Playoff-Viertelfinals: Die große Vorschau auf die vier Serien
12.5.2023 um 6:46 von
Author: news
Die große Vorschau auf die vier Serien Redaktioneller Medien-Newsletter zum Playoff-Viertelfinale:
Telekom Baskets Bonn (1) -- NINERS Chemnitz (8)
ALBA BERLIN (2) - ratiopharm ulm (7)
FC Bayern München (3) - BG Göttingen (6)
EWE Baskets Oldenburg (4) - MHP RIESEN Ludwigsburg (5)
Einzig Berlin und Ulm standen sich in den Playoffs schon mal gegenüber, die anderen sechs Teams duellieren sich das erste Mal in der Endrunde. Eine wichtige Partie hatten Oldenburg und Ludwigsburg aber in dieser Saison bereits absolviert -- im Pokal-Halbfinale. Während Bonn vor dem Duell mit Chemnitz noch beim Final Four der Champions League in Malaga ran muss, gehen die Bayern gegen Göttingen mit fehlenden Veteranen, aber starken Nationalspielern in die Serie.
Stefan Koch blickt im ersten Teil seiner Playoff-Kolumne auf die beiden deutschen EuroLeague-Teams Berlin und München, die die Favoritenrolle einnehmen. Die wichtigste Frage für die Bayern, so Koch: Wer schlüpft ohne die Veteranen Vladimir Lucic, Othello Hunter und Augustine Rubit in die Rolle des Anführers?
Mit stolzer Brust oder mit schweren Beinen: Wie verarbeitet Bonn gegen Chemnitz den Final-Four-Trip nach Malaga?
Während sich die NINERS Chemnitz neun Tage auf das erste Spiel der Viertelfinalserie vorbereiten können, haben die Telekom Baskets Bonn fernab der Heimat ihren ersten Saisonhöhepunkt vor der Brust: Am 12. / 14. Mai steht das Final Four der Champions League in Malaga an, die Bonner müssen im Halbfinale gegen den Ausrichter Unicaja ran. Feiert das Team von Tuomas Iisalo den ersten Titel seiner Vereinsgeschichte? Das „Vize- würde man am Hardtberg nach fünf verloren Finalserien und drei verloren Pokalendspielen auf nationaler Ebene nur zu gerne mal streichen.
Wie haben in der jüngeren Vergangenheit deutsche Teams den Spagat zwischen Final Four auf europäischem und Playoff-Start auf nationalem Parkett eigentlich gemeistert? In der vergangenen Saison hatten die MHP RIESEN Ludwigsburg nach dem dritten Platz in der Champions League noch ein Nachholspiel der regulären Saison zu absolvieren, ehe sie Ulm per Sweep im Viertelfinale ausschalteten. Auch 2018 gelang den Schwaben, diesmal direkt nach dem Final Four, ein Viertelfinal-Sweep gegen Bayreuth. Und 2016 gewann Frankfurt den FIBA Europe Cup, danach fegten auch die Hessen Berlin mit dem Besen aus dem Viertelfinale. Gut, für Bamberg setzte es 2019 ein 1-3 im Viertelfinale gegen Vechta, die Oberfranken hatten zwischen Final Four und Playoff-Start aber gleich drei Hauptrundenspiele zu absolvieren. Deshalb bleibt es für Bonn doch bei einem guten Omen.
Woraus sich die Chemnitzer bei der Vorbereitung konzentrieren werden? Wie sie TJ Shorts stoppen können. Der Bonner Point Guard untermauerte im letzten Hauptrundenspiel mit seinem Gamewinner gegen Ulm sowie ein starker Crunchtime, warum er der MVP der Liga ist. Das mussten die Chemnitzer in dieser Saison bereits am eigenen Leib erfahren: Im Hinspiel stellte Shorts mit 38 Zählern bei überragenden 15/20 aus dem Feld den Saisonrekord auf, beim Rückspiel traf er den Gamewinner. Wen setzt NINERS-Coach Rodrigo Pastore also auf Shorts an? Primär dürfte nicht der Chemnitzer Einser Arnas Velicka, sondern dessen Backcourt-Partner Dominic Lockhart -- ein Chemnitzer Spezialist für Defensivaufgaben -- beginnen. Auch Aher Uguak mit seiner Länge und Athletik auf dem Flügel könnte eine Option sein. Und da die Chemnitzer im Pick-and-Roll viel switchen, auch immer wieder die Big Men -- wie Jonas Richter. Der wurde in seiner Bundesligakarriere schon häufiger direkt auf gegnerische Scoring-Guards angesetzt, so beweglich ist der Neu-Nationalspieler und NINERS-Kapitän, der kurz vor Playoff-Start seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat. Auch dank Richters Defensivstärke nahmen die Chemnitzer beim entscheidenden Sieg gegen Heidelberg deren Anführer Eric Washington aus dem Spiel.
Playoff-Auftakt im Zeichen junger Talente: Kann Ulm dem Titelverteidiger Berlin gefährlich werden?
Mit 31 Siegen aus 34 Spielen stellte ALBA BERLIN in der Hauptrunde einen neuen Vereinsrekord auf. Dank dieser Dominanz, dem zweiten Platz und einem vollen Akku geht der Titelverteidiger als Favorit in die erste Playoff-Runde. Doch mit dem Siebten ratiopharm ulm wartet dort ein Gegner, der zuletzt mit seinem Beinahe-Sieg in Bonn aufhorchen ließ und von unserem Experten Stefan Koch bereits im Februar zu dem Team gekürt wurde, das die drei großen Bs am ehesten ärgern könnte. Auch diese Serie sollte eigentlich im Modus „2-2-1 gespielt werden. Aber komplizierte Hallenbelegungen erzwingen eine Rückkehr zum früheren Modus, in dem das Heimrecht von Spiel zu Spiel wechselt.
Apropos anderer Modus: Berlins Louis Olinde (25 Jahre) und Ulms Karim Jallow (26) haben noch den Traum von der NBA im Hinterkopf, für dessen Realisierung die Uhr allerdings tickt. Eine starker Playoff-Auftritt könnte auch jenseits des Atlantiks das Interesse steigern. Olinde hat sich in dieser Saison mit seinen langen Armen sowohl als Verteidiger wie auch in der Offensive mit seiner Athletik und einer über 40-prozentigen Dreierquote enorm weiterentwickelt. Zumindest in den letzten Wochen zeichnen auf der Gegenseite Jallow in Ulm ähnliche Qualitäten aus. Der gebürtige Münchener, der bei den Bayern noch mit seinem heutigen Trainer Anton Gavel (der als Spieler übrigens alle vier Playoff-Serien gegen Berlin gewonnen hat) zusammenspielte, misst zwar sieben Zentimeter weniger, verfügt aber ebenfalls über eine enorme Armspannweite und schraubte seine Dreierquote zuletzt mit 7/7 Dreiern gegen Rostock auf 41,9 Prozent.
Um bei talentierten Spielern zu bleiben: Der frisch zum besten deutschen U22-Spieler der easyCredit BBL gekürte Malte Delow (22) ist nicht das einzige vielversprechende Nachwuchstalent in dieser Playoff-Serie. Mit Gabriele Procida (20) hat Delow bei ALBA den talentiertesten Italiener seiner Generation an seiner Seite. Auf Ulmer Seite spielen mit dem 19-jährigen Montenegriner Fedor Zugic und dem 18-jährigen Spanier Juan Nunez zwei Spieler, die zu den fünf besten Spielern bei der letzten U20-Europameisterschaft zählten (Nunez sogar als MVP).
Fehlende Veteranen, starke Nationalspieler: Favorit München empfängt Außenseiter Göttingen
Der FC Bayern München hat verkündet, dass Kapitän Vladimir Lucic (Hand-OP) und Center Othello Hunter (Bandscheibenvorfall) für die Playoffs ausfallen. Natürlich ist der Münchener Kader sehr tief, aber damit fallen neben dem seit dem Pokalwochenende verletzten Augustine Rubit zwei weitere Veteranen aus -- und das in der wichtigsten Phase der Saison. Die Bayern haben sich am Ende der Hauptrunde etwas geschont, was es auch in früheren Saisons beispielsweise wegen der Euroleague-Viertelfinals gab, aber gerade erfahrene Profis wie Lucic sorgten zum Start der BBL-Postseason dann dafür, dass ein paar Gänge hochgeschaltet wurde. Klappt das nun ebenso? Aber auch bei den Veilchen gibt es Sorgenfältchen: Im letzten Hauptrundenspiel gegen Frankfurt fehlte Center Rayshaun Hammonds wegen Rückenproblemen, und auch Aufbau Harald Frey schied im dritten Viertel mit Beschwerden im Rücken aus.
Es ist klar, dass aufgrund der Ausfälle in München die anderen Profis mehr Verantwortung übernehmen werden müssen, darunter vor allem auch die einheimischen Akteure. Und der Blick auf die deutschen Nationalspieler im Kader verdeutlicht die Kräfteverhältnisse in dieser Serie. Bei Göttingen lief lediglich Mathis Mönnighoff 2012 für fünf Partien im Trikot der A-Nationalmannschaft auf, die Bayern dagegen haben sieben Spieler, die zusammen bereits 271 Länderspiele für die DBB-Auswahl absolviert haben: Isaac Bonga (21), Niels Giffey (94), Elias Harris (36), Andreas Obst (52), Nick Weiler-Babb (11), Niklas Wimberg (14) und Paul Zipser (43).
Obst und Göttingens Mark Smith sind die beiden Spieler, die in ihren Teams die meisten Dreier genommen und die meisten Dreier getroffen haben. Obst netzte 57 seiner 141 Dreierversuche (40,4 Prozent), Smith 72 von 197 (36,6 Prozent). Zu einem direkten Duell wird es wahrscheinlich aber nicht kommen. Warum? Nun ja, Smith ist zwar Shooting Guard, erinnert mit seinen 1,93 Metern und 102 Kilos aber an Kraftpaket Marcos Knight (2020 für Ludwigsburg MVP des Final-Turniers) und holte in der Hauptrunde im Schnitt 7,1 Rebounds, ligaweit der zweitbeste Wert aller Spieler. Das schreit auf Seiten der Bayern eher nach einem größeren Flügelspieler wie Isaac Bonga oder Niels Giffey als Verteidiger
Erst im Pokal, jetzt in den Playoffs: Hält Oldenburgs weiße Weste oder schlägt Ludwigsburg zurück?
„Das ist die Serie, die wir unbedingt haben wollten", sagte Ludwigsburgs Guard Jhonathan Dunn nach dem letzten Hauptrundenspiel in Rostock bei Magenta Sport. Die MHP RIESEN Ludwigsburg haben noch drei offene Rechnungen mit den EWE Baskets Oldenburg von Headcoach Pedro Calles, die alle drei Saisonduelle bislang für sich entschieden. Sowohl das Hinspiel (75:71) als auch das Rückspiel (93:80) ging an die Donnervögel, doch die schmerzhafteste Niederlage kassierten die RIESEN im Pokalhalbfinale. Ludwigsburg lag in Oldenburg bis zur Halbzeit auf Endspiel-Kurs und führte zwischenzeitlich mit 16 Punkten. In der zweiten Hälfte brach das Team von Josh King jedoch ein, schluckte 55 Oldenburger Zähler und fuhr mit einer 86:92-Niederlage noch am selben Abend nach Hause. Das diesjährige Pokal-Halbfinale war das bislang bedeutendste Spiel zwischen beiden Clubs. Denn trotz einiger Playoff-Teilnahmen in den letzten Jahren standen sich beide Teams noch nie in der Postseason gegenüber.
Auch ohne MVP-Titel steht für Josh King fest, dass man nun mit Liga-Topscorer DeWayne Russell (20,3 PPG) auf den besten Spieler der easyCredit BBL treffen wird, wie der Ludwigsburger Coach nach dem letzten Hauptrundenspiel gegen Rostock bei Magenta Sport sagte. Der Ludwigsburger Coaching-Staff wird über die spielfreie Woche sicher ein Konzept entwickeln, wie man die Stärken des US-Guards am besten einschränkt. Dabei sollten sie sich am Hinspiel orientieren, als Russell beim Saison-Tiefwert von zehn Zählern gehalten wurde. In den beiden anderen Duellen stellte Russell allerdings seine enormen Qualitäten mit 28 Punkten und neun Assists sowie 26 Punkten und acht Assists unter Beweis. Die Barockstädter werden unterdessen von Prentiss Hubb angeführt, der in der Hauptrunde im Schnitt 16,0 Zähler und 5,9 Vorlagen auflegte. Dem Europa-Rookie fehlt es an einigen Ecken aber noch an Erfahrung und Konstanz. In den letzten sieben Spielen lieferte Hubb durchschnittlich nur noch zehn Punkte. Dazu tauchte er gegen die Top-Teams häufiger mal ab.
Ob Josh King als Ludwigsburger Headcoach im Sommer abtreten müsste, hatten sich zuletzt Fans wie Medien gefragt, schließlich machten Berichte wie in den Stuttgarter Nachrichten die Runde, die Ludwigsburger Führungsriege sei mit der Entwicklung der Mannschaft unzufrieden.Unter anderem Göttingens Roel Moors, Würzburgs Sasa Filipovski sowie der ehemalige Ludwigsburger Co-Trainer Martin Schiller wurden bereits als mögliche Nachfolger ins Spiel gebracht. Doch auf einer Pressekonferenz am Donnerstag gaben die RIESEN bekannt, an King festzuhalten und dessen Vertrag um ein Jahr verlängert zu haben.
Pressemitteilung: Easycredit Basketball Bundesliga