Startschuss für Europas Spitze - Der erste Schritt: Elan Chalon
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Startschuss für Europas Spitze - Der erste Schritt: Elan Chalon
Elan Chalon (2010 bis 2017)
Was verbindet Clint Capela, Malcolm Delaney, Joffrey Lauvergne und Axel Bouteille? Ihre großen Karrieren begannen in einer Kleinstadt an der Souane im Osten Frankreichs. Keine 50.000 Einwohner zählt die zweitgrößte Stadt Burgunds, war aber Anfang der 10er Jahre nicht nur eines der erfolgreichsten Teams Frankreichs, sondern auch der Kickstarter für viele Karrieren von späteren Spitzenspielern in Europa und der NBA. Die Scouting-Abteilung von Chalon fand diese Spieler dabei nicht nur an den US-amerikanischen Colleges, sondern auch im benachbarten Umland und in ganz Frankreich.
Die Saison 2010/2011 war für Elan Chalon nach drei etwas schwächeren Jahren die erste von sechs erfolgreichen Jahren. Angeführt von der tschechischen Legende Blake Schilb gewann die Mannschaft den französischen Pokal und wurde Zweiter im Ligapokal. Mit an Bord war als Rookie Guard Keith Haynes, der zwei Jahre später für die Artland Dragons auflief. Danach ging es in die Euroleague zu Olimpia Milano und Maccabi Tel Aviv. Mittendrin waren der erst 19-jährige Joffrey Lauvergne, der ein Jahr zuvor aus dem Sportinternat INSEP in den Südosten gewechselt war, und der 21-jährige Nicolas Lang. Haynes verließ im Sommer 2011 Frankreich für Gran Canaria, sein Nachfolger kam von der Virginia Tech Universität: Malcolm Delaney.
Es folgte die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte seit dem Aufstieg in die Pro A 1996. Mit Schilb und Delaney konnte Chalon zwei der zehn besten Scorer der Pro A aufbieten. Chalon erreichte auf Platz zwei die Playoffs, wo man erst Roanne und danach Orleans ausschaltete, ehe im Finale Le Mans in einem Do-or-Die-Match bezwungen wurde. Schilb erhielt zusätzlich die Auszeichnung als Foreign MVP der Pro A, während der French MVP an Cholets Fabien Causeur ging. Im Pokal bezwang man wie im Vorjahr Limoges und auch der Ligapokal ging nach einem Sieg gegen Gravelines an die Saône. Nur im internationalen Wettbewerb war man nicht erfolgreich. Im Final Four der EuroChallenge unterlag man in Ungarn dem türkischen Team Besiktas knapp mit 91-86, Chef-Trainer war zu der Zeit dort ein gewisser Ergin Ataman.
Delaneys Nachfolger wurde Marcus Denmon, der sich aber bereits im ersten Spiel verletzte und für zwei Monate ausfiel. Als Ersatz verpflichtete man Brion Rush, der später auch in Ulm, Göttingen und Crailsheim spielen sollte. Demons Ausfall plus die Mehrbelastung durch die sportliche Qualifikation zur Euroleague durch die französische Meisterschaft, konnte die Mannschaft nicht kompensieren und schied früh in allen drei Wettbewerben aus. In der Liga reichte es zwar noch für Platz Vier, in den Playoffs schied man allerdings im Halbfinale gegen den späteren Meister Nanterre aus. Lauvergne verließ dazu nach drei Spielzeiten im November 2012 Chalon, nachdem sich seine Spielanteile nicht vergrößerten. Dafür gaben mit Clint Capela und Yakuba Ouattara zwei weitere talentierte Nachwuchsspieler in der Saison ihr Profi-Debüt.
Nach vier Jahren verließ Schilb im Sommer 2013 Chalon für Crvena Zvezda. Auch Marcus Denmon und Nicolas Lang verließen die Stadt an der Saone, neuer Anführer im Team wurde AJ Slaughter, der von Cholet kam. Aus dem National Institute of Sport, Expertise, and Performance in Chalon kommend erhielt der erst 19-jährige Schweizer Clint Capela seine ersten Rotations-Minuten bei den Profis. Slaughter gelang es nicht die Produktion von Schilb und Denmon aufzufangen, führte die Mannschaft aber als zweitbester Scorer der Pro A noch als Achter in die Playoffs. Dort schied man in der ersten Runde gegen eine Strasbourger Mannschaft um Alexis Ajinca, Tim Abromaitis und French MVP Antoine Diot aus.
Slaughter wechselte in der Offseason 2014 zu Panathinaikos in die Euroleague und Clint Capela zog es als 25. Pick des NBA Drafts über den Teich zu den Houston Rockets. Ouattaras Platz in der Rotation nahm, nach dessen Wechsel in die Pro B, Axel Bouteille ein, der in der vergangenen Saison bereits sein Profi-Debüt feiern durfte. Aus dem eigenen Nachwuchs rückte Mathias Lessort nach und trat in die Fußstapfen von Lauvergne und Capela. Neuer Anführer des Teams wurde Guard Jason Rich, der aus Italien kam. Trotz des fehlenden internationalen Wettbewerbs, rettete sich Chalon mit 18 Siegen gerade noch auf Rang 8 und damit in die Playoffs. Schon im Januar hatte sich Center Eric Dawson schwer verletzt und musste reagieren, als Nachfolger kam der frisch von den Brooklyn Nets entlassene Brandon Davies an die Saone. Aber auch er konnte das erneute Viertelfinal-Aus gegen Vincent Collets Strasbourg nicht verhindern.
Für die Saison 2015/2016 strukturierte das Team um: Die Top-Scorer Rich, Suggs, Dawson und Dove mussten gehen, von Liga-Konkurrent Bourg-en-Bress kam Big Man Devin Booker, von Virtus Bologna Guard Jeremy Hazell, aus Schweden kam mit John Roberson der neue Spielmacher und aus den Staaten ein junger Flügelspieler in Tyler Kalinoski. Es entwickelte sich früh wieder ein Aufwärtstrend, Chalon erreichte hinter dem Dreigestirn Booker-Hazell-Roberson, die alle knapp 15 Punkte pro Spiel scorten, in der Liga den fünften Rang. Gegen den ehemaligen Schützling Nicolas Lang, Rodrigue Beaubois und ein starkes ASVEL war allerdings schon im Viertelfinale nach zwei Spielen gegen den späteren Meister Schluss. Big Man Devin Booker wurde für seine dominante Saison als MVP der Liga ausgezeichnet. International trat man im neu gegründeten FIBA Europe Cup, wo man sich bis ins Final Four in Chalon kämpfte. Dort schied Chalon gegen Varese um Ex-Spieler Brandon Davies im Halbfinale aus. Dank eines 103-72 Erfolgs gegen Enisey erreichte Chalon noch den dritten Rang. Auch im Ligapokal verpasste man den Titel, nach Siegen gegen Le Mans und ASVEL unterlag man Monaco im Finale mit 74-99.
Booker verließ Chalon und unterschrieb im Sommer 2016 beim FC Bayern, als Nachfolger kam der 24-jährige Moustapha Fall von Olympique Antibes. Lessort, der auf die Nachfolge Bookers spekuliert hatte, schloss sich Nanterre an, nachdem er den Starting Spot nicht bekommen sollte. Roberson konnte gehalten werden und Cameron Clark, später in Ulm und Oldenburg aktiv, kam aus Israel. Bouteille übernahm als 21-jähriger die Rolle als sechster Mann nach Kalinoskis Wechsel nach Griechenland. Angeführt von Clark gewann Chalon 27 Spiele, gut genug für Rang Zwei hinter Monaco in der Hauptrunde und marschierte auch in den Playoffs mühelos gegen Le Portel und Bolougne-Levallois ins Finale. Dort rang man dann schließlich Vincent Collets Strasbourg in fünf Spielen nieder für die zweite Meisterschaft der Vereinsgeschichte.
International erreichte man das Finale des FIBA Europe Cups, dessen Playoffs nach Einführung der FIBA Champions League nun in zwei Spielen, Hin- und Rückspiel, ausgetragen wurden. Dort traf man ausgerechnet auf Mathias Lessort und Nanterre. Nach einem 58-58 im Hinspiel in Chalon, gewann Nanterre das Rückspiel 82-79 und so konnten Lessort, Heiko Schaffartzik, Chris Warren und Spencer Butterfield die Trophäe in den Pariser Nachthimmel recken. Clark und Fall wurden individuell als MVP und bester Verteidiger des Wettbewerbs ausgezeichnet.
In der folgenden Off-Season 2017 musste Chalon dann den Preis des Erfolges zahlen. Fall, Roberson, Clark, Bouteille verließen den Klub und konnten nicht ersetzt werden. Nate Wolters kam im Januar nach einem erfolglosen NBA-Abenteuer, es reichte aber nur noch für Rang 12 und der langsame Abstieg begann. In den nächsten zwei Spielzeiten reichte es kein einziges Mal mehr für einen einstelligen Tabellenplatz mit dem traurigen Höhepunkt 2021, als man als Tabellenvorletzter in die Pro B abstieg. Mit Hugo Besson schaffte 2019 zwar noch ein hoch talentierter Nachwuchsspieler den Sprung in den Profi-Kader, verließ den Chalon aber leihweise in der Saison 2020/2021 und duellierte sich mit Teamkollege Parker Jackson-Cartwright um die Auszeichnung als MVP der Pro B. Nach dem Abstieg 2021 wechselte Besson dann nach Australien, um dort Teil des NBL Next Stars Programm zu werden. 2022/2023 schaffte Chalon als Vize-Meister die Rückkehr in die Pro A. -
@blog sagte in Startschuss für Europas Spitze - Der erste Schritt: Elan Chalon:
Mit an Bord war als Rookie Guard Keith Haynes, der zwei Jahre später für die Artland Dragons auflief.
… und besser bekannt unter dem Vornamen MarQuez ist …
Danke für die interessante Zusammenfassung.