Modell könnten auch Unternehmen gut eingebunden werden. Aber ist das schon so in den Köpfen? Traditionell muss die Genossenschaft die Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder bezwecken. Da ist man mit einer Förderung der Allgemeinheit weit weg. Als Mitglied eines Vereins kann ich mich auch immer noch entscheiden, auch Genossenschaftsmitglied zu werden. Man könnte Beitragsmodelle kreieren, die Genossenschaftsmitgliedern die Vereinszugehörigkeit erleichtern oder umgekehrt. Das Risiko wäre bei einer Gesellschaft, die Mitbestimmungsmöglichkeit gegeben und der Verein sicher.
Wie sieht es aber mit dem Vorstand der Genossenschaft aus. Wie ist dort das Haftungsrisiko? Da alle Mitglieder gesamtschuldnerisch haften, und gegenüber der Genossenschaft schadensersatzpflichtig werden können, wer will das machen? -
@antimatzist sagte in Finazierung von Clubs über 'Firma+Stadt' _Pro&Cons:
Das Thema ist doch eh schwierig, weil fast alle Profivereine eben keine e. V.s sind, sondern der SPielbetrieb meist in einer GmbH ausgegliedert ist.
In Rostock nicht. Das ist ja mein Problem.
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Die Genossenschaft ist tatsächlich noch eine weitere Alternative. Ich kenne aber nur ein Beispiel, wo das funktioniert. Am nächsten an eine Genossenschaft kommen die Green Bay Packers:
Green Bay Packers Inc.
Die Cheeseheads sind sowieso etwas anders drauf. NFL- oder NBA-Teams schwimmen aber im Geld. Am Ende des Tages musst Du Dir auch als Genossenschaft es leisten können, auf die Vermarktung von Namensrechten zu verzichten bzw. akzeptieren, dass man nur Profisport auf zweit- oder drittklassigen Niveau finanzieren kann ohne Ausschöpfung aller Vermarktungsmöglichkeiten. -
@dunki_kong sagte in Finazierung von Clubs über 'Firma+Stadt' _Pro&Cons:
@antimatzist sagte in Finazierung von Clubs über 'Firma+Stadt' _Pro&Cons:
Das Thema ist doch eh schwierig, weil fast alle Profivereine eben keine e. V.s sind, sondern der SPielbetrieb meist in einer GmbH ausgegliedert ist.
In Rostock nicht. Das ist ja mein Problem.
Ich weiß.
Das mit der Genossenschaft war wie gesagt nur ein Gedankenexperiment (ohne dass ich mich je tiefer damit auseinandergesetzt hätte, außer zu wissen, dass mein Geld bei einer Genossenschaftsbank angelegt ist). Für mich erscheint es einfacher, 1.000 Genossenschaftsanteile à 100 € an Fans zu verkaufen, als immer das nächste mittelständische Unternehmen zu hofieren, doch mal etwas Geld reinzustecken, um den Spielbetrieb mittelfristig zu sichern (hofieren müsste man sie immer noch natürlich).
Aber das Ganze würde auch wiederum bedeuten, dass die Vereine transparenter handeln müssten, was ja anscheinend im deutschen Basketball sehr unbeliebt ist. Vor allem als Fan ist man ja immer nur externer Beobachter, und selbst wenn man sich im Unterbau (e. V.) engagieren würde, wäre das “nur” auf Jugend etc. limitiert.
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@henk sagte in Finazierung von Clubs über 'Firma+Stadt' _Pro&Cons:
Die Genossenschaft ist tatsächlich noch eine weitere Alternative. Ich kenne aber nur ein Beispiel, wo das funktioniert. Am nächsten an eine Genossenschaft kommen die Green Bay Packers:
Green Bay Packers Inc.
…Das war mal interessant zu lesen, danke für den Link. Insgesamt muss man aber vorsichtig sein, von diesem Beispiel etwas abzuleiten. Selbst in Europa haben wir noch großen Unterschiede beim Genossenschaftsrecht, das ist national stark voneinander abweichend geregelt. Die Grundzüge der (deutschen) Genossenschaft scheinen dem Artikel aber doch recht nahe zu kommen.
Eine Schwierigkeit sehe ich aber noch. Wenn man einmal die Anteile gekauft hat und die Einnahmen daraus ausgegeben sind, kommt nicht automatisch Geld nach. Ich zahle als Genossenschaftsmitglied nicht erneut ein. Daher wird man auch in Zukunft die Sponsoren benötigen, die den Laden am Laufen halten. Oder man muss jedes Jahr aufs neue Anteilspakete auf den Markt werfen und hoffen, dass man Käufer findet.
Über das Modell kann man mal nachdenken, die Fallstricke sind aber unübersehbar.
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