Euroleague Power-Ranking - Saison 2023/2024
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Euroleague Power-Ranking - Saison 2023/2024 Teil I
18. Alba Berlin
Kein Team verlor in diesem Sommer so viel Qualität (prozentual) wie der Gastgeber des Final Fours 2024: Maodo Lo, Luke Sikma, Jaleen Smith, Ben Lammers, Tamir Blatt, Yovel Zoosman. In Berlin beginnt eine neue Ära mit neuen Gesichtern: Justin Bean, Ziga Samar, Matteo Spagnolo und Sterling Brown sollen diese mit langfristigen Arbeitspapieren prägen. Dazu gesellt sich mit Matt Thomas einer der besten Schützen Europas. Doch das Team ist jung, unerfahren und klein, es wird dauern, bis das Team seinen Rhythmus gefunden hat und seine Spielidee umsetzen kann. Diese muss aber, gerade auch nach dem Abgang von Sikma, neu entwickelt werden. Mit Louis Olinde, Brown, Gabriele Procida und Malte Delow stehen neue Spieler bereit, um in die Fußstapfen der langjährigen Leistungsträger zu steigen. Der Erfolg der Saison hängt am Ende von der Entwicklungskurve der Mannschaft ab, der Upside ist groß, der Startpunkt aber auch niedrig.17. ASVEL
Offiziell bläst man in Lyon zum Angriff, mit einer neuen Halle und einem um mehrere Millionen erhöhten Budget. Letzteres ist auch bitter nötig, denn so zahlt man nicht mehr 80% des Budgets an Nando De Colo, Joffrey Lauvergne und Youssoupha Fall, sondern nur noch die Hälfte. Mit Mike Scott, Frank Jackson, Paris Lee und Timothe Luwawu-Cabarrot hat man sich prominent verstärkt, dahinter fehlt es aber an Qualität. Die Rückkehrer Edwin Jackson und Boris Diallo sowie die Veteranen David Lighty und Charles Kahudi liefern zwar viel Veteran-Leadership, doch es gibt nur wenig Tiefe und Upside. Dazu sind die Leistungsträger fast alle über dem Zenit ihrer Karriere und nicht die robustesten, Frank Jackson (25), Lee (28) und TLC (28) sind die jüngsten Leistungsträger im Team. Bereits in der Vorbereitung gab man kein gutes Bild ab, der Saisonstart national verlief dafür gut. Aber es bleibt wie die Jahre zuvor: An einem sehr guten Tag verzaubern De Colo, Jackson und Co. auch das größte Schwergewicht, im Alltag reicht es zu oft dann nicht.16. Baskonia
Darius Thompson, Pierria Henry, Rokas Giedraitis, Daulton Hommes, Steven Enoch, Arturs Kurucs, Baskonia hat fast die Hälfte seiner letztjährigen Euroleague-Rotation verloren. Die neuen heißen Nico Mannion, Cody Miller-McIntyre, Chima Moneke, Nikos Rogvakopoulos und Khalifa Diop. Jeder verspricht viel Upside und die kurze Rotation in beiden Wettbewerben wird helfen, die Entwicklung voranzutreiben. Leiten wird dies wieder Joan Penarroya, der schon kurz vor dem Aus im Baskenland stand, aber dann einen neuen Vertrag unterschrieb. Gerade auf der Point Guard Position fehlt es den Basken an Qualität und auch auf den Forward-Positionen an Größe. So wird das Team früh Lehrgeld zahlen müssen. Markus Howard wird sich mit Carsen Edwards ein Fern-Duell liefern, wer die meisten Würfe auf den Korb lötet.15. Zalgiris Kaunas
Die Cinderella-Story der vergangenen Saison ist vorbei, die Saison 2023/24 ist ein neues Buch. Es fehlt den Litauern der Überraschungsmoment, die Jetzt-erst-recht-Mentalität aus der Evans-Verletzung und kurzfristig auch Ignas Brazdeikis, der jetzt bei Olympiacos spielt. Sportlich fehlt es dem Kader an Tiefe und Qualität, der nur auf wenigen Positionen verändert wurde. Naz Mitrou-Long ersetzt den nachverpflichteten Isaiah Taylor und mit Brady Manek ist ein sehr interessanter Rookie vom College für Achille Polonara gekommen. Kazys Maksvytis hat zwar nicht zuletzt bei der Weltmeisterschaft gezeigt, was für ein Magier er sein kann, doch die Knochenmühle Euroleague wird eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte vermutlich zu verhindern wissen.14. Virtus Bologna
Auch ohne den großen Knall, den die Entlassung von Sergio Scariolo verursacht hat, steht Bologna vor einer schweren Saison. Milos Teodosic, Nico Mannion, Semi Ojeleye, Ismael Bako und Mam Jaiteh haben das Team verlassen, auch Kyle Weems, die Identifikationsfigur der letzten Jahre, musste gehen. Neu dafür sind Jaleen Smith, Ognjen Dobric, Bruno Mascolo, Devontae Cook, Achille Polonara und Bryant Dunston. Die Mannschaft wirkte bereits letztes Jahr überaltert und auch dieses Jahr sind fünf Leistungsträger 32 oder älter. Marco Belinelli verlängerte im Sommer seinen Vertrag und wird auch mit 39 noch das Trikot tragen, das er einst vor 20 Jahren bei seinem Debüt trug. Auf den neuen Chef, Luca Banchi, wartet nun die Herkules-Aufgabe aus der Idee eines anderen heraus, seine eigene zu entwickeln. Klar ist auch noch nicht, was mit Iffe Lundberg geschieht, der vom Management aus dem Team genommen wurde, aber unter Banchi eine neue Chance erhalten soll. Aufgrund der Sparmaßnahmen bei Bologna wird der Däne aber vermutlich gehen können, wenn ein passendes Angebot ins Haus flattert.13. FC Bayern Basketball
In München hat man die Weichen für die Zukunft gestellt, diese soll fortan Pablo Laso prägen. Nach drei erfolgreichen Jahren unter Andrea Trinchieri, wird nun ein Spanier auf der Bank sitzen. Der langjährige Erfolgscoach von Real Madrid war der gefragteste Name im Sommer und ist der Münchner Königstransfer - noch vor Serge Ibaka. Laso wurde auf dem Fundament der vergangenen Jahre ein runderneuertes Team zusammengebaut. Doch vieles ist auf den Sommer 2024 ausgerichtet, wenn einige Verträge auslaufen und die Spieler mit Upside ihre Entwicklungsschritte gemacht haben. Der Kader ist tief und gemischt mit Veteranen und jungen, entwicklungsfähigen Spielern. Lasos größte Aufgabe wird sein, aus dem Riesen-Kader eine Einheit zu formen, die die erwartbaren Schwächen, gerade zu Beginn der Saison, kaschiert. Gelingt ihm das schnell, kann Bayern wieder ein Wörtchen im Playoff-Rennen mitreden, wenn nicht, dann ist die erste deutsche Meisterschaft seit vier Jahren mehr als nur Pflicht.12. Valencia BC
Die zweite größere Lücke im Power-Ranking. In Valencia gingen im Sommer zwei Ären zu Ende. Sam van Rossom und Bojan Dubljevic verließen nach über zehn Jahren und einigen Titeln den Klub, dessen Gesicht sie über viele Jahre prägten. Der Mannschaft von Alex Mumbru wurde im Sommer ein neues Gesicht verpasst, welches für viele überraschend Chris Jones trägt. Der Point Guard verlängerte langfristig in Spanien, und das Team wurde um ihn herum neu aufgebaut. Brandon Davies, Semi Ojeleye, Stefan, Jovic und Damien Inglis heißen die prominenten Neuzugänge, Boubacar Toure, Nate Reuvers und Kassius Robertson die weniger prominenten. Dazu verlängerte man nach einigem Hin und Her auch den Vertrag von Jared Harper. Insgesamt wurde das Team verschlankt, dementsprechend groß war auch der Aderlass mit acht Abgängen. So hat man aber auch Platz geschaffen für die weitere Entwicklung von Reuvers, Ojeleye, Jaime Pradilla und Josep Puerto, die viel Upside Potential in einem starken Gerüst aus erfahrenen EL-Veteranen haben. Einzig die erneute Verletzung von Martin Hermansson trübt das Bild.11. Crvena Zvezda
Böse Zungen würden sagen, dass man bei Crvena Zvezda alles verpflichtet hat, was bei Drei nicht auf dem Baum saß, aber der rot-weiße Belgrader Kader für die kommende Saison ist ohne Zweifel mehr als beeindruckend. Milos Teodosic, Nemanja Bjelica, Shabazz Napier, Rokas Giedraitis, Mike Tobey, Joel Bolomboy, Marko Simonovic, Yago dos Santos, Adam Hanga und Dejan Davidovac Das Team von Head-Coach Dusko Ivanovic ist rund erneuert. Da kann man auch gerne vergessen, dass man auch Spieler wie Facundo Campazzo, Luca Vildoza, Ognjen Dobric, Hassan Martin und Filip Petrusev abgegeben hat. Mit Teodosic und Bjelica hat man zwei Nationalhelden zurückgeholt, die allerdings beide im Spätherbst ihrer Karriere und sportlich nicht mehr über alle Zweifel erhaben sind, diese Rolle aber einnehmen werden. Marko Simonovic kehrt nach zwei durchwachsenen Spielzeiten in der NBA nach Europa zurück und bringt alles mit für eine Breakout-Saison. Generell fehlt es aber an Defensive, gerade auf den Guard-Positionen. Hanga ist zwar auch nicht mehr 27, doch noch immer ein hervorragender Verteidiger, auch wenn er die Positionen 1-3 eher nicht mehr durchgehend verteidigen kann, wenn neben ihm Teodosic und Nemanja Nedovic spielen. Es bleibt abzuwarten, wie der harte Hund auf der Trainerbank auf den fehlenden defensiven Einsatz von Nedovic, Teodosic und Napier reagiert in Phasen, wo diese das nicht mit Offensive kompensieren können. Insgesamt hat Crvena Zvezda aber einen runden Kader im Angebot, mit dem die Playoffs in Reichweite sind.10. Partizan Belgrad
Was wäre, wenn ist ein beliebtes Szenario in Sport Kreisen. Was wäre passiert, wenn Sergio Llull nicht das harte Foul an Kevin Punter begangen hätte, woraufhin dieser die Faust gehoben hat, was zu der dunkelsten Stunde in der jüngeren Euroleague-Geschichte führte. Das Final Four war zum Greifen nahe für das langjährige, serbische Powerhouse. Die Saison 2022/23 blieb so etwas unvollendet, das Team konnte nicht zusammen gehalten werden. Mit Mathias Lessort, Dante Exum, Ioannis Papapetrou und Yam Madar verließen vier Kernspieler das Team und beinahe wäre auch Kevin Punter weg gewesen. Dank Nikola Mirotic und ein, zwei neuen Zahlen im Vertrag wird der erste nicht-serbische Kapitän auch in der Zukunft die Partizan-Mannschaft aufs Feld führen. Neu im Team sind dafür Ognjen Jaramaz, PJ Dozier, Mateusz Ponitka und Frank Kaminsky. Genauso groß wie das Potential der vier Spieler ist auch das Fragezeichen über deren Qualität, keiner wird die vier Abgänge ab Tag Eins ersetzen. Dazu sucht man noch auf ein, zwei Positionen, gerade Lessorts Fehlen hat man noch nicht kompensieren können. Kaminsky eilt der Ruf voraus, zu soft zu sein, und er ist ein ganz anderer Spielertyp als der Franzose. Coaching Legende Zeljko Obradovic wird sich aber auf seine Leistungsträger Punter, Zach LeDay, Aleksa Avramovic und James Nunnally verlassen können, um einen Fehlstart, wie im Jahr zuvor, zu vermeiden. Und der Kader ist auch noch nicht komplett, wie man hört… -
@Junes Deine Einschätzung zu Alba teile ich.
Aber bei München steht der Satz “Nach drei erfolgreichen Jahren unter Andrea Trinchieri”. Was macht diese 3 Jahre für dich erfolgreich? Ich finde, München ist in diesen Jahren unter den Zielen und dem eigenen Potential zurückgeblieben.
Ich hätte es vielleicht fomuliert als “Nach 3 einigermaßen erfolgreichen, aber nicht restlos überzeugenden Jahren…” -
Da würde ich dich einerseits auf den ersten Absatz der Bayern Saisonvorschau verweisen und andererseits anmerken, dass das ja hier das Euroleague Power-Ranking ist. In der Euroleague ist Andreas Bilanz mit Rang, 5, 8 und 15 plus eineinhalb Playoff-Teilnahmen, wo man zweimal (eigentlich dreimal) eine Halbzeit vom Final Four entfernt war, positiv zu bewerten.