WWU Baskets Münster 2021/22
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Wetten, dass fünf Minuten zum Sieg reichen?
Als Boomer stand für mich am Samstagabend eine Entscheidung an. Soll ich in Erinnerungen schwelgen und zuhause mit Salzstangen vor dem Fernseher bei Gottschalk die 80er vorüberziehen lassen oder den Berg Fidel erklimmen und dem Spiel der Baskets gegen Düsseldorf fröhnen?
Dank Mediathek wagte ich mich in die Halle und durfte einem Offensiv-Spektakel beiwohnen, was es so für Münster in der Pro B noch nie gegeben hat.
Außer mir haben noch 1.624 Basketballbegeisterte (gefühlt waren es mehr) die gleiche Entscheidung getroffen und diese garantiert nicht bereut. Samstagabend am Berg Fidel, das ist immer eine besondere Atmosphäre. Besser als Spiele am Sonntagnachmittag. Schon bei der Spielervorstellung ist der Gänsehautfaktor größer, die Halle dunkler, der Spot heller, die Stimmung besser.
Vielleicht wussten die Spieler, dass parallel „Wetten, dass…? lief und dachten sich die folgende Hallenwette aus: Wetten, dass wir gleich das geilste erste Viertel ever abliefern?
Das Spiel beginnt direkt mit einem dreifachen Paukenschlag! Stefan Weß mit zwei Dreiern, Ryan Richmond mit Korbleger und nach 59 Sekunden steht es 8:0. Kawumm! Eilig ruft Florian Flabb seine Jungs zur frühen Auszeit. Dass Auszeiten auch nach hinten losgehen können, beweisen dann Richmond, Günther und der bestens aufgelegte Adam Touray in den nächsten 180 Sekunden – es steht 16:0!
Die Zuschauer sind verzückt und trauen ihren Augen nicht. Was geht denn hier ab? Nach 3:40 Minuten erlöst Mark Gebhardt die Giants mit den ersten beiden Punkten. Aber wer jetzt denkt das ist der Giants-Brustlöser, sieht sich getäuscht. Adam Touray zieht durchsetzungsstark zum Korb, Richmond passt traumhaft zu Helge Wezorke und Andrew Onwuegbuzie vollendet den 8:0-Run mit einem furztrockenen Dreier zum 24:2. Hello again, Timeout Düsseldorf. Es sind genau fünf Minuten gespielt und es riecht nach einem Desaster für die Giants.
Den Set Plays der Baskets haben die Gäste in Q1 nichts entgegenzusetzen, finden keine Mittel und treffen selbst wenig. Es wird offensiv gewirbelt, dass es einfach nur eine Freude ist zuzuschauen. Neun Assists in den ersten 10 Minuten. Alle sind ständig in Bewegung, jeder ist anspielbereit. Oli Pahnke zieht zum Korb, passt nach draußen zum freistehenden Richmond, der seinen ersten Dreier zum 27:4 versenkt.
Jasper Günther, bisher noch nicht auf dem Niveau der Vorsaison angekommen, sprüht heute vor Spielfreude. Sein genialer Pass zu Helge Wezorke, der diesen per Korbleger zum 31:6 (9. Min) vollendet, ist einer der Höhepunkte in Q1. Und wenn Jasper so richtig Bock hat, dann geht’s nicht ohne seinen Signature-Shot, den Günther-Floater. Er zeigt einen Spielzug an, läuft nach vorne, verlädt Jacob Engelhardt und schließt mit seinem Floater ab. Genial! Etwas Wasser in den Wein gießt dann jener Engelhardt mit seinem Buzzerbeater-Dreier zum 11:33 aus Sicht der Giants.
In 90 Pro B-Spielen haben die Baskets in einem Q1 noch nie 22 Punkte zwischen sich und den Gegner gelegt. Funfact: der bisherige Höchstwert (17) wurde auch in einem Heimspiel gegen die Giants erreicht, am 22. November im letzten Jahr. Und 33 Punkte in Q1 konnte man bisher auch nur ein Mal erzielen, gegen Hamburg im Februar dieses Jahres.
Es war das geilste erste Viertel ever! Wette gewonnen!
Im Publikum ungläubiges Staunen und die Frage, geht das so weiter?
Und was ist eigentlich mit Booker Wade Coplin, dem brandgefährlichen Shooting Guard der Giants (21,7 PpS)? Nichts. Außer drei verworfenen Dreiern. Bisher…!
Zweieinhalb Minuten sind in Q2 gespielt, als Coplin seine ersten Punkte macht (35:18). Wenig später das erste Foul von Jasper Günther, nur eine kleine Berührung an Franklyn Aunitz. Jasper schaut zu Harmsen, fleht mit den Händen. Bitte nicht! Doch! Raus!! Gnadenlos.
Der Vorsprung schmilzt. Harmsen nimmt eine Auszeit. Danach wird es wieder besser. Dreier von Richmond und dann ein schönes Anspiel von Richmond auf Touray, der zum 41:22 (15.) abschließt. Überhaupt, Richmond und Touray. Immer wieder traumhafte Anspiele und blindes Verständnis. Da wächst gerade ein brilliantes Tandem zusammen, was viel Vorfreude auf mehr macht.
Auch Thomas Reuter profitiert von Richmonds genialem Spielverständnis. Pick and pop, und Reuter mit Dreier zum 44:22. Auf Seiten der Giants kommt Coplin immer besser ins Rollen. Nicht gut. Seine zwei Dreier hintereinander, plus ein Freiwurf von Uzoma, stellen auf 44:29, bevor Günther übers Feld stürmt und mit Korbleger abschließt. Wenig später wieder Richmond/Touray in Aktion, 48:32. Das Viertel endet mit 50:35 und einem gescheiterten, unnötigen Dunk-Versuch von Adam Touray.
Nach der Halbzeit versuchen die Baskets Q1 zu wiederholen. Jasper Günthers Dreier ist Ausgangspunkt für einen 9:0-Run zum 59:35. Und wieder dabei das Duo Richmond/Touray. Richmond antizipiert Adams Laufweg, der Pass kommt, Adam trifft. Das sind Spielzüge der Baskets, die man in der vergangenen Saison so kaum gesehen hat, einfach klasse!
Wenig später ist Günther-Time. Dreier von ihm zum 64:39, Floater zum 66:39, plus Bonusfreiwurf zum 67:39. Assist für Reuter, der mit Dreier, und es steht 70:42. Es läuft rund bei den Baskets. Spätestens als Helge Wezorke nach schneller Passstafette Richmond-Günther-Wezorke zunächst mit Dreier und wenig später, nach perfektem Anspiel von Günther, per Korbleger zum 78:49 trifft, scheint das Spiel gelaufen. Scheint!
Richmond/Touray, schon wieder. Richmond zieht zum Korb, Zustecker zu Touray, der vollendet. Das macht richtig Spaß!Mit +23 startet Q4 (82:59) und die Zuschauer freuen sich auf die Kür der Baskets. Aber das lassen die Giants nicht zu. Coplin reißt das Spiel seiner Mannschaft immer mehr an sich, eröffnet mit 3+1, es folgt ein Dreier-Schlagabtausch. Finn Pooks Dreier wird von Reuter gekontert, Pook haut direkt den nächsten rein und Coplin lässt sich auch nicht lumpen. Stooop!! Timeout Münster, 87:72 (33.).
Es waren +29, es sind noch +15. Man räuspert sich.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass Richmond und Touray gut zusammenspielen? 91:74! Adam Touray mit seinem 28. Punkt in diesem Spiel. Oli Pahnke fasst sich ein Herz und zieht entschlossen durch die Reihen, seine ersten Punkte zum 93:74. Aber der Wille der Giants ist nicht gebrochen. Mikutis und Lollis verkürzen auf 93:80, gefolgt vom nächsten Günther-Floater. +15, leichtes Aufatmen. Nach erfolgreichem Fast Break von Coplin und einem Treffer plus Freiwurf von Lollis sind es plötzlich nur noch 10 Punkte (95:85, 38.).
Schlechter Pass von Reuter zu Weß, Turnover, Richmond fightet, holt sich den Ball zurück und schließt energisch zum 99:87 ab. Noch 79 Sekunden… Direkter Gegenzug. Münsters Defense pennt. Mikutis völlig unbehelligt mit Dreier zum 99:90. Einstellig! Die Halle steht. Lauter Support, aber besorgte Blicke. 71 Sekunden zu gehen. Timeout Münster.
Richmond zieht an der Außenlinie nach vorne, wird gefoult, Ball geht ins Aus, kein Foulpfiff. Richmond ist für seine Verhältnisse außer sich. Klare Fehlentscheidung. Auszeit Düsseldorf. Noch 64 Sekunden.
Lollis verkürzt auf 99:92. Es stand mal 78:49…. Aus besorgten Blicken werden flehentliche. Noch 59 Sekunden. Und dann der schwer umjubelte Knock Out. Richmond von Down Town zum 102:92, 33 Sekunden vor Schluss. Die Halle tobt!
Am Ende leuchtet ein 105:94 auf der Tafel. Der siebte Sieg im siebten Spiel. Und nur das zählt. Erreicht ohne Kai Hänig und ohne Cosmo Grühn. Erzielt in den ersten fünf Minuten des Spiels.
Es war für mich eine spielerische Demonstration, besonders im ersten Viertel. 26 Assists stehen 15 der Giants gegenüber. Das war spielentscheidend. Nicht nur in der Defense wurde Cosmo Grühn schmerzlich vermisst. Trotzdem so ein Spiel. Die Offense spielt im Vergleich zur letzten Saison auf einem ganz anderen Niveau.
Düsseldorf hat unglaubliche Moral gezeigt. So zurückzukommen, das kann nicht jedes Team. Coplin war in Q2-Q4 nicht zu stoppen. 31 Punkte, Topscorer des Spiels. Ein Ausnahmespieler.Und sonst?
Nie gab es ein Pro B-Spiel mit den Baskets, in welchem mehr als 199 Punkte erzielt wurden.
Nur 10 Turnover der Baskets, ein Spitzenwert! In nur zwei der letzten 90 Spiele waren es weniger.Adam Touray mit seinem besten Spiel für die Baskets. Er treibt seinen bisherigen Punkterekord (15) auf 28! Adam in der Pro B ist wie Lewandowski in der zweiten Liga. Münster kann sich glücklich schätzen ihn zu haben. Erstklassiges Spiel von Ryan Richmond! Double-double von ihm, 21 Punkte, 11 Assists.
Statistisch betrachtet war das vierte Viertel ein ganz übles für die Baskets. Es ging mit -12 (23:35) verloren und war tatsächlich quantitativ das zweitschlechteste vierte Viertel in 90 Pro B-Spielen.
Überzeugend und voller Spielfreude Jasper Günther. Der Saisonknoten scheint endgültig geplatzt. 20 Punkte, sieben Assists und viele sehenswerte Aktionen. Und nicht zu vergessen Stefan Weß. Er spielt immer etwas unscheinbar, glänzt aber mit dem besten Plus/Minus-Wert (21).
Samstag geht es nach Schwelm. Sollte machbar sein. Danach dann das Top-Spiel schlechthin. Münster empfängt die Iserlohn Kangaroos. Die verloren, für mich unerwartet, beim RC Rist Wedel mit 12 Punkten. Für die Baskets, ohne Grühn und Hänig, wird Iserlohn eine Herkulesaufgabe. Die Halle wird kochen, wenn es das Virus noch zulässt.
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Habe keine Zeit für einen längeren Bericht. Aber es war wieder ein überzeugender, druckvoller Auftritt. Wenn eine ganz schwere Kugel auf einer Schräge losrollt, dann kann man sie für eine bestimmte Zeit aufhalten, aber irgendwann rollt sie weiter. So war das Spiel. Viel Widerstand der Schwelmer, die haben sich wirklich bravourös gewehrt. Aber irgendwann war der Widerstand gebrochen.
Rijad Avdić mit einem klasse Einstand bei den WWU Baskets. Erste offensive Ballberührung und direkt per Dreier versenkt. Insgesamt 10 Punkte und vier Rebounds in weniger als 14 Minuten Spielzeit.
Helge Wezorke – Spiel seines Lebens! Vier von vier Dreiern, sechs von acht Zweiern, fünf von fünf Freiwürfen, 10 Rebounds, 29 Punkte. Karrierebestwert! Höchste Efficiency (40!), die jemals ein Münsteraner in der Pro B erzielt hat. Stark auch wieder Richmond! Und Touray mit 23 Punkten, davon sieben aus sieben Freiwürfen.
203 Punkte in einem Spiel, davon 110 für Münster. Beides Pro B-Rekorde für Münster bzw. in einem Spiel mit Münster. Auch haben die WWU Baskets in der Pro B noch nie 60 zählbare Treffer durch den Ring gebracht. Und es wurde die bisher höchste Team-Efficiency (133) erreicht. Zudem die zweithöchste Freiwurfquote in 91 Spielen (20/22, 90,9%). Und zwei Spieler mit Double-Double: Wezorke, siehe oben und Ryan Richmond (11 Punkte/11 Assists).
Fazit: Die Jungs sind auf Kurs. Und bestens gerüstet für den Fight gegen Iserlohn am kommenden Samstag um 19.30 Uhr am Berg Fidel. Es scheint alles zu stimmen, wirklich alles! Trotz Verletzungspech. Aber mit Kai Hänig ist vielleicht am Samstag wieder zu rechnen(?). In Schwelm stand er immerhin schon auf dem Zettel…
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Schade, dass es heute gegen Iserlohn nicht zum Duell der beiden ehemaligen Freiburgern Grühn und Hübner kommen kann
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Sweeeeet Caroliiiiiine….
Wenn ein Gegner der Baskets nach Spielende am Berg Fidel
, dann ist es zu spät. Game over! Aus und vorbei. Niederlage.Dann feiert die Halle, der Berg bebt, it’s Sweet Caroline-Time!
Sollte Iserlohn nach Köln, Hamburg, Sandersdorf und Düsseldorf der fünfte Gegner sein, der den Song zu hören bekommt?
Im Vorfeld sprach Iserlohns Coach Dennis Shirvan davon, dass die Vorbereitung des Teams auf das Spiel „übertrieben hoch“ gewesen sei. An dieser Aussage bestand für mich kein Zweifel, schon die Körpersprache der Sauerländer vor dem Spiel bewies, dass sie nicht den Berg erklommen haben, um hier nur den Sparringspartner zu geben. Ein Sieg war das Ziel. Und dieses Vorhaben war nicht ohne Grund im Bereich des Möglichen. Ein Top-Kader, groß, erfahren und mit einem genialen Aufbauspieler Toni Prostran besetzt, sollte die Baskets vor die schwierigste Aufgabe der Saison stellen.
Von der ersten Sekunde an kein Abtasten, kein Geplänkel, sondern Attacke pur von beiden Teams. Attraktiver Offensivbasketball! Dem ersten Dreier von Joshua Dahmen zum 2:5 folgt ein Günther-Floater und der erste Dreier von Stefan Weß (7:5). Foul Nummer Eins erst nach knapp vier Minuten des Spiels. Die exzellenten Schiedsrichter Holger Lohmüller und Mario Müller lassen viel laufen, priorisieren den Spielfluss. Weß mit seinem zweiten Dreier, direkt gekontert von Hübner zum (14:12; 5. Minute). Sehenswert der schwierige Step-Back Jumper von Helge Wezorke zum 18:14. Und als Ryan Richmond mit dem für ihn so typischen Mitteldistanzwurf trifft und Andrew Onwuegbuzie wenig später mit Dreier nachlegt, führen die Baskets nach 7:0-Run erstmals mit neun Punkten.
Geht es wieder los? Hauen die Baskets den Gegner gleich im ersten Viertel weg? Spoiler: No way!
Im direkten Gegenzug passt Möller verdeckt zu Keita, der mit einem krachenden Dunk klar macht, dass es jetzt erst richtig losgeht. Lautstark supportet von ihren mitgereisten Fans reißen die Kangaroos die letzten zweieinhalb Spielminuten in Q1 an sich und lassen die Baskets-Defense mehrmals alt aussehen. Aus einem 25:16 wird ein 25:24. Rijad Avdić, dem Neuzugang der Baskets, bleibt es vorbehalten mit seinen allerersten Heimspielpunkten das erste Viertel zum 27:24 abzuschließen.
Q2 wird zum Paradeviertel der Baskets. Stefan Weß eröffnet den Korbreigen mit seinem dritten Dreier und lässt wenig später den vierten folgen. Vier Versuche, vier Treffer, macht 100%. Avdić wird beim erfolgreichen Korbleger gefoult und trifft auch den fälligen Freiwurf. Sein Dreipunktspiel führt zur erstmaligen 10 Punkte-Führung in der 13. Spielminute (36:26). Jonas Buß aus der Halbdistanz zum 36:28 und dann folgen die besten Minuten der Baskets. Die Defense ist erdrückend und lehrbuchreif, offensiv fällt fast alles. Ryan Richmond überrascht Emil Loch unterm Korb mit einer Finte, Adam Touray blockt Alex Möller spektakulär und Rijad Avdić trifft einen schwierigen Leger zum 40:28. Die Halle tobt!
Ein Wort zu Rijad Avdić. Er hat über 800 Tage kein Liga-Spiel absolviert, war Opfer der Insolvenz des Hauptsponsors in Elchingen. Dann bekam er einen Anruf aus Münster. Heute sein zweites Spiel für die Baskets, erstmals am Berg Fidel. Vor 1800 Zuschauern. Er genießt es. Nein, er saugt es in sich auf. Es scheint für ihn wie chronische Weihnachten zu sein. Er ist begeistert, emotionalisiert, treibt an, jubelt. Und erzielt nach 10 Punkten gegen Schwelm wieder 11 Punkte gegen Iserlohn. Spielzeitbereinigt 7,4 Punkte pro 10 Minuten. Seine Fitness hinkt zwar noch deutlich hinter der der anderen Akteure her, aber er wird den Baskets sicher noch viel Freude bereiten.
In dieser Phase des Spiels ist Münster nicht zu halten. Nach erfolgreichem Mitteldistanzwurf von Richmond, einem weiteren Block von Touray, Freiwürfen von Weß und Pahnke, stellt Stefan Weß mit seinen Punkten 15 und 16 auf +20 für Münster (48:28; 17.). Ryan Richmond zieht zum Korb und schließt mit einem akrobatischen Korbleger ab, bevor Touray zum 54:33 trifft. Die Halle feiert. Halbzeit. +21. Höchste Führung bisher. Acht Turnover der Iserlohner alleine in Q2 (12 in HZ1), erzwungen durch eine phantastische defensive Leistung der Baskets, die nur neun Punkte der Iserlohner in Q2 zulässt.
Wars das schon für Iserlohn? Mitnichten!
Irgendwas muss in der Halbzeitpause bei den Iserlohnern passiert sein. Sie kamen jedenfalls geboostert aus der Pause. Zunächst schien noch alles seinen Lauf zu nehmen. Kapitän Thomas Reuter trifft seinen einzigen Dreier im Spiel und Münster liegt mit 24 vorne. Mentaler Sarkasmus macht sich breit, man sehnt sich nach den spannenden Spielen vergangener Zeiten…, knabbert an seiner Brezel. Doch die Iserlohner Defense ist jetzt deutlich aggressiver, nur noch zwei Turnover in Q3, die Baskets verwerfen reihenweise. Iserlohn robbt sich immer näher ran. Bei Münster hakt es in den Plays. Iserlohn macht die Passwege zu. Immer mehr erfolglose Einzelaktionen der Baskets. Das Viertel geht mit 23:13 an die Sauerländer. -10 in einem Q3 gab es in dieser Saison noch nicht. Die Brezel ist alle.
Q4 startet mit 67:56 und ein kurzer Blick in die Statistik zeigt, dass die Baskets in der Pro B noch kein Spiel verloren haben, wenn sie nach Q3 mit mindestens +10 in Führung lagen. Aber heute? Q4 beginnt so wie Q3 endete. Es läuft nicht mehr für Münster. Dreier von Benjamin Dizdar zum 69:61 (32.). Dann ein kurzes Aufatmen: Touray blockt Moritz Hübner und Richmond passt im Gegenzug genial zu Touray. Der trifft, wird gefoult und vollendet das Dreipunktespiel zum 72:61. Die Zuschauer sind wieder da.
Doch jetzt wird es übel. Münster erzielt fast fünf Spielminuten keinen einzigen Punkt aus dem Feld! Erfolgreiche Spielzüge? Fehlanzeige. Erfolgreiche Einzelaktionen? Fehlanzeige. Auszeit Münster nach dreieinhalb Minuten. Aber es wird nicht besser. 11 Sekunden später Zusammenspiel Hübner/Möller und Hübner schließt per Dunk ab. Wenig später Toni Prostran mit Dreier und dann nochmal Hübner mit Korbleger.
Plötzlich steht es 73:70. Aus +24 sind +3 geworden. Ich fasse es nicht, aber ich glaube an Statistik, gaaaanz fest! Iserlohns Fans sind entzückt, die Trommeln werden gequält. Doch um mich herum werden die Fingernägel kürzer. Das kann doch nicht wahr sein! +24!! Man hatte die Jungs doch schon im Sack! Jetzt +3, wie kann das sein? Iserlohn hat hinten den Schlüssel gefunden die Münsteraner Offense zu stoppen und vorne spielen sie ihre Größe aus. Und sie treffen besser.
Und jetzt?
Foul an Ryan Richmond, er trifft beide Freiwürfe. Foul an Stefan Weß, er trifft beide Freiwürfe. Puh! Wer hätte noch in der vergangenen Saison gedacht, dass bei den Baskets ausgerechnet eine gute Freiwurfausbeute spielentscheidend sein könnte. 77:70, noch 3:35min zu gehen. Angriff Iserlohn. Hübner mit fatalem Pass zu Möller, Turnover. Und dann endlich wieder ein starkes Play der Baskets. Ryan zieht zum Korb, kurzer Pass auf Touray, 79:70. Statistik lügt nicht, es sieht wieder gut aus. Auszeit Münster.Nach dem Timeout der mentale Neckbreaker für Iserlohn: wieder ein Turnover von Hübner, Fastbreak über Reuter auf Touray, der den Ball mit fulminantem Dunk durch die Reuse haut. Die Halle steht! Und als Jasper Günther Ruben Dahmen beim nächsten Angriff den Ball klaut und nach Fast Break selbst abschließt, erreicht der Jubel seinen Höhepunkt. Nach diesem 10 Punkte-Run steht es 83:70 und es sind noch 2:19min zu spielen. Iserlohn versucht alles, muss sich dann aber doch mit 87:76 geschlagen geben. Statistik lügt nicht.
DJ Shimmy spielt Sweet Caroline. Alle singen mit. Keiner will gehen. Party am Berg Fidel! Und Rijad Avdić ist von der Atmosphäre sichtlich geflasht.
Iserlohn war ein ebenbürtiger Gegner. Das Spiel hätte auch anders ausgehen können. Im entscheidenden Moment behielten die Baskets die Nerven, punkteten insbesondere von der Freiwurflinie. Iserlohn scheiterte heute auch an der Turnoverseuche. 22 Ballverluste und nur ein Steal (Münster 8/10). Da reichte auch das überlegene Rebounding nicht, um dies auszugleichen.
Und sonst?
In der Halbzeitpause wurde es emotional. Drei Legenden der Baskets, ohne die all das was der Verein und die Zuschauer aktuell erleben dürfen nicht möglich geworden wäre, wurden vor großer Kulisse verabschiedet. Jan und Andrej König (keine Brüder ) und Coach Philipp Kappenstein traten in den Mittelkreis und wurden minutenlang mit Standing Ovations von den Zuschauern gefeiert. Trikotnachbildungen wurden zur Decke gezogen, die Nummern 5 und 9 werden nie mehr in Münster vergeben werden. Wehmut machte sich breit. Ein paar Eindrücke gibt es hier und hier.
Bildquelle
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.Neunter Sieg im neunten Saisonspiel. Spiel 92 für Münster in der Pro B. Nie gab es weniger als acht Turnover zu beklagen. Adam Touray als Block-Monster. Fünf an der Zahl. Neuer Rekord eines Baskets-Spieler. Ryan Richmond Topscorer(20), zum fünften Mal in dieser Saison.
Jetzt zwei Wochen Pause und dann geht es zu den TKS 49ers nach Stahnsdorf, aktuell Tabellendritte. Wieder eine richtige Challenge. Und wenn dann im Januar oder Februar auch Kai Hänig und Cosmo Grühn wieder dabei sein werden, dann, dann….
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@Cameronia nur mal aus Interesse: Woher beziehst Du die Informationen bzgl der ganzen All-Time-Highs? Alles andere als " eine eigene Datenbank" würde mich doch überraschen
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@mrs sagte in WWU Baskets Münster 2021/22:
@Cameronia nur mal aus Interesse: Woher beziehst Du die Informationen bzgl der ganzen All-Time-Highs? Alles andere als " eine eigene Datenbank" würde mich doch überraschen
Ja, das ist richtig. Ich greife auf eine eigene Datenbank zurück, die alle Daten seit Aufstieg in die Pro B enthält.
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Für Statistik-Freaks anbei ein paar Daten der WWU Baskets im Saison- und Gegnervergleich für die jeweils ersten 11 Spiele. In der ersten Saisonhälfte 20/21 wurde zunächst zwei Mal gegen Schwelm gespielt und nicht gegen die BSW Sixers (wg. Spielverlegung).
Alles ohne Gewähr!
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Wo soll das noch hinführen?
Wir schreiben den 13. April 2019. Zum fünften Mal ist ein Heimspiel der Baskets am Berg Fidel mit 3.000 Zuschauern ausverkauft. Erstes Playoff-Halbfinale gegen Schwenningen. Ein gigantischer Kampf und ein grandioser Sieg. Das Tor zum Finale wird weit aufgestoßen, man gewinnt mit +13. Und es ist der 13. Sieg in Folge für den Pro B-Aufsteiger. Eine Serie für die Ewigkeit? Nein.
Womit wir beim Spiel vom Sonntagnachmittag wären.
Nach unterwöchiger Änderung der Corona-Schutzverordnung dürfen bis zu 750 Zuschauer dem Spiel unter 2G+ Bedingungen beiwohnen, 700 trauen sich.
Doch die Voraussetzungen in diesem Spitzenspiel der Baskets gegen den Tabellenzweiten aus Stahnsdorf, sind ziemlich übel. Corona hat den Kader einmal kräftig durchgefegt, sechs Spieler hat es um die Jahreswende getroffen, und noch immer sind drei davon nicht mit dabei. Neben Jasper Günther, Adam Touray und Joshua Sievers kann auch der handverletzte Cosmo Grühn nicht spielen. Stattdessen holen die Baskets den alten Hasen Andrej König für fünf Spiele mit einer Aushilfslizenz zurück. Und Center Kai Hänig ist wieder dabei. Sein erster Einsatz in dieser Saison nach langer Verletzungspause.Im Ergebnis schaffen es nur neun Spieler auf den Zettel, und die bange Frage ist, wie das spielerisch und auch konditionell funktionieren soll. Schließlich geht es gegen ein Top-Team der Liga, welches in Bestbesetzung mit 11 Spielern angereist ist. Und wie belastbar sind die Rekonvaleszenten? Zudem ist das letzte Ligaspiel schon vier Wochen her, und mit strukturiertem Training war auch nicht viel.
Ich habe keine wirklich großen Erwartungen an das Spiel. Wenn kein Wunder geschieht, ist die erste Niederlage der Saison das wahrscheinlichste Szenario. Wer könnte es dem Team, welches überlegen die Tabelle anführt, verdenken, wenn man heute versucht Schadensbegrenzung zu betreiben, um vielleicht am kommenden Wochenende wieder mit größerem Kader und besserer Fitness gegen Wolmirstedt alles zu geben.
Doch es kommt so anders…
Das erste Viertel plätschert noch dahin. Beide Teams verwerfen reihenweise. Nach Freiwürfen von Richmond steht es 5:5, bevor Stefan Weß und Rijad Avdic auf 9:5 erhöhen. Stahnsdorf hat sich was vorgenommen, die wollen gewinnen. Klar, wenn nicht heute, wann dann? Coach Pastushenko nimmt sofort eine Auszeit, will erst gar nichts anbrennen lassen. Und es wirkt. Ein 7:0-Run folgt, es steht 9:12. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass dieser Spielstand nicht nur die höchste, sondern auch die letzte Führung der Gäste markiert? Ich nicht.
252 Tage nach seinem letzten Liga-Einsatz für die Baskets setzt Andrej König zum Dreier an, verwirft, zieht zum Rebound und trifft den Korbleger zum viel umjubelten 16:12. Auffällig schon jetzt Rijad Avdić. Seine Energie, sein bedingungsloser Einsatz, mal wieder beeindruckend. Hinten holt er sich den Rebound, sprintet los, verlädt Max Stölzel und ist nur durch ein Foul zu stoppen. Avdić an die Freiwurflinie zu schicken, ist für den Gegner ein weitgehend hoffnungsloses Unterfangen. Heute trifft er sechs aus sechs, in der gesamten Saison 15 aus 16, macht 93,8%.
Das Viertel endet mit einem Oli Pahnke, wie man ihn kennt. Der Terrier sprintet nach Einwurf von der Baseline nach vorne, lässt Linus Briesemeister alt aussehen und schließt mit Korbleger zum 22:15 drei Sekunden vor der Viertelpause ab.
Ich bin doch überrascht vom Spielstand und von dem schwachen Auftritt der 49ers. Münster, bisher passabel, aber nicht überragend, profitiert hauptsächlich von der eklatanten Wurfschwäche des Gegners.
In Q2 können sich die Baskets zunächst nicht weiter absetzen. Im Gegenteil, nach Dreier von Giese und Dunk von Ney schließt Stahnsdorf letztmalig bis auf zwei Punkte auf (24:22; 13. Minute).
Harmsen nimmt eine Auszeit, und sowohl Stefan Weß als auch Rijad Avdić treffen ihre ersten Dreier zum 27:22 und 32:24, der bis dahin höchsten Führung im Spiel. Erwähnenswert die Punkte 23 und 24 für Stahnsdorf. Sebastian Fülle mit Korbleger. Es sollen die einzigen Punkte des Stahnsdorfer Topscorers (13,8 PpS) im gesamten Spiel bleiben.
Nachdem Ney per Dunk trifft und noch einen Korbleger zum 32:28 (18. Min) nachlegt, ist Coach Harmsen sauer. Offenbar sehr sauer. Es wird laut. Der erste Schiri möchte zwei Tees haben, die Harmsen bis Spielende versucht in den Katakomben aufzubrühen . Co-Trainer Chad Prewitt übernimmt.
Und wie reagiert die Mannschaft?
Statt Frust zu schieben oder einzubrechen, ist das genaue Gegenteil der Fall. Der Gashebel wird gedrückt. Besonders Avdic haut richtig rein und trifft seinen zweiten Dreier, als Buzzer Beater zum 38:29 Halbzeitstand.
Q3 wird zum Knock-Out-Viertel für die 49ers. Die Defense der Baskets ist einfach zu erdrückend. Ganze sieben Punkte gestatten sie den Gästen in diesem vorentscheidenden Viertel. Jeder fightet für jeden, in der Offense laufen die Plays unter der Regie von Ryan Richmond wie am Schnürchen. Richmond zeigt seine überragende Spielübersicht und Spielintelligenz. Er denkt die Spielzüge voraus. Und wenn die gegnerische Defense zu aufmerksam ist, dann beginnt sein Tänzeln vor der Abwehr. Das bedeutet Alarmstufe Rot für den Abwehrspieler, denn es folgt entweder ein Wurf mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit, oder er zieht mit Vehemenz selbst zum Korb.
Nach dem 44:34 von Hildebrandt erzielt Stahnsdorf sechseinhalb Minuten keinen einzigen Punkt. Für Münster treffen Avdić und Weß mit Dreiern. Kai Hänig mit seinem ersten Punkt der Saison per Freiwurf zum 51:34 (25.) Pastushenko nimmt noch zwei Auszeiten, die ohne positiven Effekt verpuffen. Q3 endet mit 57:36 und in Q4 präsentieren die Baskets nach der Pflicht noch die Kür des Spiels.
Der Widerstand der 49ers ist gebrochen. Andrew Onwuegbuzie verwandelt gleich zwei Dreier zum 60:38 (31.) und 66:42 (33.). Als Stefan Weß die Führung mit einem weiteren Dreier auf 30 Punkte ausbaut, sind die Zuschauer wahlweise aus dem Häuschen oder schütteln nur noch ungläubig den Kopf.
Die vielleicht charakteristischste Szene des Spiels liefert der unermüdlich schuftende Rijad Avdić, dessen Verpflichtung sich immer mehr als ganz großer Glücksfall für die Baskets herausstellt. Er klaut seinem Gegner den Ball, stürmt nach vorne und haut den Dunk mit Wucht und Freude durch die Reuse. Sein Jubel nach solchen und ähnlichen Aktionen ist genau das, was die Nähe zu den Zuschauern schafft. Es ist diese authentische Freude. Er ist Antreiber, Motivator und selbst ein klasse Spieler. Wenn es dafür eines letzten Beweises bedurft hätte, dann ist es dieses Spiel: Topscorer mit Double-Double (23 Punkte/10 Rebounds), plus vier Steals und einer Efficiency von 34. Sein bisher bestes Spiel im Münsteraner Trikot.
Ryan Richmond macht mit einem seiner typischen Drives zum Korb und anschließendem Bonusfreiwurf den Deckel auf das Spiel. Endstand, 83:56. Gegen den Tabellenzweiten.Wo soll das noch hinführen? Ich hätte da eine Idee….
Was bleibt, ist der Eindruck der derzeitigen Unbesiegbarkeit. Die Siegesserie (13) aus der Saison 18/19 wurde eingestellt. Und genau in dieser Serie liegt das theoretische Risiko. Theoretisch deshalb, weil derzeit an keiner Stelle des Kaders auch nur eine Spur von Arroganz oder Überheblichkeit ob der bisherigen Dominanz zu erkennen ist. Dafür ist auch der Headcoach ein Garant. Er wird es nie, nie, nie zulassen, dass nachgelassen wird. Und die Mannschaft trotzt allen Widrigkeiten. Ohne Touray, ohne Grühn, ohne Günther eine solche Leistung, da muss man sich keine Gedanken machen.
Beobachtet man das Verhalten der Spieler untereinander, dann scheint es wirklich ein eingeschworener Haufen zu sein. Und das wirkt sich auf das Spiel aus. Ganz großes Selbstvertrauen bei jedem einzelnen Spieler. Keinerlei Nervosität in kritischen Situationen. Das ist die große Stärke der Baskets in dieser Saison.
Und sonst?
Die Halle dürfte jetzt „Pro A-ready“ sein. Neben dem neuen Parkettboden sind nun auch die Standkörbe samt Cubes und Korbkameras installiert. Und für alle, die nicht in die Halle kommen können oder wollen, wird ein wirklich guter Livestream gesendet, der nicht nur kostenlos ist, sondern in meiner Wahrnehmung ein wirklich hohes Niveau erreicht hat. Mit vielen statistischen Einblendungen und Informationen. Und mit Moderatoren, die man auch als Fan der Gästemannschaft sehr gut hören kann, was leider nicht bei allen Livestreams der Fall ist.
Schon am nächsten Samstag geht es am Berg Fidel gegen den neuen Tabellenzweiten aus Wolmirstedt, so Corona will. +14 waren es im Hinspiel, ich bin gespannt, würde nach dem Gesehenen aber eher weniger Geld auf Wolmirstedt setzen…
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Doch dann kam es wie immer
Für die Besteigung des Everest, den höchsten Berg der 14 Achttausender gibt es verschiedene Wege. Wählt man nicht die Nordroute von Tibet aus, geht es zunächst nach Kathmandu. Um möglichst bequem nach Lukla, dem Ausgangspunkt zum Aufstieg über Namche Bazar ins Basislager, zu gelangen, kann man eine kombinierte Bus-/Fußreise antreten oder bequem den Flieger nehmen. Von Kathmandu gehts dann zum berühmt berüchtigten Airport Lukla, auch bekannt unter dem Namen „Tenzing-Hillary Airport“, benannt nach den beiden Erstbezwingern Edmund Hillary und Tenzing Norgay.
Das Problem dabei: der Flughafen hat so seine Tücken. Hier gilt alles oder nichts. Ein einziger Versuch, kein zweiter. Weder bei der Landung noch beim Start. Nur eine Bahn mit -12 Prozent Neigung. Die endet beim Start im Nichts, bei der Landung an der Felswand. Stottert der Motor beim Start, riskiert man über die Abbruchkante in den Abgrund zu rutschen. Das wars dann.
Fazit: Verlässliches Vollgas beim Start und das präzise Treffen des optimalen Aufsetzpunktes bei der Landung sind Pflicht.
Der Vorteil am Samstagabend war, dass man nicht in Lukla, sondern in der Halle am Berg Fidel startete. Sonst würde man heute Nachrufe verfassen, denn der Motor der Baskets stotterte gewaltig. So heftig wie noch nie in dieser Saison. Von Vollgas keine Spur.
Männer und Gefühle, das ist ja so eine Sache. Mein Gefühl war Samstag plötzlich ein schlechtes. Warum? Ich weiß es nicht. Der Bauch meinte, das wird nichts, schon vor dem Spiel. Eigentlich objektiv unbegründet, aber die Gefühle halt… Immerhin war man wieder fast in Bestbesetzung am Start. Adam Touray und auch Jasper Günther sind wieder zurück.
Und dann dieser Spielbeginn. In Q1 verwerfen die Baskets sechs Dreier, fünf Zweier, einen Freiwurf, verlieren drei Mal den Ball, bekommen sieben Fouls angehängt und erzielen ganze 12 Punkte. In Worten: zwölf! Das gabs in dieser Saison noch nicht. Ende Q1 sind 53 Saisonviertel gespielt, und dieses ist ein Tiefpunkt. Zwei Dreier von Helge Wezorke und ein Korbleger von Andrew Onwuegbuzie, der Rest Freiwürfe, das wars. Richmond mit einigen unglücklichen Aktionen, Kai Hänig mit zwei Fouls in 13 Sekunden und immer wieder Fehlwürfe. Und Wolmirstedt? Ganz starke Defense, kein Vergleich zu Münster. Aber offensiv bis zum 12:10 der Münsteraner auch mau. Doch dann ein 9:0 Run innerhalb von 72 Sekunden durch Dreier von Talbert und zwei von von Waaden, schon steht es 12:19. Höchster Q1-Rückstand der Saison für Münster! Kein Wunder bei einer Trefferquote von mageren 24% aus dem Feld.
O.k. denke ich, wie befürchtet. Aber drei Viertel sind ja noch zu spielen. Hoffnung.
Stattdessen kommt die Abbruchkante näher. Und daran hat nicht nur Wolmirstedt seinen Anteil, sondern auch der zweite Schiedsrichter. Ich hasse es, Schiedsrichterleistungen zu kritisieren! Es gibt fantastische Gespanne, die man während des Spiels kaum wahrnimmt. Und dann gibt es welche, die das Spiel nicht laufen lassen, weil sie U12-Maßstäbe anlegen. Und leider fällt der erwähnte Schiri immer wieder durch sein überaus kleinliches und aus meiner Sicht, alles andere als spielförderndes Pfeifen auf. Da spielen Männer mit Pro A-, teilweise BBL-Background und keine Kinder!
Q2 beginnt für Münster übel, und es wird immer übler. Erst Helge Wezorke mit erfolglosem Dreierversuch. Wenig später steht Reuter vier Meter vor Haufs und lässt diesen völlig unbedrängt drei Punkte werfen. Adam Touray mit Pass in die Hände des Gegners, Haufs im Gegenzug mit schönem Anspiel auf Borekambi untern Korb und Münster liegt mit 10 Punkten hinten (16:26, 13. Minute). Auszeit Münster. Die Defense ist erbärmlich, keinerlei Aggressivität. Wolmirstedt spielt schnell und immer wieder mit erfolgreichen Pässen zum Low Post Spieler. Stefan Weß und Ryan Richmond mit zwei Fehlversuchen von der Dreierlinie, Touray vergibt einen einfachen Korbleger und foult wenig später Talbert beim Dreier. Der nutzt die Chance aus drei Freiwürfen und stellt auf 19:31 (15. Min) aus Münsteraner Sicht. -12 in einem Spielverlauf? Auch das gabs für Münster in dieser Saison noch nicht. Das einzig Positive: schlimmer sollte es nicht kommen, der Tiefpunkt war erreicht.
Jasper Günther ist nach krankheitsbedingter Auszeit in prächtiger Spiellaune, nimmt sich einen Dreier und trifft zum 22:31. Ein Brustlöser. Ab jetzt geht es aufwärts. Wenig später Richmond mit „seinem“ Wurf aus der Halbdistanz und es steht 24:31.
Eiko Potthast ruft seine Männer zum Timeout. Bringt nichts. Münster wird aggressiver. Jasper Günther nervt Philipp Lieser beim Spielaufbau, klaut ihm den Ball. Wenig später Richmond mit seinem nächsten Halbdistanztreffer. 26:31. Münster kommt! Günther mit weiterem Dreier zum 30:34. Er hat so richtig Bock! Und Richmond trifft noch einen hinterher, 33:34 (18. Min). Dann wieder ein lächerlicher Foulpfiff gegen Touray, Harmsen kurz vor einem T. Noch 6,7 sec in der ersten Hälfte zu gehen. Einwurf Günther zu Wezorke, zurück zu Günther, der zieht zum Korb, wirft einen Notwurf, trifft und verwandelt auch den Bonusfreiwurf zum 40:40 Ausgleich in letzter Sekunde. Gedanken an die 2.300 wegen Corona nicht anwesenden Zuschauer lassen mich seufzen. Trotzdem tolle Stimmung und große Begeisterung auf den Rängen!
O.k., die ersten 15 Spielminuten hätte sich Münster schenken können. Das war einfach ganz schlecht. Punkt.
Mit Q3 beginnt das Spiel (fast) neu, wäre da nicht die hohe Foulbelastung der Münsteraner. 14 stehen auf dem Scoreboard, für Wolmirstedt werden deren sieben notiert.
Endlich steht die Defense. Druckvoll, konzentriert, hellwach. Allen voran Jasper Günther. Vorne trifft er zwei Punkte in Richmond-Manier aus der Halbdistanz (42:40, 22. Min) und in der Defense rackert er unermüdlich. Jasper im Trainingsrückstand? Ich merke nichts davon. Es dauert ganze dreieinhalb Minuten, bis Jan Bergen per Dreier die ersten Punkte für Wolmirstedt in Q3 erzielt (46:43, 24.). Nach Steal des wie immer hochmotiviert kämpfenden Rijad Avdić trifft Stefan Weß seinen ersten Dreier (49:43, 25.) und gibt den Zuschauern einen kleinen Vorgeschmack auf das, was in der letzten Viertelstunde noch folgen wird. Bergen verkürzt für Wolmirstedt letztmalig auf zwei Punkte zum (49:47, 26.).
Günther, nochmal Günther und Avdić per Freiwurf, schon steht es 54:47 und Münster nimmt Fahrt auf. Steal Günther, Rijad Avdiiiiiiić kriegt den Ball, rast nach vorne und haut seinen obligatorischen Dunk durch die Reuse. Die Halle tobt und Rijad flippt vor Freude übers Feld. That´s it!! 56:47, Timeout Wolmirstedt.
Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie Oli Pahnke seine Rolle ausfüllt. Er erzielt zwar keinen Punkt in diesem Spiel, steht aber speziell Lieser beim Aufbau so dicht auf den Füßen, dass dieser sichtlich genervt ist. Nach einem spektakulären Block von Thomas Reuter gegen den 2,06m-Mann Adenekan geht’s mit 57:52 in die letzte Runde. Acht Turnover der Sachsen-Anhaltiner und sieben Steals von Münster in Q3 dokumentieren die Effektivität der Münsteraner Defense.
Q4 wird dann zu einer Demonstration dessen, was Münster in dieser Saison auszeichnet: No mercy! Ein bedingungsloser Fight vorne und hinten, allen voran Rijad Avdić. Knallharte Defense. Martin Bogdanov, im Hinspiel mit 23 Punkten noch Topscorer des Spiels, erzielt heute genau einen Freiwurfpunkt, kein einziger Feldwurf findet das Ziel. Auch Bill Borekambi in der zweiten Hälfte mit nur vier Punkten.
Als Richmond aus der Halbdistanz auf 63:52 (32.) ausbaut ist für mich klar, dass Münster dieses Spiel gewinnen wird. Jordan Talbert trifft noch einen Dreier für seine Farben. Und was macht Rijad Avdić? Er kopiert Talbert zum 66:55. Avdic, in der ersten Halbzeit noch ohne Punkte, erzielt 13 Punkte in der zweiten. Ein begeisternder Spieler! Man hat den Eindruck, er versucht seine wegen der Pandemie verlorenen Basketballmonate komprimiert nachzuholen. Hoffentlich endet sein Engagement bei den Baskets nicht zum Ende der Saison.
34.Minute, Richmond steht hinter der Dreierline, der lange Adenekan ein Meter vor ihm, und Ryan trifft rotzfrech zum 69:57. Wenig später Helge Wezorke von der gleichen Stelle zum 72:57. Es beginnt bitter zu werden für Wolmirstedt, aber es sind noch über sechs Minuten zu gehen. Und weil es gerade so schön ist, Avdić, gleiche Stelle, gleicher Wurf, 75:57 (35.). Man traut seinen Augen nicht! Potthast nimmt eine Auszeit, Wolmirstedt lässt die Köpfe hängen.
Vier Dreier in gut zwei Minuten sind die Vorentscheidung. Und das sollte es noch nicht gewesen sein. Thomas Reuter lässt sich nicht lumpen und zeigt, dass auch er es kann: Dreier zum 78:59 (35.). Wie gefährlich von Waaden ist, wenn man in lässt, zeigt er mit zwei Dreiern in Folge zum 80:62 und 80:65 (38.). Das ist der vorletzte Treffer des Spiels, bevor Stefan Weß mit einem wunderschön geworfenen Dreier zum Endstand von 83:56 einnetzt.Von -12 auf plus 18 gegen den Tabellenzeiten. Wow, das hätte ich nicht gedacht. Die ersten 15 Minuten stotterte der Motor mächtig, der Abgrund kam bedrohlich nahe, zumindest im Auge des Betrachters. Aber diese Außensicht war eine falsche. Das aktuelle Vertrauen in die eigenen spielerischen und auch konditionellen Fähigkeiten scheint unendlich zu sein. Auch dann, wenn man in den ersten 15 Minuten ziemlich grottig spielt. Nie hatte man den Eindruck, dass die Baskets an sich zweifelten. Es ging einfach stoisch weiter. Und am Ende war es dann wie immer. Der 14. Sieg in Folge. Neuer Rekord.
Und sonst?
Wenn alle 14 Achttausender erfolgreich bestiegen sind, dann braucht es neue Ziele. Ein Durchmarsch?
Ansonsten keine statistischen Ausreißer. Aber 13 Steals und sechs Blocks sind schon ein Statement. Beeindruckend für mich spielten Günther, Richmond, Avdić und vor allem auch Stefan Weß. Luft nach oben, aus meiner Sicht noch für Thomas Reuter und vor allem Andrew Onwuegbuzie. Er kann so viel mehr, als er derzeit aufs Feld bringt. Aber die Saison ist ja noch lang.
Nächsten Samstag geht’s nach Bernau. Hoffentlich bleibt das Virus draußen und das Spiel kann stattfinden.
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Wie immer schön beschrieben von Cameronia.
Ich hatte in der 1. Halbzeit auch die Befürchtung, dass die 1. Saisonniederlage fällig ist.
Der Game-Changer war m.E. Jasper Günther. Mit ihm kam die notwendige Intensität in das Spiel der WWU Baskets. Wie dann das Spiel gedreht wurde, war schon beeindruckend.
Rijad Avdic ist eine Top-Verpflichtung. Ich hoffe, den sehen wir auch in der nächsten Saison in MS -
Mein Herz!
Schwarze Löcher haben ja die unangenehme Angewohnheit alles zu verschlucken, was ihnen zu nahekommt. Ab einer gedachten Linie, die man tatsächlich als „Event Horizon“ bezeichnet, verschwindet alles in dem Loch. Der Event Horizon bildet quasi die Grenze zwischen einer Zone davor, wo man Dinge beobachten kann und einer unbeobachtbaren Zone dahinter. In Sandersdorf heißt das Schwarze Loch aktuell Sixers-Dome, und der Event Horizon wird durch die Hallenwand markiert.
Hat man diese Grenze nach innen überschritten, gibt es kein Zurück mehr. Keine bewegten Bilder, keine Töne, nichts kommt da mehr raus. Soll angeblich an der Krümmung der Raumzeit liegen.
Dieses Phänomen zeigte sich am heutigen Abend all den Fans, welche Schwarze Löcher eher meiden oder aufgrund eines Virus aktuell meiden müssen, eindrucksvoll am Bildschirm.
Deshalb habe ich einen detailreichen Spielbericht für Q1, Q2, Q3 und Q4 aus Sicht der BSW Sixers und aus Sicht der WWU Baskets geschrieben.
Und sonst?
Ein Livestream wäre schön gewesen. Oder zumindest ein Kardiologe!
Schwächste 2er-Wurfquote (42,4%) und Gesamtwurfquote (47,6%, incl. FT) der Saison. Und der knappste Sieg.
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(Darstellung aus Sicht der WWU Baskets Münster) -
Wenn ich richtig gerechnet habe, hätte nach einem möglichen Sieg der WWU Baskets morgen Nachmittag gegen Wedel nur noch ein anderes Team die theoretische Chance Münster zum Ende der Hauptrunde von Platz 1 zu verdrängen: Düsseldorf.
Dazu müsste Münster…
a) alle weiteren Spiele verlieren,
b) darunter das Spiel gegen Düsseldorf mit mindestens 12 Punkten und
c) Düsseldorf alle weiteren Spiele gewinnen.
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Wenn vier Trommler das Beste sind
Es gibt grandiose Siege, schöne Siege und solche wie gestern. Not gegen Elend wäre sicher eine maßlos übertriebene Kritik am Gesehenen, aber Spaß hat es nicht gemacht, zumindest mir nicht. Und wenn ich die Körpersprache von Coach Harmsen richtig interpretiert habe, dann war es auch für ihn phasenweise nur schwer erträglich.
In meiner Jugend war ich Regattasegler, viele Jahre. Fast jedes Wochenende zwischen April und Oktober unterwegs, manchmal auch ganze Wochen. Bei Meisterschaftsregatten, die meist eine Woche dauerten, konnte man sein schlechtestes Wettfahrtergebnis streichen, hatte quasi einen Schuss frei. An dieses sogenannte Streichresultat erinnert mich das Spiel gestern. Aber ich kann es irgendwie verstehen, dass es so war. Schon vor dem Spiel hatte ich mich gefragt, wie die Baskets die noch anstehenden sieben Spiele der Hauptrunde mental angehen werden, wie sie die Motivation für gute Spiele hochhalten wollen.
Es ist keine Hellseherei, wenn man davon ausgeht, dass die Baskets die Hauptrunde als Tabellenerster der Nordgruppe abschließen werden. Soll man mit dieser praktischen Gewissheit im Hinterkopf mit Volldampf bis Game 22 durchziehen, dabei vielleicht Verletzungen riskieren? Oder soll man nur als Sparringspartner agieren, die Kräfte schonen und ein wenig experimentieren?
Letzteres kann ich mir unter Björn Harmsen nicht vorstellen, obwohl es durchaus auch dafür gute Gründe geben würde.
Wie man die letzten Hauptrundenspiele angeht, darf sich nur an der Antwort auf die Frage ausrichten, was das Richtige ist, um mental, physisch und spielerisch optimal in die Playoffs zu starten. Und das wird ein Balanceakt.Ich komme in die Halle, schaue auf das Scoreboard und vermisse die Nummer 0 bei Wedel. Jordan Walker, 290 Punkte in der laufenden Saison und damit knapp doppelt so viele wie Hendrik Drescher (170) als zweitstärkster Punktelieferant, ist nicht mit dabei. Schade, ich hätte ihn gerne mal live gesehen. Auch PG Leif Möller und Center Aurimas Adomaitis fehlen. Das sind drei der vier erfolgreichsten Schützen des Hinspiels.
Im Gegensatz dazu tritt Münster erstmals in dieser Saison in Bestbesetzung an, auch Cosmo Grühn ist nach neun verletzungsbedingt verpassten Spielen wieder am Start.
Q1 beginnt mit einer kreativen, weil völlig neuen Starting Five der Baskets. Reuter, Weß, Hänig, Grühn und Pahnke harmonieren überraschend gut und dominieren die ersten Minuten. Dreier Stefan Weß, ein Drive von ihm plus Bonusfreiwurf und ein Abstauber von Reuter, schon steht es 8:0.
Läuft!
Münster, druckvoll in der Defense, zwingt Wedel zu vielen Fehlern. Richmond mit „seinem“ Halbdistanzler zum 15:7. Beim Einwurf direkt der Steal vom wieder toll aufgelegten Jasper Günther, Pass zu Adam Touray, der zieht kraftvoll zum Korb (17:7; 6. Minute) und trifft auch den fälligen And1. Als Jasper dann mit einem wunderschönen Move die Wedeler Defense narrt, steht es 20:7 und der geneigte Zuschauer denkt sich, hatten wir schon, passt, läuft irgendwie wie immer, macht Spaß zuzuschauen.Doch das mit dem Spaß sollte sich noch ändern.
Richmond mit Steal und Fast Break, Pass zu Avdić und der vergibt kläglich den Korbleger. Harmsen wartet mit einer Steffen Baumgart-Parodie auf und steht dabei zu nah am Schiedsrichter. Fünftes T für ihn in dieser Saison. Ryan versucht, den Schiri noch umzustimmen. Vergeblich. Hendrik Drescher, bester Mann des Spiels, trifft den fälligen Freiwurf und wenig später verkürzen Kuku und nochmal Drescher mit zwei schnörkellosen Dreiern auf 22:17 (10. Min.). Aus plus 13 sind plus fünf geworden und die Trommler eskalieren.
Die hatte ich ja noch gar nicht erwähnt. Aus Wedel sind die #yallaRisters mit am Start, der Fanclub der Norddeutschen. Und die lassen es richtig krachen. Halten die Lautstärke mit vier Trommeln phasenweise über 100 Dezibel. Direkt hinter der Wedeler Bank. Die Jungs müssen Trommelfelle aus Stahl haben. Aber sie verleihen dem Spiel eine tolle akustische Atmosphäre, zumal sich die Münsteraner Stochanis im inzwischen vierten Heimspiel in Serie nicht blicken lassen, was mehr als schade ist. Stefan Weß setzt mit seinem zweiten Dreier zum 25:17den Schlusspunkt in einem gutklassigen ersten Viertel.
Es dauert zu Beginn von Q2 eineinhalb Minuten und sieben Fehlwürfe, bevor die ersten Punkte fallen. Jasper Günther schlängelt sich durch die Wedeler Defense und trifft per Korbleger. Anschließend zwei Missverständnisse des Point Guards hintereinander mit Touray und Onwuegbuzie, die zu zwei Turnover führen. Die für mich beste Aktion des Viertels ist ein Steal von Günther gegen Schrader mit anschließendem Fast Break und einer No-Look-Übergabe an Richmond, der mit Korbleger zum 31:21 (15.) abschließt. Rijad Avdić zwingt den Wedeler Coach Blode dann mit seinem einzigen Dreier des Spiels zur nächsten Auszeit.
Was auffällt: Münster ist beim Rebounding drückend überlegen, ohne diese Überlegenheit in einen konsequenten Ausbau der Punktedifferenz umsetzen zu können.
Schraders Dreipunktwurf wird von Stefan Weß´ drittem Dreier gekontert und anschließend gibt es wieder ein Tänzchen von Richmond. Es ist wie das Zischen einer Schlange vor dem Biss. Und Ryan beißt mit einem langen Zweier zum 39:24 (16.) zu. Der Rest von Q2 ist nicht erwähnenswert, mit 45:29 geht es in die Pause.
Nach der Halbzeit wird es grottig. Foul von Cosmo Grühn und beim fälligen Einwurf ist die Baskets-Defense im kollektiven Tiefschlaf. Scredojevic legt den Ball unbedrängt in den Ring. Wenig später zwei Punkte von Adam Touray, bevor bei Münster gar nichts mehr geht und bei Wedel nicht mehr viel. In knapp sechs Minuten kein einziger Feldpunkt für die Baskets, dafür sieben Fehlwürfe und fünf Turnover. Ende Q3 sind es gar acht Turnover nur in diesem Viertel. Ich gebe den horizontalen Wackeldackel.
Die Münsteraner Offense stockt gewaltig. Der Ball läuft nicht, alles ist ausrechenbar. Und eben Ballverluste ohne Ende. Man darf sich bei Wedel bedanken, dass sie diese katastrophalen Minuten der Baskets nicht für sich nutzen. Mit Walker, Möller und Adomaitis würde das vermutlich anders aussehen. Aber die Trommler halten zumindest das akustische Niveau auf einem bundesligatauglichen Level.
Und Björn Harmsen? Er ist außer sich. Traktiert den Bandenschutz und redet intensivst und gestikulierend auf die Bankspieler ein. Als Spieler wäre ich jetzt lieber weit weg auf dem Feld…
Thomas Reuter bleibt es vorbehalten, mit einem seiner beiden Dreier den Fluch zu brechen (51:36; 27.). Doch es wird nicht wirklich besser. Andrew Onwuegbuzie stürmt beim Fast Break nach vorne und vergibt einen weiteren Korbleger. Man glaubt es kaum, aber es folgt tatsächlich ein Highlight. Jasper Günther stibitzt Schrader den Ball im Vorfeld, zieht direkt zum Korb und trifft per artistischem Floater trotz Foul. Sein verschmitzter Blick ins jubelnde Publikum spricht Bände. Auszeit Wedel. Günther trifft auch den Bonusfreiwurf und wenig später noch einen Dreier zur bislang höchsten Führung im Spiel (57:39; 29.) Knapp eine Minute vor Ende des Viertels dann das mMn beste Play der Baskets in Q3, welches Wezorke zum 59:41 abschließt.
Wird es in Q4 besser? Nicht wirklich. Löcher in der Defense, wie man sie selten sieht. Moritz Kröger und Linus Hoffman völlig unbedrängt mit zwei Treffern für Wedel, dazwischen Helge Wezorke mit einem Dreier für die Baskets (63:45; 33.). Adam Touray scheitert mehrfach beim Korbleger und hinten fehlt bei den Baskets schlicht die Einsatzbereitschaft und die Konzentration.
Jelic verkürzt mit Dreier auf -13 Punkte, und so plätschert das vierte Viertel in einem Korridor von -13 bis -16 aus Wedeler Sicht vor sich hin. Reuter, Wezorke, Richmond und für Wedel Hendrik Drescher liefern sich noch ein kleines 3er-Shootout, bevor Günther einen sehenswerten Drive gegen Schrader zum 77:62 (39.) trifft, gefolgt von einem weiteren, wieder gegen Schrader. Aber hinten nichts Neues. Kein Bock auf konsequente Defense.
Ryan Richmond setzt nach einem Steal den Schlusspunkt zum 81:64 in einem schwachen Spiel beider Teams. Und ich habe Nackenschmerzen vom Wackeldackeln.
Was festzuhalten bleibt, ist, dass m.E. die Trommler der #yallaRisters die beste Leistung des Abends gezeigt haben.
Trotz des enttäuschenden Auftritts der Baskets muss man sich immer die Situation vor Augen halten. Welcher Leistungssportler kann, auch wenn er will, die 100% geben, wohlwissend, dass es eigentlich einigermaßen wurscht ist, ob er dies tut. Er kann es noch so wollen, der Kopf ist dem Vorhaben meist im Wege.
Womit wir bei der zentralen Aufgabe des Trainerteams in den nächsten Wochen wären. Es muss gelingen, die nächsten Wochen nicht nur die Spielstruktur zu stärken und zu stabilisieren, sondern auch die Motivation hochzuhalten, damit genau das gelingen kann. Wenn Münster am kommenden Samstag in Düsseldorf gewinnt oder mit weniger als 12 Punkten verliert, dann weiß der Kopf, dass die letzten fünf Spiele für die Galerie sind, zumindest was den ersten Tabellenplatz angeht, denn der ist dann sicher. Trotzdem sind sie unendlich wichtig, um mit dem notwendigen Selbstvertrauen und der spielerischen Stabilität auf dem höchstmöglichen Niveau in die Playoffs zu starten.
Vielleicht ist es ja schon Motivation genug zu wissen, dass man sich, Stand heute, nur zwei Niederlagen in der Hauptrunde leisten darf, um im Falle des erträumten Finalspiels das Rückspiel um die Pro B-Meisterschaft und die Feier des dann bereits erreichten Aufstiegs zusammen mit den eigenen Fans in einer garantiert berstend vollen Halle am Berg Fidel feiern zu dürfen. Um die Wurst geht es im April/Mai. Bis dahin, meine Wette gilt, gibt es keine Kapazitätsbeschränkungen mehr. Finale am Bergfidel, das wäre die Krönung der letzten vier Jahre, und die sollte in den verbleibenden Hauptrundenspielen nicht leichtfertig riskiert werden.
Und sonst?
Es war Spiel 99 für die Baskets in der Pro B. Spiel 100 findet also in Düsseldorf statt. Das ist für einen Ex-Kölner Imi wie mich eine nur schwer zu verdauende Tatsache.
In den 98 Spielen zuvor gab es in nur vier Spielen noch mehr Fehlwürfe aus dem Feld wie gestern (47). Die Gesamtwurfquote aus Feld- und Freiwürfen war mit 44,6% die schwächste der gesamten Saison.
Dafür stellten die Baskets mit 57 Rebounds einen neuen Rekord für sich in der Pro B auf.Ryan Richmond mit Double-Double (11 Punkte/10 Rebounds) und Helge Wezorke nur knapp dran vorbei (16/9).
Und dann gibt es noch etwas Erwähnenswertes: Kai Hänig hat 72 Pro B-Spiele für die Baskets absolviert. Gestern ist er zum dritten Mal ohne Foul durchgekommen.
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…hab das Spiel nicht ganz so schlecht gesehen wie Cameronia (bis auf das 3. Viertel, das war wirklich schwach). Das “Problem” war vielleicht, dass man schon nach wenigen Minuten das sichere Gefühl hatte, dass MS das Spiel gewinnen wird. Dann haut man als Spieler eben nicht mehr 100% raus (ist ja auch irgendwie verständlich)
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…neben der vom Coach zurecht angesprochenen fehlenden Intensität auf Seiten der WWU Baskets sehe ich als weiteren Grund für die Niederlage, dass die Baskets Lennart Boner nie in den Griff bekommen haben. Der hat die Körbe auf beiden Seiten des Spielfeldes total beherrscht. Am Ende standen 18 Punkte, 19 (!) Rebounds und 3 Blocks auf dem Stat-Bogen. Da hätte man sich einen Kai Hänig im Kader gewünscht, der als körperlich sehr starker Spieler wahrscheinlich physisch hätte dagegen halten können. Adam Touray scheint noch unter den Folgen seiner Corona-Infektion zu leiden. Anders kann ich mir 9 Minuten Spielzeit in einem Spiel, bei dem der gegnerische Center so dominiert, nicht erklären.
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Das sehe ich ähnlich. Touray drei Defensiv-Rebounds, Boner 15. Das sagt eigentlich schon alles. Und Touray mit der geringsten Spielzeit in der Saison, ohne Foul-Trouble. Entweder wird da schon geschont oder es hat gesundheitliche Gründe.
Ich glaube, dass die Hauptursache im mangelnden unbedingten Willen bei allen Beteiligten liegt. Irgendwie nachvollziehbar. Unter reinen Effizienzgesichtspunkten macht der Kampf um die letzten Prozent aktuell auch wenig Sinn. Im Hinterkopf wird derzeit bei allen das Wozu und Wofür rumgeistern. Lieber auf die Gesundheit achten und keine Verletzungen riskieren. Man sollte nur rechtzeitig vor den Playoffs wieder die Kurve kriegen, um mit maximalem Drive in diese zu starten. Ich gehe davon aus, dass wir noch zwei bis drei solcher uninspirierten Spiele wie am Samstag sehen werden, ohne dass diese unbedingt alle zu Niederlagen führen müssen.
Aber Gießen hat Münster ja gestern den Gefallen getan, Dresden in der Süd zwei weitere Minuspunkte zuzufügen. Münster kann sich also eine Niederlage mehr leisten, ohne das denkbare zweite Finalspiel am am Spielort Berg Fidel zu riskieren. Aber der Weg dahin ist noch weit.
Leichtigkeit und Gier fehlen trifft es mMn recht gut.
Und Kai Hänig soll eine Blessur haben.
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Wenn ich die heutigen Vereinbarungen von Bund und Ländern richtig interpretiere, bedeutet das für Münster und die Heimspiele am Berg Fidel das Folgende:
- kommenden Samstag gegen Rhöndorf maximal 900 Zuschauer
- gegen Schwelm am 12. März maximal 1.800 Zuschauer
- alle Spiele danach in den Playoffs bis zu 3.000 Zuschauer.
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Oh, in Schwelm dürfen am kommenden Samstag im Spiel gegen Stahnsdorf schon 750 Zuschauer in die Schwelm-Arena kommen (entspricht 50% Auslastung). Würde für Münster gegen Rhöndorf am Samstag 1.500 bedeuten…
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Kavalierstart, gefolgt von einer Dystokie
Nach einem wahren Blitzstart zum 14:2 innerhalb von 138 Sekunden, basierend u.a. auf vier Dreiern von drei Spielern (2x Weß, Richmond, Günther), entwickelte sich ein sehr zähes Spiel, mit kurzen Höhen und einigen Tiefen. Letztlich hat es noch zu einem klaren Sieg gereicht, auch wenn es drei Minuten vor Ende der ersten Halbzeit beim 37:37 und auch in der 34. Minute beim 64:62 noch nicht danach aussah.
Ich hatte den Eindruck, dass Münster immer noch nachlegen konnte, wenn es denn notwendig war. Das taten sie dann jeweils, ohne ans Limit zu gehen. Wozu auch.
Damit stehen sie schon jetzt uneinholbar als Sieger der Hauptrunde fest und warten nun auf den Achten der Pro B Süd, gegen den es ins Achtelfinale gehen wird. Das kann noch einen langen Monat dauern.
So zäh wie das Spiel wäre auch ein detaillierter Spielbericht dazu. Es macht mir keinen Spaß, über Spiele zu schreiben, welche mich emotional nicht wirklich „touchen“. Aktuell sind die Voraussetzungen einfach nicht gegeben, Spiele auf höchstem sportlichen Niveau erwarten zu dürfen. Verständlicherweise.Ich finde, Thomas Austermann und Henner Henning von den Westfälischen Nachrichten haben das Spiel perfekt beschrieben. Deshalb verlinke ich den Artikel hier, da dem eigentlich nichts hinzuzufügen ist.
Auffallend für mich war (mal wieder) die unglaubliche Power von Jasper Günther (15 Punkte), der insbesondere im viertel Viertel zum Erfolgsgaranten wurde und alleine neun der 16 Feldpunkte in Q4 erzielte. Auch Rijad Avdić erzielte 15 Punkte und fütterte Spiel und 850 Zuschauer immer wieder mit der notwendigen positiven Emotionalität. Stefan Weß wollte von der ersten Sekunde an seinen schwachen Auftritt in Düsseldorf vergessen lassen und lieferte ein gutes Spiel ab.
Ich bin offensiv kein Fan von Kai Hänig. Ganz zu schweigen von seinen Freiwürfen. Aber was er gestern beim Rebounding ablieferte, das war erste Sahne. Neun Rebounds, das ist der zweithöchste Wert in seiner Pro B-Karriere bei den Baskets.
Und damit hatte er einen großen Anteil an der Zahl 40. 40 Defensiv-Rebounds in einem Spiel, das gabs für die Baskets in 101 Pro B-Spielen auch noch nicht.
Jetzt zwei Wochen Pause, dann geht’s zum letzten Heimspiel der Hauptrunde gegen den Tabellenvierten aus Schwelm. Bis zu den Playoffs muss man die Spannung so modulieren, dass sie Ende März dazu geeignet ist gleich mit einem Paukenschlag in die Playoffs zu starten. Das wird schwierig genug werden. Spielerisch erwarte ich in den nächsten vier Begegnungen nicht viel. Aber vielleicht wird man ja überrascht.
So wie es derzeit aussieht, dürfen die Hallen nach dem 20. März wohl wieder voll ausgelastet werden. Ich habe allerdings inzwischen meine Zweifel, ob zumindest zu Beginn der Playoffs die Halle voll werden wird. Die covidbedingten Bedenken sind bei vielen Fans sicher noch zu groß, ob zu Recht oder zu Unrecht sei dahingestellt. Hier muss in den nächsten Wochen jedenfalls die berühmte Trommel gerührt werden.
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Last but not least und das ist definitiv nicht despektierlich gemeint, mich würde ehrlich interessieren, was Rhöndorfs Coach nach dem Anschauen einer Coach-Cam zu seinem Coaching-Stil sagen würde. -
…die Bedeutung von Kai Hänig für das Team wird m.E. oft unterschätzt. Der wird natürlich kein “Filigran-Basketballer” mehr. Aber er bringt etwas mit, was auch sehr wichtig für das Team ist; nämlich Physis und Präsenz unter dem Korb. Mit diesen Skills hat er innerhalb des Teams fast so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal
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Ach. Du. Scheiße.
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@aldimarkt sagte in WWU Baskets Münster 2021/22:
In ProA/ProB werden schon seit mehreren Wochen keine Spielerlizenzen mehr ausgestellt. Der Zeitraum für Transfers ist beendet.
ok, danke für die Info
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15 Playoff-Teams in der Pro B stehen nun fest, nur die Nummer 16 fehlt noch. Und wie der Zufall es so will, wird just der Achtelfinalgegner der WWU Baskets im letzten Spiel der Pro B Süd noch gesucht.
Am kommenden Samstag steigt dazu ein echtes Endspiel um die Playoff-Teilnahme in Hanau. Die White Wings empfangen die gestern gegen die Bayern siegreichen Depant GIESSEN 46ers Rackelos um 16 Uhr. Der Sieger der Partei vermeidet nicht nur die Playdowns, sondern darf/muss sich bereits am Samstag, den 2. April um 19.30 Uhr am Berg Fidel beweisen.
Es wäre den Gießenern zu wünschen, ist doch doch der altehrwürdige (BBL-)Standort gerade gewaltig am Taumeln. Im Worst Case steigen die 46ers aus der BBL ab und die Rackelos aus der Pro B.
Somit ist für die Münsteraner Fans Zuschaustress angesagt: um 16.00 Uhr den Gegner fürs Achtelfinale besichtigen und um 19.00 Uhr dem letzten, unbedeutenden Hauptrundenspiel der Baskets in Bernau beiwohnen.
Beide Spiele werden per Livestream auf Sportdeutschland.tv übertragen.